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0185 Bericht über archäologische Arbeiten in Idikutschari und Umgebung im Winter 1902-1903 : vol.1
Report on Archaeological Work in Idikutshari and Surrounds in the Winter 1902-1903 : vol.1
Bericht über archäologische Arbeiten in Idikutschari und Umgebung im Winter 1902-1903 : vol.1 / Page 185 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000190
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Wie die Kuppeln eingestürzt sind, so fehlen auch fast alle Plafonds der Freibauten. Möglich ist es, dag die älteren Bauten dieselben flachen schmucklosen Dächer hatten, wie die Bauten der Sassaniden; aber an vielen Stellen beweisen die über den Mauern hinlaufenden Löcher, wie Klementz mit Recht bemerkt hat, dag Holzgalerien (und vielleicht auch Holzdächer) gewisse Gebäude krönten.1) Dag nichts mehr vorhanden ist, darf in dem holzarmen Lande nicht wundern. Noch jetzt ist das Graben nach Holz in den Ruinen beliebt, wenn der Winter einsetzt. Pfeiler und Sockel, Kapitäle und Altarteile (Geländer und Füllungen) nähren im Winter die Kochfeuer der Bevölkerung.2) Eingehendes Studium der Fresken — besonders der zu Murtuk erhaltenen — dürfte nach dieser Richtung manches aufklären (vgl. auch Bild auf Leinwand Nr. 5 aus a). Was nun Plastik und Malerei betrifft, so kann man ja von einem mehr indischen , oder mehr chinesischen Stil reden. Allein viel lagt sich mit diesen Ausdrücken nicht anfangen, da wir entschieden eine eigene, besondere Entwickelung vor uns haben. Da der Stoff — die Religion — indisch ist, mug natürlich Indisches da sein; dabei ist ebensoviel, was wir „chinesisch" nennen. Aber daneben ist so viel Fremdartiges, dag wir uns zunächst genügen lassen müssen, die verwandten Stilformen der einzelnen Bauten zu notieren. Ich denke mir die Entwickelung ganz hypothetisch also :

  1. Alte Schicht, welche den Charakter der Gandhâraskulpturen hat; vgl. Reste im Schutt von Idikutschari ,u.

  2. Älterer Lokal-Stil. Hiezu die zahlreichen Tonköpfe von Devatâs und Bodhisattvas, Tempel I' (= Tojok-mazar Nr. 10), Holzbild aus ,u, Hängebild mit zwei Bodhisattvas aus 2.

  3. Jüngerer Stil: Blütezeit. Typus des Ganges von a und der Cella, Nirvâi. ahöhle von Murtuk etc., etwa 800-900 n. Chr. Ganz eigenartig, aber wohl jüngerer Zeit angehörig der Typus von Nr. 1 Sengyma'uz.

  4. Verfallperiode, charakterisiert durch Annäherung an lamaistische Formen, etwa bis 1400 n. Chr.

oTEkneHisr xuu. pyccr:. apxeo. or. oGuLecTna VIII, 1893-1894, S. 223 f. TaTapcKia cKanaHia o ceurr cwni uixi oTpoxax-b (H. KaTaxoes).

  1. Beliebt in dieser Periode sind Punktornamente in den Miniaturenresten der Manuskripte, mit O

000000   O O

dickem Deckweife aufgesetzt, entweder in Streifen 000000 oder in Sternen OOOOO, doch

O

scheinen die letzteren sich länger gehalten zu haben, besonders aber ein Ornament von eiförmigen, nebeneinander fortlaufenden Figuren , von denen jede in der Mitte eine runde, dunklere oder wohl auch hellere Perle enthält. Dies Ornament begegnet uns an den Friesen der Bauten von Hatra; vgl. G. Rawlinson The sixth great oriental monarchy. Lond. 1873, S. 377. Dies Ornament ist besonders beliebt bei gewissen Darstellungen von Buddhas und Bodhisattvas in den Gewölben der Höhlen von Kumtura bei Kutscha.

  1. Die Beleuchtung der Höhlen geschah stets durch die offenen Türen, für die völlig dunklen Seitengelasse war Lampenbeleuchtung nötig und man sieht auch da und dort noch Lampennischen. Nirgends habe ich in der Umgebung von Turfan: Sengyma'uz, Murtuk, Tojok-mazar, eine Spur von Verschluß dieser Türen der. Höhlen entdecken können. Aber in den Höhlen von Kumtura bei Kutscha gab es Einrichtungen zum Hochziehen von Matten und Vorhängen vor die Türen der Höhlen, genau in derselben Weise wie an den indischen Tempeln; vgl. Fergusson, History of Indian and Eastern Architecture, S. 127.