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0107 Am Tor von Asien : vol.1
Am Tor von Asien : vol.1 / Page 107 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000243
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in ihrer fast freien Plastik, der geschlossenen, durch die Panzer noch vereinfachten Massenverteilung ist das Reiterbild von überwältigendem Eindruck. Mit diesen Eigenschaften wirklicher Bildhauerei verbindet sich eine Oberflächenbehandlung von er-

staunlicher Feinheit, die Durchbildung des Maschen

werks der Panzer, der Musterung des Gewandes ist unübertrefflich. Begünstigt wurde das von dem Fels der Grotte selbst, der des Marmors Härte und feines Korn besitzt. Die Oberfläche scheint poliert gewesen zu sein, wenn das nicht etwa staunender Betrachter tastende Hände getan haben. Dies unglaubliche Streben nach Durcharbeitung verbildlichen arabische Beschreiber in den Worten: „selbst die Seidenfäden der Stoffe sind dargestellt". Ohne im geringsten zu verwirren, vereinigt sich diese letzte Durchbildung mit der Wucht des Entwurfs zu einem Kunstwerk höchsten Ranges. So geht dies Werk, der sasanidischen Kunst letztes Denkmal, weit über alle früheren hinaus und reiht sich würdig der römischen Kaiserzeit und der Frührenaissance berühmtesten Reiterbildern an.

Auf dem breit ausladenden Gesims über dem Kopf des Reiters stehen im Bogenfelde drei Gestalten, wie Statuen auf verzierten Sockeln, und dem Bogen folgend überragt die mittlere die seitlichen etwas an Größe. Tafeln XLII, XLIV und XLIX. Diese ist durch ihre Krone als Khosrô II. gekennzeichnet. Die beiden andren strecken ihn jede einen Kranz entgegen, deren einen der König ergreifen will. Das ist wieder die Belehnung, die Seitengestalten sind Götter. Der rechts ist an der Mauerkrone als Ohormizd zu erkennen, die links mit der gleichen Krone ist Anähit. Zweifel kommen nicht auf. Genau wie auf seinen Münzen, Tafel XIX u. und Abb. 20 trägt Khosrö II. anstatt der rundlichen Form der älteren Scheitelbedeckungen ein etwas eckiges Barett. Daran sind hier in Vorder-, auf den Münzen in Seitenansicht kleine Mauerzinnen angebracht, die mittlere ersetzt durch eine Mondsichel, die schon Shäpür III. als Stirnzier trug. Den untern Rand umschlingt das doppelte Perlendiadem, dessen mächtige Schärpen-enden, genau wie schon beim Bilde Khosrô's I. auf dem Bergkristall seiner Goldschale, beiderseits des Kopfes symmetrisch in die Höhe flattern. Ober den Schläfen ist an dem Barett ein großes Adlerflügelpaar angebracht, breit in die Höhe stehend und den Globus rahmend, der hier auf einen Stiel gesetzt, ins Rund einer Mondsichel geschlossen und mit einem sechsstrahligen Stern verziert ist.

Wir haben hier die ausführlichste Schilderung einer sasanidischen Krone und sollten daher hier einen Blick auf ihre Symbolik und ihre Geschichte werfen.

Die erste uns im Bilde bekannte Krone Irans, die Dareios', vgl. Abb. 9, war ein breiter Metallreif mit einem Zierat von Rosetten oder Sternen, und mit kleinen Mauerzinnen am obern Rande. Schon diese älteste Krone hat eine lange Ahnenreihe. Soweit wir zurückblicken können, stammt

dem Wege über Baktrien in Indien eingeführt, vielmehr nur, daß alle diese Länder, die Steppen nördlich des iranischen Hochlands, Iran selbst, Nordindien und Mittelasien in Tracht,Waffen,Kriegswesen während der Sasanidenzeit eine große Einheit bilden./1 45/

In ihrer weit das Maß des Lebens übersteigendenGröße,

Abb. 20. Khosrô's II.
Krone nach Münzen

12 HERZFELD, Asien