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0057 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
絹織物の美術史 : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / 57 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000240
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haupt für Gebilde mit einem nicht rapportierenden Muster, ist der mechanische Webstuhl nicht geschaffen. Aus den antiken Schriftstellern ist über die Herstellungsart der babylos nica stromata genaues nicht zu ersehen; man hat an Stickerei, das heißt an Nadelmalerei auf einem gewebten Grundstoff gedacht und für frei gemusterte Besätze, wie am Ornat König Sanheribs, könnte das zutreffen. Für textile Bildwerke großer Abmessungen jedoch war im Orient die Stickerei nicht gebräuchlich. Hierfür ist das ursprünglichste und zweck: mäßigste Verfahren zu allen Zeiten die Wirkerei (Tapisserie) gewesen, die in Deutschland nach den spätesten Erzeugnissen der Gattung Gobelinarbeit genannt wird.

Die Wirkerei (die mit der aus der Strickerei entstandenen modernen Maschinenwirr, kerei gar nichts gemein hat) ist als die älteste Art der Ornamentweberei im weitesten Sinn anzusehen. Sie steht in ihrer primitiven Form, wie sie die groben kleinasiatischen Kilims bis heute vorführen, der Flechtarbeit noch technisch nahe. Die Kettfäden sind auch hier zwischen zwei wagrechten Walzen eingespannt, aber dem Wirkstuhl fehlt die verwickelte Tritt= und Schafteinrichtung zur mechanischen, mustergerechten Teilung der Kettfäden, die den Webstuhl zur Massenarbeit befähigt. Das Einwirken der farbigen Fäden, aus denen sich das fertige Gebild zusammensetzt, ist von den einfachen Anfängen bis zum vollendet: sten, mit der Malerei wetteifernden Wandteppich allzeit bloße Handarbeit geblieben. Den durch die ganze Breite des Gewebes hin: und herlaufenden Schußfaden kennt die Wirkerei im Prinzip nicht; es wird vielmehr jeder Schußfaden nur um so viel Kettfäden geschlungen, als es die betreffende Farbe der Vorlage verlangt. Wo eine neue Farbe einsetzt, wird ein neuer Schuß eingewirkt; mosaikartig setzt sich wie beim Knüpfteppich Farbe an Farbe. Der Wirker braucht und kann nicht wie der Weber die ganze Breite seines Stückes zugleich he: dienen; er arbeitet jeweils nur an einem kleinen Teil seines Bildes, oder es arbeiten mehrere Wirker in die Breite gleichzeitig nebeneinander. Daher ist die Breite einer Wirkerei nicht auf die Spannweite der menschlichen Arme beschränkt; nur durch die Länge des Ketten: baums wird die Breite des Stückes begrenzt.

Während im wirklichen Gewebe Kette und Einschlag in regelmäßiger Fadenverkreu: zung gemeinsam das Muster bilden, bleiben im gewirkten Bild allein die Schußfäden sieht, bar; die Kette verschwindet, wie die Leinwand unter den Farben eines Gemäldes. In der grundsätzlichen Einfachheit und durch keine mechanischen Vorrichtungen gebundenen Freiheit der Wirkarbeit liegt ihre Stärke. Sie kann zwar nicht wie die Weberei ein Muster in infinitum mechanisch vervielfältigen, sondern nur Einzelstücke liefern ; aber dafür stehen ihr, wie die Geschichte der europäischen Wirkteppiche gezeigt hat, die höchsten malerischen Ziele der Textilkunst offen. Ihre natürliche Aufgabe ist die farbige Ausführung textiler Bilder nach einem einheitlich für eine bestimmte Fläche geschaffenen Entwurf. Nicht immer sind die Arbeitsgebiete der Wirkerei und der Weberei scharf getrennt geblieben; die letztere hat schon im Mittelalter, wie wir sehen werden, sich zuweilen an abgepaßten Einzelstücken versucht und von der Wirkerei sind wiederkehrende Webemuster — namentlich in der Spät: gotik — öfter nachgeahmt worden. Doch das sind Ausnahmen ; in der Regel geht jede Techr nik ihren eigenen Weg und hält sich an das, was sie allein schaffen kann: Bilder die Wirr, kerei, Rapportmuster die Weberei.

Es ist nirgends ausdrücklich überliefert, daß die Bildteppiche Vorderasiens Wirkereien gewesen sind, denn die seltenen Schriftstellen, die überhaupt die Technik berühren, sind unr klar und dunkel. Aber das ist doch zu bemerken, daß die stromata babylonica als Nadel: arbeiten, was ja für die Wirkerei zutrifft, im Gegensatz zu den gewebten Stoffen bezeichnet werden. In diesem Sinn kann eine oft angeführte Stelle Martials gedeutet werden: „Victa est pectine niliaco jam babylonis acus." Der ägyptische Kamm, der die babylonische Nadel überwunden hat, bedeutet das Werkzeug der alexandrinischen Weberei, deren mächtiger Aufschwung in der frühen römischen Kaiserzeit mehrfach bezeugt wird. Auch Plinius führt

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