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0198 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
絹織物の美術史 : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / 198 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000240
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Montaiglon 1) in dem Löwenkämpfer von Sens eine sassanidische Erinnerung an den alt; orientalischen Königskampf gesehen und Chartraire meint desgleichen , daß hier ein assy, risches Motiv wiederholt sein könnte. Das trifft gewiß das Richtige. Die mit einem Brust, stück aus Rautenstoff und Schulterbesätzen versehene Armeltunika des Löwenwürgers wird durch die zwischen den Knien und an den Seiten herabhängenden Zipfel, die der Weber hier durch die Farbe besonders deutlich betonte, nach feststehender spätantiker Formen, sprache als persisches Gewand gekennzeichnet, wie auch der langgelockte Kopf mit dem sassanidischen König auf Tafel 28 übereinstimmt. Das würde noch nicht gegen einen Daniel in der Löwengrube sprechen, denn gleich den drei Magiern aus dem Morgenland trägt in der spätantiken Kunst der Prophet Daniel bekanntlich fast immer die persische Tracht2). Aber eine Darstellung Daniels als eines mit Händen und Füßen kämpfenden Löwenwürgers

widerspricht durchaus dem christlichen Typus. Dieser kennt wie schon erwähnt nur den von den Löwen durch die Gnade Gottes verschonten Oranten Daniel. Der Perser, der auf zwei Löwen tritt und mit jeder Hand einen aufgerichteten Löwen erwürgt, kann nur ein Nachklang sein des altorientalischen Löwenkampfes, der symbolischen 0 berwindung des Bösen: 9. Die Haltung des Kämpfers ist ja gegen: über den achaemenidischen Skulpturen

und Siegelsteinen (Abb. 131) kaum verändert, nur die im Altertum hieratische Art, wie der König auf zwei Tieren steht (Abb. 132), ist hier in realistischem Sinn umgewandelt. So beweist auch der Gegenstand wie der Stil des Musters, daß der Stoff in Persien zu einer Zeit gewebt worden ist, in der die altnationalen Vorstellungen noch lebendig fort: wirkten.

Im Abendland ist das Muster allerdings christlich als Daniel aufgefaßt worden.') Be, weis dessen eine byzantinische Nachbildung des Victorstoffes (Abb. 133), die Cahier und Martin aus dem Walburgisstift zu Eichstätt veröffentlicht haben.) Der byzantinische Weber hat den Brusteinsatz der Tunika und die charakteristische persische Faltenzeichnung auf den Oberschenkeln beibehalten, auch die Stellung der Löwen, ihre aufgestülpten Nasen und zottigen Mähnen ganz getreu kopiert. Im Sinne der christlichen Auffassung hat er den Löwenwürger in einen Oranten mit ausgebreiteten Händen umgezeichnet und ihm statt der persischen Lockenfülle den Nimbus verliehen. Die Zeichnung der Rosetten und Ornamente in den von Perlreihen eingefaßten Kreisbändern folgt nicht dem persischen Vorbild, sondern dem hierin höher stehenden heimischen Geschmack. Nach diesen Ornamenten scheint der

t) Gazette des Beaux Arts 1880 I S. 247.

  1. Die Tunika mit den drei Zipfeln unterhalb des Gürtels, verbunden mit den enganliegenden Hosen ist am klarsten dargestellt auf dem Mosaik mit der Anbetung der drei Weisen in S. Apollinare nuovo zu Ravenna, abgeb. F. X. Kraus, Geschickte der christl. Kunst I S. 432; weitere Beispiele Venturi I fig. 194, 389, 448; aus dem 9. Jahrh. die Darstellung Daniels in der Pariser Handschrift des Gregor v. Nazianz, siehe Bordier, Description des Manuscr. grecs de la Bibl. Nat. fig. 23.

  2. Dafür spricht auch die Wiederkehr des Löwenwürgers auf einem zweifellos unchristlichen arabischen Stoff aus Spanien vgl. T. 42, Abb. 187.

') Ein Danielstoff wird zuerst als Geschenk Gregors IV (827-844) im Liber pontificalis, Duchesne II S. 77 erwähnt: dedit vestem de tireo habentem storiam Danielis, cum periclisin de stauraci.

3) Mélanges d'archéol. II T. 18. Die Textilaufnahmen von Cahier und Martin haben sich, obwohl die ersten ihrer Art, in der Zeichnung als sehr zuverlässig erwiesen. Der Stoff ist heut in Eichstätt nicht mehr zu finden.

Abb. 131. Altpersischer Siegel, stein, in Berlin.

132. Altpersischer Siegelstein, in Berlin.

Abb.

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