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Bilderatlas zur Kunst und Kulturgeschichte Mittel-Asiens : vol.1 |
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mit solchen mit Tafelfiillung (in den Spatien zwischen den Spangen) abzuwechseln scheinen. Verwandte, aber niedrigere, Spangenhelme mit kurzem Nasal und kugelförmigem Ansatz tragen die iranischen(?) Krieger auf der manichäischen Miniatur Fig. 59. Der Helm des ebenfalls einer manichäischen Miniatur entstammenden Kriegers (Fig. 63) endlich ist von anderer Konstruktion : er ist aus mehreren (vier?) Teilen zusammengenietet und mit einem hohen kegelförmigen Aufsatz versehen. Verwandte Heimtypen sind später bei Persern, Türken und Mongolen häufig. Mit den assyrischen Helmen (Fig. 46a) möchte ich keine dieser Heimformen in direkte Beziehung bringen, obwohl ich nicht bezweifeln kann, daß der dort abgebildete Panzer — die Richtigkeit der Wiedergabe vorausgesetzt ! — auf die Panzer der iranischen Völkerschaften Persiens und Ostturkistans nicht ohne Einfluß geblieben ist. Die Spitzhelme der Assyrer, obwohl in der Form dem zuletzt erwähnten Typ nicht unähnlich, dürften aus einem Stück, nicht aus mehreren Teilen bestehen.
Von Gruppe 2 erfordert die unter d aufgeführte Helm- (oder Hut-) Art eine besondere Besprechung. Auf der berühmten Gandhära-Skulptur, die den Angriff des Mara darstellt (Fig. 46) trägt der vorderste der dämonischen Krieger (ganz r. vom Beschauer) einen sehr merkwürdigen Helm, der im Prinzip einigermaßen an die um den Beginn des i6. Jhdt. in Spanien unter dem Namen m o r i o n auftretende Panzerhaube erinnert. Wie sie zu den Spaniern gelangte, ist mir nicht bekannt, da aber kein anderes europäisches Land in eine so lange und vollkommene Abhängigkeit von islamischen Orientalen gelangt ist, darf man vielleicht annehmen, daß sie aus dem Osten kam'. In der Oase von Kutscha sind wir zweimal auf (wohlerhaltene) Darstellungen eines Helmes (Hutes?) gestossen (Fig. 72, 77), der vielleicht für eine Abwandlung (mit den üblichen Mißverständnissen und Verdrehungen) des Gandhära-„morion", gehalten werden darf. Sei dem wie ihm wolle, mir erscheint es unzweifelhaft, daß in den merkwürdigen Hauben der germanischen Leibwächter des Königs Lothar (Fig. 78) eine weitere Entwicklung des Typs vorliegt.
Die Vajrapäni-Helme der Gruppe 3 sind möglicherweise ebenfalls Entwickelungen aus dem Gandhära-Helm der Fig. 46. Grünwedel hat diese Heimform behandelt in seiner Arbeit AtheneVajrapani2, die wir hier anführen, obwohl wir ihm nicht, wie übrigens bei diesen ersten Versuchen sehr erklärlich, überall zu folgen vermögen.
DER SCHILD. Auf den ältesten unserer Bilder (Kutscha) fehlt der Schild vollkommen. Da er aber bei den alten Persern in Gebrauch war, und auch die Saken auf den berühmten Reliefs zu Persepolis schon den (geflochtenen) Schild tragen (Fig. 127), ist es wohl denkbar, daß dieses Fehlen nur zufällig ist.
Auf den etwas jüngeren Bildern (Qarasahr) tritt er auf; er ist rund und wird von Reitern, wenn nicht gebraucht, an einem Riemen auf dem Rücken getragen (Fig. 65). Leider kann man auf dieser
die Rüstungen ziemlich genau denen der Oase von Qara§ahr entsprechen. Möglicherweise wollte der Golds chmied einen Helm etwa wie den des Ritters fig. 6o darstellen, wobei die Flügelansätze mißverstanden und zu den seitlichen Spitzen umgedeutet wurden.
' Nebenbei sei bemerkt, daß m. E. die seltsamen, sehr großen und schweren, kreuzförmigen Eisensteigbügel der Spanier (estriberos de cruz, Fig. 47), von denen, soviel ich weiß, die meisten im spanischen America erhalten geblieben sind (vergl. Brigham, Guatemala, London, 1887, S. 184 — man soll sie in Mexiko sogar noch im 18.Jahrhundert nachgebildet
haben — ) auf den orientalischen Schaufelsteigbügel zurückgehen. Wenn man den messingnen Steigbügel der Haussa (Fig. 48) betrachtet und die gebogene Trittplatte für den Fuß etwas verlängert und sie dann mit den unteren Enden so zusammen-biegt, daß die Unterränder nur noch einige cm von einander abstehen, so wird man den Körper des Kreuzsteigbügels vor sich haben. Die Entstehung der merkwürdigen Flügel ist dunkel; sie mögen aus den kantigen Vorsprüngen an den Seiten des Henkels entstanden sein. Die Zwischenformen liegen einstweilen nicht vor.
2 Jahrbuch der Kgl. Preuß. Kunstsamml., Berlin, 1916.
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