National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0055 Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1
Buried Treasures of Chinese Turkestan : vol.1
Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1 / Page 55 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000198
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

Reise der II. Expedition nach Turfan-Karachodscha   33

ungefährlich sei, die Torheit begangen, 12000 Rubel in Gold in Lederbeuteln auf der Brust zu tragen. Sie drückten schon im Tarantaß tüchtig, aber als ich zu reiten begann — mein Schimmel war ein Hochtraber —, wurde der Druck so unerträglich, daß ich schon nach drei Tagen das Reiten aufgeben mußte. Das Geld wurde also in einen Kasten getan, aufgeladen und ich saß mit meinem Mauser-Karabiner oben auf der Telege. Von dem Unbehagen der Reise in diesen federlosen, plumpen Fahrzeugen auf schlechten Wegen, kann man sich keine Vorstellung machen.

Die Reise ging durch ein wildes Gebirgsland, wo wir häufig Wölfe, zuweilen auch Großhornschafe ganz nahe am Wege sahen. Überall schackern Elstern; dieser Vogel, den wir in Turfan kaum je erblickten, ist hier überaus häufig.

Es war ein seltsamer Anblick, an den Bergen emporzuschauen und dort, in der Höhe, zu sehen, wie auf schwindelnden Pfaden die Kalmücken oder Kirgisen umhergaloppierten oder ihre Herden ein-hertrieben.

Die Hunde dieser Hirtenvölker bilden oft eine Gefahr. Es sind große starke und wilde Bestien, die dem Europäer abhold sind. Nähert man sich dem Lager, so ist es gut, nochoi! nochoi l (Hund ! Hund !) zu rufen; dann kommt jemand aus einer Jurte und verscheucht die wütende Schar bissiger Köter mit schweren Knuten-hieben.

Traurig war es, ganze Gegenden verlassener Kulturzone passieren zu müssen, und wieder und wieder durch die Ruinen zerstörter großer Flecken zu reiten; es sind die von den Tunganen während der Kriege des Yakub Bäk zerstörten Ortschaften der chinesischen oder türkischen Einwohner, oder umgekehrt, denn damals waren die Hände aller gegen alle.

So kamen wir in 16 Tagen in Urumtschi an. Diese Stadt heißt mit ihrem chinesischen Namen Di-hwa und zuweilen auch Chungmiao-dze, nach einem wunderbar romantisch auf einem Felsen gelegenen chinesischen Tempelchen in der nahen Umgebung. Es ist ein großer Handelsplatz und der Sitz des Vizekönigs (fu-tai, süngfu). Früher war Urumtschi einer der drei Münzplätze des Landes. Die anderen beiden waren Aksu und Kaschghar. Im Jahre 191.3 wurden Münzen nur noch in Kaschghar geprägt.

Urumtschi wird zum Teil von Osttürken, zum großen Teil aber von Tunganen (chinesisch-redenden Mohammedanern) und von Chinesen bewohnt. Die Tunganen sind hier noch weniger angenehm, als sie es anderen Orts sind.

In Urumtschi standen zahlreiche chinesische Truppen. Es war

v. Le C o q, Turfan.   3