National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0056 Die Teufel des Avesta und Ihre Beziehungen zur Ikonographie des Buddhismus Zentral-Asiens : vol.1
The Devils of Avesta and their Relationship to Iconography of Buddhism in Central Asia : vol.1
Die Teufel des Avesta und Ihre Beziehungen zur Ikonographie des Buddhismus Zentral-Asiens : vol.1 / Page 56 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000193
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

52

Tantriker des Kâlacakra- und verwandter Systeme dieselben gräulichen Bann- und Opferarten festhielten, Dinge zu vergleichen, die so rätselhaft, fast sinnlos sind. Wie berechtigt diese Vergleichung, die ich im Sinne habe, ist, wird sich aus den gelösten Texten selbst ergeben. Sie sind die Grundlage jener Bannungen auf Leichenstätten, die von hier aus von Nekromanten des Okzidents sowohl wie des Orients vollbracht wurden, und deren mittelasiatische Ausläufer das Thema dieser Blätter sind. Am tollsten sind von den uns jetzt zugänglichen Texten und Darstellungen die von Padmasambhava, Nâro und anderen Vertretern des Kâlacakra betriebenen Ritualien und die Darstellungen auf den großen Zaubertafeln aus Holz, die die russische Expedition von P. K. Kozlov im Jahre 1908-9 aus Khara-Khoto holte und die, mir zwar wiederholt zugänglich, doch bis jetzt nicht publiziert sind. Das klingt überraschend, aber die Überraschung wird im Folgenden schwinden. So erhalten wir, was zur Erklärung buddhistischer Götzenfiguren und -Bilder unabweisbar ist, die Angliederung dieser gewaltigen, reich gegliederten, alles erklärenden Dinge (denen aber, so deutlich sie im einzelnen sind, doch die Grundidee entrückt ist) an das Zauberer- und Hexentum des Abendlandes, an den modernen Satanismus und an geistesverwandte, heuchlerische Gründungen von Wüstlingen und Wahnwitzigen. Diesen selbst fehlt freilich das erklärende Detail nicht, aber der gebildeten Welt fehlt es. Mittelasien liefert es, denn es hat mit der lächerlichen Zähigkeit, mit der der lendenlahme Buddhismus fremdes nicht nur bereitwilligst aufnimmt, sondern auch peinlich genau bewahrt, alles uns in einer Unmasse von Variationen gerettet. Ergo ex oriente lux, aber eine abschreckende Beleuchtung von Gräueln!

32.

So weit sind wir, durch die Formen der vorkommenden Hieroglyphen rein äußerlich geführt, gelangt, daß wir einerseits die unzweifelhafte Darstellung einer fürchterlichen Katastrophe, durch die ein Volk, das einen blutdürstigen, raffiniert grausamen Kult betrieb, vernichtet wurde, vor uns sehen, andererseits zweifellos ein Priestertum reinerer Art, das

scharf zu dem ersteren barbarischen System im Gegensatz steht und den Schutz eines sicher iranischen, also wohl medischen Fürsten genießt, vor uns haben, das, wie die Dinge liegen, nur das Religionssystem des Zarathustra sein kann. Ich weiß wohl, daß diese Hypothese überraschend und geradezu unbegründet scheinen mag, aber wir dürfen nicht vergessen, daß wir von den heiligen Büchern des Zarathustra nur sehr wenig besitzen, ja daß gerade das wichtigste verloren zu sein scheint. Was wir haben, sind später gesammelte Reminiszenzen in einem gräulichen Alphabet niedergeschrieben, oft nur aus immer wiederholten Phrasen, mythologischen und legendarischen Absätzen bestehend, ohne für uns auch nur einigermaßen verständlichen Sinn, der manchmal geradezu albern klingt, neben beispiellos grandiosen, besser erhaltenen kürzeren oder längeren Stellen: also eine Überlieferung, die geradezu verzweifelt traurig genannt werden muß. Nichts ist bedauerlicher, als der Umstand, daß gerade die historisch scheinenden Partieen, ich erinnere nur an den ZamyâdYast, nur einzelne abgerissene, manchmal leider fast unverständliche Sätze sind, die zwischen öde, immer sich wiederholende Anrufungsformeln eingeschoben sind. Aber gerade in diesem Text handelt es sich um ein Thema, das im Grunde dasselbe ist, was durch die beiden Inschriften, die Schwertinschrift und die Inschrift des Löwen von Marasch sehr drastisch zum Ausdruck gebracht ist: die Symbole der königlichen Macht. Die Inschrift des Löwen (Fig. 19) enthält außer der rein äußerlichen Beziehung zu dem erwähnten oder wenigstens einem sachlich verwandten Texte, aus dem der Zamyâd-Yast dann nur die in die Gebetformeln eingepaßten Belegzitate entlehnt hätte, einen noch besonders merkwürdigen Hinweis. Es ist zu beachten, daß in Z. 3, die so reichlich kommentiert ist, daß sich das Folgende wohl fast alles darauf bezieht, eine Hieroglyphe vorkommt, die die Flucht vor einer Waffe zum Ausdruck bringt, also die Feigheit eines unterworfenen Volkes, unbeschadet der rituellen Bedeutung des Vorgangs selbst, lächerlich macht. Da nun die im Zamyâd-Yast erwähnten Turanier keineswegs damit dargestellt sein können, auch die oben ausführlich beschriebenen Andeutungen