National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
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Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1 | |
Buried Treasures of Chinese Turkestan : vol.1 |
16 A. v. Le Coq, Turfanexpeditionen
per dieser „Vollkommenen" (perfecti, electi) von der Materie getrennt und der Lichtwelt zurückgegeben.
Die Majorität der Manichäer, die laueren Geister, waren gewissermaßen die Laienbrüder dieser merkwürdigen Gemeinde. Sie heirateten, trieben Handel, Ackerbau usw., besaßen irdische Güter aller Art.
Aber diese Klasse, die den Namen der „Zuhörer" (auditores) führte, mußte sich strengen religiösen Regeln unterwerfen. Sie bestanden in zehn Geboten und in Fastenvorschriften. Die zehn Gebote sind : Nichtverehrung der Götzen, Unterlassung der Lüge, des Geizes, der Tötung, des Ehebruchs, des Diebstahls, der Verbreitung trügerischer Vorwände, des Festhaltens einer doppelten Gedankenrichtung, was den Zweifel an der Religion verrät, der Schlaffheit im Handeln. Hierzu kommt das Gebot der Verrichtung von vier oder sieben Gebeten an jedem Tag.
Wer electus werden wollte, mußte sich außerdem sieben weiteren Verpflichtungen unterwerfen und drei „Siegel" auf sich nehmen. Die vollkommene Annahme und Erfüllung dieser Vorschriften war unumgängliche Bedingung für die Aufnahme unter die Zahl der Vorgeschrittenen.
Die Vorschriften waren: 1. Bezähmung der Sinnenlust und Habgier. 2. Sich des Genusses aller Arten Fleisches zu enthalten. 3. Enthaltung vom Weingenuß. 4. Enthaltung von der Ehe. 5. Jeder Beschäftigung zu entsagen, bei der man Wasser und Feuer benutzen muß. 6. Keine Zauberei zu treiben. 7. Sich der Heuchelei zu enthalten.
Die drei Siegel waren das Siegel des Mundes, der Hände und des Busens. Diese Siegel galten auch für die Zuhörer, nur wurden bei diesen manche Mängel in der Befolgung milde übersehen.
Das „Siegel des Mundes" verbot alle verwerflichen Reden, sowie den Genuß aller gesetzwidrigen Speisen.
Das „Siegel der Hände" verbot alle Beschäftigungen, die mit Wasser und Feuer zusammenhängen; alle Handlungen, durch die der Tier- oder Pflanzenwelt, als Bewahrer von Lichtteilen, eine Schädigung zugefügt wurde; jede Gewalt- oder unreine Tat; alles, was die Verstrickung des Lichts mit der Finsternis fördern könne.
Das „Siegel des Busens" verbot alle sinnlichen Gedanken, besonders die an geschlechtliche Befriedigung; sowie auch Heuchelei und verwandte üble Gedanken.
Man sieht, daß die Ethik der Manichäer keineswegs auf niedriger Stufe stand.
Eine streng gegliederte Hierarchie wachte über die Gemeinden.
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