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0113 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
絹織物の美術史 : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / 113 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000240
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lands den Sieg der sassanidischen Muster gefördert haben. Vom Jahre 616 an stand Ägyp: ten für ein volles Jahrzehnt unter der Herrschaft Chosroes II, bis es der Kriegskunst des Kaisers Heraklius gelang, die reiche Provinz für Ostrom zurückzugewinnen, freilich nur, um sie bald darauf (640) dauernd an den Islam zu verlieren. Anfänglich mag vielleicht die Rücksicht auf den Absatz nach dem Orient die Weber von Antinoe bewogen haben, ihre Muster dem iranischen Geschmack anzunähern; im 7. Jahrhundert aber war die antike Überlieferung der auf allen Gebieten zunehmenden Orientalisierung des allgemeinen Ge: schmacks nicht mehr gewachsen. Sie unterlag in allen Ländern, die dem Islam anheim: fielen, vollkommen und wie stark diese Stilwandlung auch nach Europa hinübergewirkt hat, werden die mittelalterlichen Stoffe aus Byzanz zeigen.

C. Die ältesten figürlichen Seidengewebe.

Eine ungefähre Vorstellung jener Seidenstoffe mit biblischen Bildern und sonstigen Figuren, die um das Jahr 400 das moralische Mißfallen des Bischofs Asterius von Amasia erregten (s. S. 27), vermittelt uns eine kleine Gruppe spätantiker Gewebe, deren engere Her: kunft noch unbestimmt ist. Die Hauptstücke bewahrt seit Alters die Kathedrale von Sens. Der Maenadenstoff (Abb. 52) ist so unvollständig, daß man nicht ersehen kann, ob die mit erhobener Waffe einherstürmende Bacchantin mit dem von einem Panther niedergerissenen Orpheus oder Pentheus eine geschlossene Gruppe bildete, oder ob sie den Überrest eines zweiten Bildes darstellt. Zur Beurteilung des Stils ist das Vorhandene jedoch ausreichend. Auffällig ist vor allem die plastische Auffassung der auf einem Felsensockel ruhenden Figur. Man könnte denken, daß die Darstellung auf eine Skulptur zurückgeht, wie ja auch einem gewirkten Bild der Artemis aus Antinoe (im Guimetmuseum) ein plastisches Vorbild, die Dianastatue von Versailles, zugrunde liegt.') Die Zeichnung des Maenadenstoffes steht der klassischen Kunst noch sehr nahe; wie lebendig sind die Hände, wie einfach und klar die Falten des Chitons mit wenig Strichen wiedergegeben! Vorn Josephstoft in Sens (Abb. 53) sind zwar mehrere Stücke vorhanden, doch sind sie so verrieben, daß die photographische Aufnahme keine deutliche Wiedergabe ermöglicht. Erhalten sind noch drei Vorgänge aus der Geschichte Josephs, die in wagrechten Reihen, durch griechische Inschriften unter den Figuren erläutert, von links nach rechts ohne Trennung aufeinanderfolgen: Die Sendung Josephs durch seinen Vater zu den Brüdern, der Engel, der ihm Auskunft gibt und die An: kunft bei den die Schafe hütenden Brüdern.2) Daß die in antiker Tracht gekleideten Figuren an klassischem Schwung der Zeichnung die Pentheusgruppe nicht erreichen, liegt zum Teil an der schlechteren Erhaltung. Wesentliche stilistische Unterschiede bestehen jedenfalls zwischen den beiden Geweben nicht und ihre Textur und Färbung ist so gleichartig, daß sie zeitlich und örtlich zusammenzugehören scheinen. Dafür spricht auch die Ähnlichkeit der etwas dürftigen Pflanzen zwischen den Figuren. Die Anordnung der Josephgruppen erinnert lebhaft an die Kompositionsweise frühchristlicher Sarkophage aus dem 4. und 5. Jahr:

hundert.')

Dem als Reliquienhülle im Altar einer rheinischen Kirche gefundenen Danielstoff des Düsseldorfer Kunstgewerbemuseums (Abb. 54) fehlt leider die Mittelfigur, so daß zur Stil: bestimmung nicht viel übrigbleibt. Die Darstellung Daniels als Adorant mit erhobenen

') Das Gegenstück der Artemiswirkerei ist ein Wirkstück mit Apollo und Daphne im Guimetmuseum, eine Darstellung, die ebenfalls plastisch als alexandrinisches Elfenbeinrelief, abgeb. Venturi Storia I, fig,363, vorhanden ist.

2) Chartraire et Prou, Note sur un tissu byzantin du trésor de Sens; Mémoires de la soc. nation. des Antiquaires de France XVIII T. 7; Revue de l'art chrét. B. 61 S. 271.

2) Beispiele bei Riegl, Spätrömische Kunstindustrie; verwandt ist namentlich ein nachkonstantinischer Sarkophag des 4. jahrh. aus S. Paolo fuori le mura, im Lateransmuseum, Riegl fig. 23.

F a I k c, Seidenweberei.

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