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0202 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 202 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000199
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AUFBRUCH NACH KASCHGHAR

das war gar nicht selten, da ich mit Herrn Bartus natürlich immer Deutsch sprach, begegneten uns feindselige Blicke.

In Moskau machten wir einige Tage Halt. Ich besuchte unseren Generalkonsul und meinen verehrten Freund Professor Anutschin, der mich gebeten hatte, ihm eine Sammlung der Musikinstrumente Ostturkistans mitzubringen.

Am Abend, vor dem Tag unserer Abreise wurde ich in Erstaunen gesetzt durch den späten nächtlichen Besuch unseres Generalkonsuls Dr. Kohlhaas, in unserem Hotel.

Dr. Kohlhaas teilte mir mit, daß er chiffrierte Depeschen von äußerster Wichtigkeit nach Berlin zu senden habe. Sie mit der Post zu schicken, sei ausgeschlossen, die Beförderung durch den Kurier sei ebenfalls nicht ratsam und möglicherweise für diesen mit Gefahr verknüpft — mich kenne niemand, ich habe Beamtenqualität — würde ich diese Depeschen nehmen, sie notfalls bis zum äußersten verteidigen und bei meiner Ankunft in Berlin sie im Chiffrierbüro des Auswärtigen Amtes und zwar ohne den geringsten Zeitverlust, abgeben ?

Meine Antwort war natürlich ein herzhaftes Ja — ich schlief mit den Depeschen auf meiner Brust, trug sie auf dem Rest der Reise in der Innentasche meiner Weste und überlieferte sie, zehn Minuten nach meiner Ankunft, einem mir bekannten Beamten des Chiffrierbüros.

Dr. Kohlhaas habe ich nicht wiedergesehen. Er soll nicht lange nach unserer Begegnung im Hotel d'Europe zu Moskau, in Deutschland plötzlich verstorben sein.

Später wurde mir klar, daß die Russen schon im Januar mit der Mobilisierung ihrer Heere begonnen hatten.

Eine Genugtuung war mir, dass meine letzte Kistensendung, für die ich, einem ungewissen Gefühle folgend, den Eiltransport gewählt hatte, wenige Tage vor Kriegsausbruch die russische Grenze überschritten hatte.

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