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Bericht über archäologische Arbeiten in Idikutschari und Umgebung im Winter 1902-1903 : vol.1 | |
Report on Archaeological Work in Idikutshari and Surrounds in the Winter 1902-1903 : vol.1 |
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bewußter nach diesen Dingen. Im Anfang dachte ich an Nestorianer, da ja von der südlich von Turfan liegenden Moschee') bekannt war, daß sie eine nestorianische Kirche war — aber die Schrift war nicht die nestorianische und, was von Miniaturen und Bilderresten sich fand, konnte auch nicht christlich sein. Der Nachweis des manichäischen Ursprungs der Manuskripte hat die Lösung des Rätsels gebracht. Daß Manichäer in der Funktion von Ärzten und sonstigen Hofbeamten im Gefolge eines Uigurenfürsten vorkommen können, während er selbst als Verehrer Buddhas dargestellt ist, ist bei der Duldsamkeit der Buddhisten2) weiter nicht verwunderlich. In der Tat habe ich in Murtuk ähnliche Gestalten in den Prozessionen der Fürsten gesehen und kann nur bedauern, daß es bei der vorgerückten Jahreszeit unmöglich war, in den Höhlen von Murtuk zu arbeiten. Denn während der Wintermonate waren die großen Tempel von Murtuk mit Schnee bedeckt.
Auffallend war, daß die manichäische Schrift — ich kann diese Bestimmung ja jetzt einsetzen — nirgends an den Tempelwänden 3) vorkam, ferner dali die Manuskripté selbst in ihrer Ausstattung, in der Art, wie sie gebunden waren etc., völlig von dem Landesüblichen abwichen.
Sehr zu bedauern ist, daß auf dem Freskofragment die zwischen den Figuren der Manichäer befindliche Tafel ihre Inschrift eingebüßt hat.
Kehren wir nun zur Besprechung des Zimmers selbst zurück. Der Fußboden des Zimmers, welches offenbar ein ganz besonders heiliger Ort war, war mit jenem prachtvollen Fresko bedeckt, welches mein technischer Begleiter bei unserem ersten Besuch entdeckt hatte. Und wie uns die türkischen Bauern überall nachstiegen, um in ihrer Art zu helfen, so batten auch hier unglücklicherweise uns beide die stets lauernden Türken beobachtet und obwohl wir die mit den Händen aufgescharrten Stellen des Bodens, so gut es ging, wieder mit Schutt zuwarfen, waren sie uns doch nachgestiegen, um zu sehen, was wir da machen wollten, und hatten den Boden, der bis dahin mit Ausnahme roher älterer Reparaturen (!) unberührt war, mit ihren plumpen Stiefeln zertreten. Trotzdem konnten wir ihn bergen, indem wir alle selbst die kleinsten Splitter mitnahmen. Der Boden ist echtes Fresko in den nassen Verputz gemalt und so weniger empfindlich, als die Temperabilder der Wände, die schon beim bloßen Abstauben furchtbar litten, da die Farbe — besonders Weiß und Hellblau — sich sofort verwischte. Echtes Fresko hatte man für den Boden, der doch, wenn auch ohne Schuhe, betreten wurde, gewählt, um ihn dauerhafter zu machen. Der Freskoboden stellt einen großen Teich dar, aus welchem pracht
voll gemalte Drachenköpfe mit langen dünnen Hörnern auftauchen, dazwischen sieht man Schlangen, Hansás, einen Knaben, der auf einer Ziege reitet, einen alten Mann auf einer
i) Vgl. Abb. bei Klementz, Nachrichten S. 49 und besser bei Donner, Resa S. 121.
Ober die Manichäer als Ärzte bei den Uigurenfürsten vgl. Barthold, OT'Ierb o no ;txt B7> cpe;(nioto Aaiio, 3auHcau Hain. AK. Haywb C. HeTep6yprb 1897, S. 114 und über ihre Funktion als Barden derselben ebenda S. 116.
Von aufgemalten Inschriften findet sich nur Zentralasiatisches Brâhmî, Uigurisch und Chinesisch, Köktürkisch als „sgraffiti" einmal in Idikutschari, häufig in Tojok-Mazar und in den Höhlen nördlich von Turfan, auch in Yar-choto (nach Klementz). Bei Kumtura (Ming ôi Åfrâsiâb) sind Steininschriften in Köktürkisch in einer Höhle.
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