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0050 Alt-Kutscha : vol.1
Ancient Kucha : vol.1
Alt-Kutscha : vol.1 / Page 50 (Color Image)

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[Figure] Fig. 32. Ornamentation from the Kâśyapa cave, also variants frequently. Kultstätten p. 81.Ornament aus der Kâśyapahöhle, auch sonst häufig. Kultstätten S. 81.

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doi: 10.20676/00000192
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I,29—I,30

In dieser Beziehung weichen die Stifterbilder ebenfalls von den Ritualbildern (Gewölbebildern) der Höhlen ab, sie haben ihren Stil für sich.

30. Derselbe mittelalterliche Stil fällt uns in der Ornamentik auf. An eine volle Bearbeitung dieses amüsanten Themas kann ich hier nicht denken; ich will nur erwähnen, daß in den hier reproduzierten Proben, zu denen noch die Motive in den Kultstätten nachzusehen sind, so gut wie alle vorkommenden Leitmuster abgebildet sind, deren ich an Ort und Stelle habhaft werden konnte. Freilich, die Variationen in Form und Farbe alle zu sammeln, war unmöglich; es hätte dies einen Maler während der Explorationszeit allein vollkommen beschäftigt. Es ist auch hier, wie in den Bildern selbst, genau zu unterscheiden zwischen dem ornamentalen Beiwerk in den Bildern selbst und den zum Teil ganz anders gearteten, das in langen Streifen die einzelnen Wandbilder trennt und die Sockel, Gesimse, Ausladungen usw. ziert. Denn die ersteren, obwohl von der zweiten Serie beeinflußt, folgen zunächst nur dem Stile der bezüglichen Bilder und weisen zum Teil auf andere Quellen wie die zweite Art. Im allgemeinen kann man sagen, daß die Architektur, die Möbel (Throne, Stühle, Bänkchen) die Muster der Decken, Kissen, Gewänder, die Vorliebe für Gardinen direkt Nachläufer sind des Dekors spätantiker und frühchristlicher Arbeiten, besonders Elfenbeinschnitzereien und Miniaturen: Formen, die in einzelnen Beispielen noch weiter nach dem Osten und Indien gewandert sind. Daß in ihrer Zahl gelegentlich ganz alte Dinge vorkommen können, brauche ich kaum zu betonen. Die zweite Stilart hält sie mit den überkommenen Kompositionen aufrecht, doch werden sie oft mißverstanden und mit der zweiten Gruppe gemischt.

Diese zweite ornamentale Serie aber: die langen Sims- und Trennerstreifen sind Nachahmungen des Gandhârastils, zunächst aber ist

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durch ihr meist sehr anmutig und geschickt verteiltes Kolorit mit Punktierungen ihr Anblick an Ort und Stelle ein geradezu faszinierender. Dieselben Motive können natürlich auf den der Bemalung jetzt entbehrenden Gandhâraskulpturen nicht mehr so wirken. Wollen wir diese Borten richtig verstehen, so genügt der Hinweis auf tibetische und japanische Hängebilder: just das ist gemeint. Die auf Seide, Leinwand, Ölpapier gemalten Fondbilder entsprechen den quadratischen Wandgemälden unserer Höhlen, und die aus Seide und Brokaten meist mit Prunkornamenten ganz anderen Stiles gefertigten Umrahmungen entsprechen den bunten Borten unserer Bilder. Man denke sich nun die Gandhâraskulpturen ähnlich bemalt, wie tibetische und japanische Kultfiguren, die umgebenden Rahmen ebenso bemalt wie die Brokatborten japanischer und tibetischer sogenannter Kakemonos, und man wird an ihrer hohen kunstgeschichtlichen Bedeutung nicht mehr zweifeln.

Diese Bordürungen nun nehmen in der zweiten Stilperiode Formen an, welche man direkt gotisch nennen kann. Hier liegen also direkt Zusammenhänge vor, Übertragungen von Brokaten, Stoffen und Gewebe verschiedener Art. Während die erste Stilart Arabesken anwendet, Svastika-Muster sehr alten Ursprungs, Weinreben mit kleinen Blütchen, aneinander gereihte Blumenscheiben, von denen immer die folgende die vorhergehende etwas deckt, ferner dicke Blattgewinde, die wie liegende aufgelöste Kränze wirken, aneinandergereihte Blumensterne und in größeren Feldern Centaurea- und Distelmuster antiker Tradition, liebt die zweite Stilart besonders die letztgenannten, ferner aneinandergelegte, durch punktierte Bahnen getrennte Quadrate mit vierblätterigen, aufgeklappten großen Blumen, und endlich große, mehr oder weniger gegliederte, sehr geschmackvoll auf und abgewendete Blätterreihen bisweilen in

Fig. 32. Ornament aus der Kâsyapahöhle, auch sonst häufig. Kultstätten S. 81.

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