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0085 Altertümer aus dem Tale des Talas in Turkestan : vol.1
Altertümer aus dem Tale des Talas in Turkestan : vol.1 / Page 85 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000228
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ALTERTHÜMER AUS DEM THALE DES TALAS IN TURKESTAN.   II: 15

Was nun die brachycephalen Schädel aus den fraglichen Gräbern in Turkestan betrifft, so lassen sich unter ihnen gewissermassen zwei verschiedene Typen unterscheiden, nämlich ein Typus von grösseren und einer von kleineren Dimensionen. Der erstere, welcher von den Schädeln 1 und 7 repräsentirt wird, zeigt eine bedeutende Capacität der Hirnchale (1620 und 1670 Kcm.), ist im Ganzen viereckig rektangulär und erinnert, wie oben angedeutet wurde, etwas an den finnisch-tavastländischen Typus, obwohl dadurch nicht gesagt sein soll, dass er mit ihm nahe verwandt ist -- für die Lösung solcher Verwandtschaftsfragen ist natürlicherweise ein viel umfassenderes Material und die Berücksichtigung mancher anderer anthropologischer und auch linguistischer Verhältnisse erforderlich. An diese beiden Schädel (1 und 7) reiht sich gewissermassen auch der Schädel 3, welche ungefähr dieselbe Form, obschon in kleinerem Massstabe zeigt und vielleicht als ein weibliches Exemplar des fraglichen Typus anzusehen sein dürfte.

Der zweite brachycephale Typus, welcher von den Schädeln 2, 4 und 8 repräsentirt wird, ist als kleiner, v. A. kürzer und mehr rundlich zu bezeichnen; die Hinterhaupts-region ist im Ganzen kurz und oben abgeflacht, was jedoch zum Theil durch eine künstliche Depression erhöht zu sein scheint. Diese Schädelform erinnert sehr an eine bei der kaukasischen und der angrenzenden östlichen Bevölkerung noch sehr gewöhnliche Form. Wahrscheinlich gehören zu derselben auch die zwei Schädel (5 und 6), welche in so starkem Grade artificiell umgestaltet sind.

Die Dolichocephalie ist, wie erwähnt, durch die Schädel 9 und 10 vertreten. Wie oben bei der Beschreibung derselben angegeben wurde, erinnert die Gestalt derselben in einem so auffallenden Grade an die bei den echt germanischen Völkern (Schweden, Norwegern, Engländern u. s. w.) typische Schädelform, dass man sich kaum davor wehren kann, an Verwandtschaftsbeziehungen zu denken. Da aber die beiden Schädel als weiblich zu betrachten sind und man noch nicht den entsprechenden männlichen Typus dieses in Turkestan früher befindlichen Rassenelementes kennt, so lassen sich natürlicherweise keine sicheren Schlüsse ziehen. Zu bemerken ist indessen, dass, wie oben ervähnt wurde, auch aus anderen sibirischen Kutganen Schädel derselben Form ausgegraben worden sind. Es wäre eine umfassendere Untersuchung und v. A. Anschaffung eines grossen Materiales von solchen Schädeln für die Lösung des Problems der Herkunft und der früheren Verbreitung der Arier von grösstem Interesse. Mit dem jetzt zugänglichen Material lassen sich nur Vermuthungen aufstellen; in Fragen von solcher Tragweite ist es aber nothwendig, mit grosser Vorsicht zu Werke zu gehen. Die vom Herrn Magister HEIKEL gemachten Untersuchungen werden aber sicherlich zu neuen erweiterten Forschungen auf diesem Gebiete Anlass geben.

Ich muss indessen noch einmal betonen, dass mir die russische Literatur hinsichtlich der Anthropologie der fraglichen Gegenden nur theilweise zugänglich ist, so dass es möglich ist, dass mehr Material vorliegt, als mir bekannt ist. In Folge dessen werde ich mich auf die Besprechung der grossen schwebenden Fragen nicht weiter einlassen, sondern mich darauf beschränken, in dieser Darstellung nur eine anthropologische Beschreibung der mir von Herrn HEIKEL zugeschickten zehn Gräberschädel zu liefern.