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0066 Alt-Kutscha : vol.1
Ancient Kucha : vol.1
Alt-Kutscha : vol.1 / Page 66 (Color Image)

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[Figure] Fig. 43. Copy of an old Persian small painting, once in the possession of Petrovskij, the Consul General of the Russian Empire in Kaschgar. 1/2 of the original, which was rear red, the garb of the first woman white, head cloth yellow with light blue ornamentations, the garb of the second very light grey with dark red, the head cloth white with light red ornamentations.Kopie eines alten persischen Bildchens, einst im Besitz des Kais. Ruu. Generalkonsul in Kaschgar, Petrovskij. 1/2 des Originals, Der Fond war rot, das Gewand der ersten Frau weiß, Kopftuch gelb mit hellblauen Ornamenten, das Gewand der zweiten sehr hells Grau mit dunkelroten, das Kopftuch weiß mit hellroten Ornamenten.

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doi: 10.20676/00000192
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Wirkung des Blitzes nicht zu idealisieren vermochten, sondern in der rohen, sinnlichen Auffassung beharrten. Die Tantras geben sich geradezu Mühe, ihre bezüglichen Vorstellungen möglichst tief sinken zu lassen, obgleich sie zur Dekoration philosophische Termini gebrauchen, um recht zum Ausdruck zu bringen,

Fig. 43. Kopie eines alten persischen Bildchens, einst im Besitz des Kais. Russ. Generalkonsul in Kaschgar, Petrovsldj. '/OE des Originals. Der Fond war rot, das Gewand der ersten Frau weiß, Kopftuch gelb mit hellblauen Ornamenten, das Gewand der zweiten sehr helles Grau mit dunkelroten, das Kopftuch weiß

mit hellroten Ornamenten.

daß für den wahren Vajradhara Unterschied zwischen Hoch und Niedrig, Brâhmana und Candâla, Reinheit und Schmutz, Gut und Böse nicht bestehen: quod licet Jovi, non licet bovi.

36. Kehren wir zu den Darstellungen zurück, so sind tantrische Darstellungen innerhalb der Gandhâraskulpturen vorhanden: Szenen von Trinkern, welche Mädchen entblößen, kommen vor. Auch in die Berliner Sammlung ist ein solches Relief gelangt. Wir haben hier Saktiszenen vor uns: die Gefolgschaft Vajrapânis. Daß sie in Qyzyl nicht fehlten, habe ich bereits erwähnt. Der Umstand nun, daß es sich um Trinkerszenen handelt, bringt uns all diese Vorstellungen erst in das richtige Licht: es zeigt uns die Art, wie diese abstoßenden Dinge so ungeheuer sich verbreiten konnten. Es ist die Einführung der Rebe mit den mit dem Weinbau, der Kelterung usw. verbundenen Ritualien und Gebräuchen. Damit aber berühren

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wir eine Seite der mittelasiatischen „Kultur", die die allergrößte und vielseitigste Beeinflussung ausgeübt hat.

Es berührt recht unbuddhistisch, daß Gautama Buddha in einem Jâtaka des puritanistischen Pâli-Kanons, im Vâlodakajâtaka in bezug auf Schüler, die sich in Wein bekneipt hatten und dann Streit und Lärm verursachten, den folgenden klassischen Ausspruch tat: ein richtig Edelroß könne wohl Firnewein vertragen, ohne bezecht zu werden, Esel aber tobten und verlören den Kopf, wenn sie nur davon gekostet hätten. Aber der Ausspruch, der im weinarmen Indien auffallen muß, ist charakteristisch. Im Gefolge des Weinbaus, dessen Einfluß auf alle Schichten der Bevölkerung nicht hoch genug geschätzt werden kann, sind Entartungen alter Iakchos-Zeremonien, deren Finessen Orientalen nicht ertragen können, ohne über die Stränge zu schlagen, nach Hochasien gekommen. Aus noch unedierten Tantra-Kommentaren weiß ich: Andeutungen darüber gibt auch Târânâthas Edelsteinmine, daß alles hierhergehörige auf die unter dem Namen Indrabhûti oder Indrabodhi bekannten Könige von Udyâna zurückzuführen ist. Ja, es wird geradezu gesagt, einer dieser Könige habe, als er Arhats durch die Luft fliegen sah, seine Minister gefragt, welcher Art Vögel das seien. Als ihm nun der Bescheid zuteil ward, das seien keine Vögel, sondern heilige Männer, die durch Askese solche Kräfte erlangt hätten, da antwortete Indrabhûti, er wolle Buddha wohl verehren, aber solange es Mädchen und Wein gebe, sei er nicht imstande, Askese zu üben. Im Harem erlangte er Einblick in die Geheimnisse Vajrapânis und erreichte so durch ein Zeremoniell, das zu nennen sich die Feder sträubt, die Fähigkeit, mit seinen Frauen durch die Luft zu gehen. So kam, mit einheimischem Schamanendienst verquickt und mit buddhistischer Terminologie ausgeputzt, ein System zustande, das ein völliges Gegenstück zum Hexenglauben des Mittelalters ist, mit dem es sicher gleichen Ursprung hat.

Uns interessiert die Sache hier nur, soweit sie archäologisch faßbar ist. Es ist nach den Verhältnissen nicht anders zu erwarten, daß zur Darstellung dieser „Luftwandlerinnen" (dâkinî), die nach ihrem Tode, wie man ver-