National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
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Alt-Kutscha : vol.1 | |
Ancient Kucha : vol.1 |
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wichtige Rolle als Hofleute und wurden als interessante Leute an andere Hoflager versandt. Daß sie ihre Künste ausgiebig spielen ließen, braucht kaum erwähnt zu werden, entsprechend dem Kulturstandpunkt dieser edlen Raubritter und Hammelherdenkönige sanken sie sicher auf das tiefste Niveau. So wurde den Beschützern des sittenstrengen Buddhismus manches recht Widerhaarige vor die Nase geschoben und die frommen Bhiksus mußten sich der neuen Lage gewachsen zeigen. Und sie taten es. Alle die fremden Dinge: Edelsteine, Goldschmuck, seidene Gewänder und Brokate konnte man auch in den Klostertempeln recht gut brauchen. Unter den fremden Gottesgaben gab es aber eine von ungeheurer kultureller Bedeutung: den Wein. Die Maler freilich konnten nur die Becher leeren und nichtsnutzige Lieder dazu singen, den Wein zu pflanzen, zu pressen, zu erhalten wußten sie selbst in ihrem Vaterlande nicht. Reben brachten, war der Wunsch, der so nahe lag, geäußert, die Karawanen aus dem Westen, wie sie andere Nutzpflanzen aus dem Osten brachten, aber auch sie waren wirklich nicht in der Lage, die Reben zu pflegen. Hic locus, hic salta: die Höflinge und die Maler tranken den Wein und sangen schöne Lieder, die Kaufleute brachten ihn und mußten Haare lassen, und nach den Ordensregeln waren die fügsamen Insassen der Coenobien gewohnt, Obstgärten zu halten: so hatte auch die Rebe darin Platz. Eseln konnten ja dann die Hörigen. Das gab gute Einkünfte für die Mönche und ergab noch andere günstige Dinge. Denn wer im Kloster Zeit hat nachzudenken, und in göttlichen und menschlichen Dingen wohl unterrichtet ist, findet die Möglichkeit einer geordneten Wirtschaft; so folgten dem Weinbau die Transportmittel, und auch die Beschaffung und Benutzung der nötigen Zugtiere geschah unter guter Buchführung. Sichere Einkünfte aber waren den Mönchen nötig; so erzählt das Li-yi-yul-gyi lun bstan, daß ein König eines schönen Tages das Gerät, Münzen zu prägen, schickte mit dem Bemerken, Buddha würde ihnen das Gold dazu liefern, er könnte ja zaubern. Und diese Transporte waren sicherer, als die der Kaufleute: denn viele Angehörige der herrschenden Geschlechter hatten die leitenden Stellen in
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den Vihâras. So hatten die Mönche im ganzen Gebiet der Tocharen sich eine hervorragende Stellung zu schaffen gewußt. Denn in ihrer Hand war, wenn auch nicht immer eine gerechte, doch eine geregelte Handhabung aller vertretenen Bereiche: in der religiösen Literatur, in der bildenden Kunst, die auf Grund der aufbewahrten Schablonen und Patronen fröhlich weiter wirkte, und in der Verwaltung eines geregelten Verkehrs. Das Zentrum all dieser Dinge waren die religiösen Feste bei den großen Tempeln, verbunden mit Jahrmärkten und Belustigungen aller Art. Da gab es Festzüge und Theateraufführungen und wohl auch schon gelehrte Wettkämpfe zwischen Vertretern verschiedener Sekten. Alles mögliche Volk strömte zusammen: die Fürsten selbst und ihre Verwandten amüsierten sich an ihnen sympathischen Vergnügungen und zeigten dem Volke aller Art ihren Glanz und ihre Macht. Und ein wohlbekannter Teil der weiblichen Welt, bei großen Festen immer und überall in allen Schattierungen vertreten, brachte an so glücklichen Tagen, einige doch mit dem Ausdruck der Reue und des Ekels, dem tugendreichen Sâkya-Sohn die funkelnde Ausbeute festlicher Stunden als Zeichen der Ergebenheit. Es wäre ungerecht und der Wahrheit nicht förderlich, die glänzenden Dienste dieser Damen zu vergessen, die, stets gesucht und stets beschimpft, soviel beigetragen haben, Kulturgüter weiterzureichen und die schlimmsten Barbaren mit besserer und schönerer Lebensart vertraut zu machen. So boten die Anregungen der sicher höchst seltsamen Tempelfeste gute Gelegenheit, dem Volke sein Geld abzunehmen, und ihm durch Darbietungen sogar lascivster Art eine geistige Unterlage zu schaffen, die gern rezipiert und nachgeahmt wurde. In den Harems der Machthaber aber spielte sich eine ebenfalls dem Westen entlehnte fachwissenschaftliche Erotik ab, der religiöse Weihe nicht fehlte. Das Volk hatte das Recht, dafür seine Töchter zu liefern, und das Mönchtum fand auch hier den Weg, eine unleugbar sympathische Sache sich dienstbar zu machen. Die Zauberliteratur gab ja die Anweisung, wie richtiger Gebrauch solcher Damen nicht nur die Befreiung der Seele aus dem Jammertal schaffen, sondern den wohl Eingeweihten sogar auf den Weg
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