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Alt-Kutscha : vol.1 | |
Ancient Kucha : vol.1 |
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lang, dessen ein Tag einem Weltalter gliche." Kaum hatte Maitrakanyaka, so alles Lebende in Liebe umfassend, diese Worte gesprochen, da war es, als machte das Rad auf seinem Kopfe einen Sprung, und einem hoch in der Luft noch schwebenden Rade nachfliegend, vereinigte es sich mit ihm.
Es flammte nun auf das Rad, in der Luft kreiste es, Bündel von Flammen sprühend, die der wehende Wind antrieb, furchtbar immer wieder tönte es, wie eine aufgehende Lichtscheibe von Röte, umfunkelt von immerfort hervorbrechenden Strahlen, umgeben von hellglänzenden Juwelen, angesetzt an eine Fläche von Beryll. Und es erzitterten die Erdfesten wie unter Schlägen, daß die Wasser in hervortosenden Fällen emporströmten, Blütenbäume im Wind sich schüttelten und die Berggipfel sich reckten, als sollten sie den Himmel küssen. Unter den tiefen Donnertönen des Donners in den Wolken lösten sich, da die Regengötter in Bewegung kamen, die Wassermassen, in denen die Juwelgekrönten (Nâgas) wohnen, mit überschnellen Güssen. Ununterbrochen Strahlen schießend und leuchtend, funkelte am Himmel die Scheibe der lichtumgebenen Sonne. Überall in den Zwischenräumen zwischen den zackig schießenden Lichtsprossen erschien sprühende Helle und wasserreiche Wolken, deren Bug funkelte von Streifen erhellender Blitze, da ihnen der Regenbogen als Schmuckstück sich anschmiegte, erglühten am Himmel, der nun einem Baldachine glich, wodurch die Wolken Stütze erhielten. Bunte Blumengewinde fielen vom Himmel, aus den Wohnungen der beglückten Himmlischen gesendet. Denn in langes Leid Versunkene werden alle, sobald sie des Jammers wieder mächtig sind, wieder fröhlich. So richtete auch der Mann, der, als das rächende Rad noch brannte, am Oberkörper völlig zerfleischt, dessen Leib an allen Gliedern mit herabfließenden Blutströmen begossen war, sein Herz wieder dem reinen Bereich der Glücksgöttin zu und kehrte gerechtfertigt in den Himmel, in seine Heimat zurück.
In demselben Augenblick stand er sehnsüchtig nach der Wohnstätte der Erleuchtung (bodhi), denn in diesem heiligen Tîrtha, einem großen, durch das Naß seiner Mildtätigkeit gesammelten Bade, rein durch seine herrlich guten Sitten; kühl und hell durch seine Ausdauer, weitergleitend über alle Abgründe durch seinen Mannesmut, tief durch sein Beharren in Selbstbeschauung, keimte die Blume der Bodhi. Möge dies Bad wegwaschen jede Spur von Sünde. Es begann damit die Wonne im Himmel Tusita. Den Aufenthalt dort genoß er nicht lange, da er voll Mitleid die Welt im Auge behielt. Und warum ist dies hier erzählt? Es heißt ja: „Schon im Diesseits sinken die Wesen, welche sich an ihrer Mutter versündigten, hinab in die Hölle, in die sie stürzen durch ihre Verworfenheit. Gehorsam erhalten die Mütter von gut gearteten Männern, indem sie in ihren Herzen stets Liebe, Höflichkeit und Hochachtung bewahren."
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35. Kehren wir nun zu den Gemälden der beiden Seitenwände zurück, so sind die auf Fig. 30 hintereinander in Konturen zusammengefaßten Darstellungen der L. Seitenw. auf den Tafeln XV, XVI, XVII, XVIII reproduziert. Die L. Seitenwand enthält, wie oben erwähnt wurde, das Sronakotîkarna-avadâna. Der Anfang der Erzählung ist auf den Bildern verloren. Vorhanden sind nur die folgenden Szenen; denn die ganze Erzählung ist aus einzelnen Gruppen zusammengerückt, von denen die größeren so in sich geschlossen sind, daß sie gewissermaßen emblematische Bedeutung haben:
Die Bilderreihe begann von der Hinterw. an; erhalten ist nur am Anfang als Rest einer Gruppe ein kniender Mann, vermutlich einer der Kaufleute, die mit Sronakotîkarna auf Reisen gehen wollten, oder ein kniender Diener aus einer Abschiedsszene. Es folgt dann als Mittelpunkt der ganzen Wandhälfte eine Meeresszene, die der Schiffbruchsszene auf der gegenüberstehenden Wand genau entspricht. An der Meeresküste, die wie ein Kranz das Wasser umgibt, sammeln zwei Männer mit den Händen und in Tüchern Edelsteine aus dem Meere, um sie in ein Schiff zu legen, das schon eine Menge derselben enthält; ein dritter auf der anderen Seite des Schiffes, der fast ganz zerstört ist, legt Cintâmanis hinein. Drei mächtig große, leuchtende Cintâmanis sieht man bereits im Schiffe stehen.
Die zweite Szene stellt die Rast in der Wüste vor. Zwei Wagen mit Dächern aus Matten und ruhende Esel bestimmen das Nachtlager, das noch besonders bestimmt ist durch den von Sternen umgebenen Mond. Ein Windgott mit Sack und Wetterwolken mit Blitzdrachen dabei weist auf die Gefahr der Wüste. Auch diese geschlosseneren Szenen zerfallen in eine Reihe fertiger formaler Phrasen, die uns auch sonst begegnen. Von den im Lager eifrig miteinander verhandelnden Personen dürfte der im Vordergrunde quer auf dem Esel Sitzende als Sronakotîkarna anzusprechen sein. Eine bestimmtere Beziehung zu der Erzählung gibt das allgemein gehaltene Bild nicht; es ist ein kleines Idyll, das man kurz „Nachtlager in der Wüste" nennen kann.
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