National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
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Bericht über archäologische Arbeiten in Idikutschari und Umgebung im Winter 1902-1903 : vol.1 | |
Report on Archaeological Work in Idikutshari and Surrounds in the Winter 1902-1903 : vol.1 |
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gepanzerten, behelmten, bärtigen Mannes dar, der vor etwas Unbestimmbarem kniete: er hatte etwas gröfiere Dimensionen als die Reitergruppe hinter ihm. Das Bild war in schwarzen Tuschekonturen flott und geschickt gezeichnet und nur wenig ausgemalt. Anzeichen buddhistischen Kults waren nicht vorhanden. Als ich nach ein paar Tagen, durch andere Dinge abgelenkt, die Ruine wieder besuchte, war das Bild vernichtet. Aus diesen Ruinen wurden uns Sanskritdrucke und -manuskripte gebracht; ich lieft später Nachforschungen anstellen und in der Tat fanden sich in den östlich liegenden Räumen ganze Verliesse vermoderter Manuskripte. Hier hatten also Bücher gelegen und es war Wasser aus den Ariq's eingedrungen, nach dem Trocknen hatten Würmer das Übrige besorgt. Brâhmi-Manuskripte waren so zerfressen, daa nur die Buchstaben übrig waren, der weifie Raum zwischen den Akschara's war durchgefressen und dieser Buchstabenschutt war zimmerhoch, so dafi man ganze Säcke von Akschara's hätte wegtragen können! Der Anblick war deprimierend.
Ruine L.
Dies ist eine ganz kleine Ruine, welche eigentlich nur mehr eine vom Wasser unterhöhlte Terrasse darstellt. Da Herrn Huth mitgeteilt wurde, hier seien Manuskriptreste') gefunden worden, so trug ich sie mit in den Plan ein. Ich halte es für völlig ausgeschlossen, dafi hier Handschriften lagen. Wenn hier wirklich etwas gefunden wurde, so stammte es zweifellos aus dem hochliegenden Mauerteil östlich davon (N), in dessen Schutt — noch mehr aber in dem Turm, der die durchbrochene Fortsetzung der Mauer abschliefit — manichäische Schriftreste lagen und sicher noch liegen, wie ich oben schon erwähnt habe. Auf der Plattform des Turmes liegen eine Reihe verschütteter Zimmer, in deren Schutt ich nur mit einem Stock zu bohren brauchte, um kleine Fetzen manichäischer Manuskripte zu Tage zu fördern. Der Umstand, dafi Ende Januar schon die Umgegend dieser Ruine unter Wasser gesetzt wurde, hinderte mich an Grabungen auf der Plattform des Turmes.
Tempel M.
In südöstlicher Richtung vom sogenannten Khâns-Palast E liegt in auffallend dominierender Position an dem Rande, der durch die Reste an der Ostseite dieser graben Gebäudegruppe gebildet wird, ein jetzt bis auf traurige Reste zerstörter Tempel. Auf einer Plattform, die noch immer 5 m hoch ist, stehen noch drei grobe Mauern mit einigen nach Osten gewendeten Resten. Ringsherum in N., O., S. ist die Terrasse jetzt von Feldern umgeben und da das Terrain N. von der Terrasse sehr tief ist, so bleibt in der Regel bier viel Wasser und später Schlamm stehen. Von dieser Seite her sah ich den Tempel zuerst, als ich nach unberührten, verschütteten Stellen suchte, und es fiel mir in der Mitte der Plattform ein gerundeter Sockel auf, der aus einem hohen Trümmerhaufen — die Reste des Daches — herausragte. Die Überschwemmung der Felder verhinderte mich, den Tempel zu untersuchen, denn die beste Aufgangsstelle zu der sehr zerklüfteten und morschen Plattform war dadurch nicht zugänglich. Allein die freiwilligen Schatzgräber, die mich immer beobachteten, machten sich, während ich in Sengyma'uz arbeitete, über den Tempel her und gruben — allerdings nicht direkt da, wo ich angesetzt haben würde — und fanden
1) Es handelt sich um einige Reste der in Berlin als inanichäisch bestimmten Schriftstücke.
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