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0047 Alt-Kutscha : vol.1
Ancient Kucha : vol.1
Alt-Kutscha : vol.1 / Page 47 (Color Image)

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[Figure] Fig. 28. Lower molding strip from the cave with the pigeons with ring, cf. Fig. 27.Untere Gesimsborte aus der Höhle mit den ringtragenden Tauben, vgl. Fig. 27.

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doi: 10.20676/00000192
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Rolle spielt, die Raute. Auf den Deckengewölben und den Nischenbogen der Gemälde der Höhlen bei Kutscha können wir deutlich beobachten, wie aus den reihenweise gestellten, bunt ausgemalten stilisierten Bergen, „angeordnet wie die Blätter der Lotusblume", allmählich die Raute entsteht. Es gibt runde Kuppenformen mit kleinen Wasserbehältern und stilisierten Bäumchen in den Zwischenräumen, mehr kuppige mit bunten Blümchen darauf, derenVorderfeld, benutzt zu Legendendarstellungen, nach unten spitz zulaufend den ganzen Zwischenraum der darunterliegenden Bergreihe ausfüllt, vgl. unten II, Fig. 42 – 44. Sie kommen aber auch rein dekorativ vor: abwechselnd rot, braun, grau oder weiß, sogar blau ausgemalt und nur leicht mit einigen Berglinien gegliedert. Die Technik der Herstellung verflachte diese Figuren immer mehr. Man füllte die ganze Raute mit einer Farbe aus und gliederte sie mit Deckfarben, oder aber man ließ die Gliederung überhaupt fort, so daß die bloß in verschiedenen Farben sich abhebende Raute als Dekorschema bleibt, das bald in Streifen laufende, bald selbst wieder Sterne bildende Farbenspiele bietet.

Ich gebe gerne zu, daß diese Dinge im einzelnen wenig bedeuten, aber im Konnex einer ganzen Reihe von Formen, welche uns im Mittelalter, wie in der buddhistischen Kunst von Kutscha begegnen, ist ihre Konfrontation für das Gesamtbild geradezu entscheidend.

Mitten in das Gebiet der allegorischen Deutung fremder überkommener Formen führen die folgenden Erwägungen. Ich muß dazu zu einem noch ausführlicher zu besprechenden Typus zurückgreifen. Es ist dies der Typus der niedrigen Gottheiten mit Vollbart, langem welligen Haar mit oder ohne Spitzohren und einem Kopfkranz, in dessen Mitte über der Stirne in einer blumenförmigen Öse ein meist blauer Federbusch

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nach oben sich erhebt. Wir sehen in den Höhlen, wie je zwei solche Gottheiten niedrigen Ranges die Lotusblumen hochhalten, auf denen die Buddhas und Bodhisattvas stehen. Wie erwähnt werden mag, gibt es noch in der persischen Malerei solche Typen. Eine merkwürdige Parallele zu diesen Figuren sind die wilden Männer als Wappenhalter mittelalterlicher Miniaturen. Teppiche, Gewandmuster und Spielkarten, in denen sie häufig im Mittelalter vorkommen, mögen die Vermittler eines Typus sein, der mit anderen Vorstufen sich gemischt hat zu der eigentümlichen Rolle der „wilden Männer", die uns im Mittelalter überall in Miniaturen, Wandgemälden, Teppichen usw. begegnen. Führen wir die Parallele weiter. Auf unseren Wandgemälden spielt der Brâhmana-Acârya eine große Rolle. Da gibt es gutartige Brâhmanas, Pratyekabuddhas in ihren Einsiedeleien, da und dort gestört von Mädchen, und — Affen als komisches Wiederspiel, aber auch hämische, griesgrämige Leute, die gebückt auf Stöcken gehen, sich der Religion Buddhas verschließen, die Bodhisattvas unsäglich peinigen, Tieré zum Opfer schlachten, auf den Kinderfang gehen usw. Das Gesamtbild dieser Szenen zeigt viel Humor und geht unmerklich in allerlei spielerisch den Hintergrund belebende Nebenszenen, welche keinen legendenhaften Wert haben, also in eine Menge komische oder satyrische Motive über, die das wunderliche Treiben in den Einsiedeleien zum Gegenstande haben. Aus diesen Vorstellungen heraus ist im Lamaismus die burleske Figur des Brâhmana Acârya entstanden, der z. B. in den religiösen Tänzen (Tsam) wie ein homo fatuus zum unfreiwilligen Spaßvogel degradiert ist. Die äußeren Abzeichen der Brâhmana-Asketen sind Fellkleider, bisweilen wohl auch ein Lendentuch und Wadenstrümpfe aus Tigerfell. Bilden nicht die „wilden Leute" in Tigerfell-

Fig. 28. Untere Gesimsborte aus der Höhle mit den ringtragenden Tauben, vgl. Fig. 27.

Grünwedel, AIt•Kutseha

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