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Bilderatlas zur Kunst und Kulturgeschichte Mittel-Asiens : vol.1 |
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wieder zu verdicken. Ob der Dolch eine Parierstange hatte, oder ob das wie eine Parierstange aussehende Rechteck unterhalb des Griffs zur Scheide gehört, kann ich nicht erkennen. An Dolchen dieser Form fehlt das fazzoletto (welches nebenbei gesagt, erst im 16. Jhdt. nach Europa gelangt
sein soll).
Ein anderer Dolch erscheint auf Sir A. Steins Holztafel (fig. 40). Er ist der Form der Scheide nach leicht gekrümmt. Die Scheide verbreitert sich, ist mit zwei Ösen versehen und hat einen merkwürdigen Griff (s. Beschreibung).
Ob die hängenden Gegenstände am Gürtel der Personen auf fig. 28 Dolchmesser sind, steht dahin. Ein nordasiatisches Dolchmesser, (gerade Klinge mit rundlichem, tief in die Scheide hineinpassenden Griff) trägt endlich der Mann in chinesischer Tracht auf fig. 93.
DIE FAHNE tritt in ihrer einfachsten Form, nämlich einem mit den Zipfeln recht unschön an den Lanzenschaft gebundenen Tuch, im Osten des Landes in der Oase von Turfan (s. Feldherren-reihe, Chotscho Taf. 2) in der archäologisch jungen Schicht von Chotscho auf. Vielleicht haben die Uiguren als Türken die Feldzeichen ihrer Rasse, die aus Yakschweifen (tur) hergestellt waren — die Osmanen trugen später die bekannten Roßschweife — ungern abgelegt und die Fahne zunächst nachlässig behandelt. In den älteren Siedelungen tritt die Fahne sehr häufig und in komplizierten Formen auf. Wir unterscheiden auf unseren Bildern folgende Hauptarten : 1. spitzauslaufende Sackfahnen von der Gestalt von Ungeheuern (dracones, s. fig. 50, S3, 101, 102, 118), 2. einfache, in Wimpel auslaufende Sackfahnen mit offenem oder geschlossenem Vorderteil (fig. 103, 104) und 3. einfache flache Stoffbanner der verschiedensten Formen in Wimpel auslaufend, fig. 32, 33, 50). In einem Falle (fig. 117) ist der Kopf eines Ungeheuers entweder auf eine in Wimpel auslaufende Sackfahne oder auf den Vorderteil eines gewöhnlichen flachen Stoffbanners aufgesetzt. Zu den einfachen Stoffbannern gehört auch die große doppelwimplige feststehende Fahne, fig. 116, die durch die in einen abwärts gebogenen Tierkopf auslaufende Fahnenstange merkwürdig ist.
Die Untierfahnen sollen die Römer von den Parthern übernommen haben ; sie werden bei Ammianus Marcellinus beschrieben (16. Buch) und ebenda wird erzählt, wie Julianus, die purpurne Drachenfahne in der Hand, die flüchtigen Legionäre sammelt.
Wie diese Fahnen zu Angelsachsen und Normannen gelangt sein mögen, ob durch römische Überlieferung oder durch neue Beziehungen etwa der letzteren zu dem Orient, muß untersucht werden. Jedenfalls finden wir auf der Stickerei von Bayeux,' die zu Caen aufbewahrt wird, Feldzeichen, die die größte Ähnlichkeit mit denen unserer Wandgemälde aufweisen; sogar die merkwürdige Fahne fig. 66, (die auch in Tunhwang auftritt, fig. 68) ein bewimpelter Kreisausschnitt, hat ein ähnliches Gegenstück auf der normännischen Stickerei. Auf fig. 121 (nach Encyclopaedia Britannica, Scribner, New York, 1879) sind die Fahnentypen der Stickerei von Bayeux übersichtlich zusammengestellt. Im Psalterium aureum zu St. Gallen findet sich ein unseren dracones nahe verwandter Fahnentyp (fig. 120).
DIE KEULE tritt in zwei Formen auf, deren eine sich auf die hellenistischen Skulpturen stützen dürfte und, gleich der Keule des Herakles, aus einem knorrigen Baumstämmchen besteht (fig. 72, 91). Die zweite Art ist nationalindisch und besteht aus einem gegliederten, eisernen Stabe mit runder (fig. 71) Schlagkugel (aus Chotscho, Taf. 41 a).
Diese Form hat noch im vorigen Jahrhundert in wenig veränderter Form im indischen Kulturkreis auf Java weitergelebt, vergl. Raffles, The History oflava, London 1817, I, pl.Javan. Weapons, 9.
1 La tapisserie de la Reine Mathilde, retraçant en 57 terre", R. Deslandes, rue St. Malo, Bayeux. Samp-
scènes les principales péripéties du „conquest &Engle- son Low, Marston & Co., Lim., London.
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