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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0058 Alt-Kutscha : vol.1
古代クチャ : vol.1
Alt-Kutscha : vol.1 / 58 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000192
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drücken, daß die meisten derselben nur vergrößerte Miniaturen aus Bilderrollen, welche das bezügliche Sûtra enthielten, sein müssen. Chinesische Sûtratexte enthalten ja heute noch solche Vorsetzblätter mit der Darstellung des Parivâra des bezüglichen Sûtra. Diese Holzschnitte sind ein noch unbenutzter, höchst wertvoller Ausgangspunkt für die Lösung der Schwierigkeiten überhaupt. Die Schwierigkeiten bestehen nämlich darin, daß das im Rahmen eines bestimmten Sûtra gegebene illustrative Material traditionell bleibt und Ausgleiche in eine sozusagen allgemeine Kunstmythologie kaum versucht zu werden scheinen. So entsteht eine fast uferlose Vieldeutigkeit, eine Art Unruhe und Zerrissenheit, die natürliche Folge künstlerischer Abhängigkeit und des Mangels an eigener gestaltender Kraft. Es paßt dies vollkommen zu der maßlosen Rezeptivität, die die Atmosphäre des windelweichen Buddhismus bildete. Er hatte es seiner genicklosen Wesensliebe zu verdanken, daß ihn ein dringendes Gesindel aller Art aufs äußerste entarten ließ. Die Gottheit, die wir hier zuerst skizzieren müssen, ist geradezu als der Ausgangspunkt jener infamen Tantrakulte zu nennen, die heute noch unter dem Deckmantel schmelzender Erbarmungs- und Liebesphrasen, die sogar gewisse Gelehrte ernst nehmen, hauptsächlich durch die roten Lamas vollzogen werden.

33. In den Wandgemälden der älteren Perioden kann man das Bestreben nicht verkennen, eine Mythologie dadurch zu schaffen, daß eine Reihe neuer, dem indischen Denken fremder Bildungen völlig fertig auftreten, während bezüglich der Ausstattung der durch die alte Legende bekannten Hindûgottheiten nur eine rein äußerliche Signierung durch Variationen der Kronen und einigen anderen Äußerlichkeiten (Stirnauge z. B.) dem Künstler genügt. Schon dadurch ergibt sich für den vorurteilsfrei die Dinge Betrachtenden die starke, alles Alte entstellende und schließlich alles überwuchernde Beeinflussung durch ein nicht bodenständiges System von Typen, die fertig eingeschoben werden. Immerhin darf nicht vergessen werden, daß diese letzteren Gestalten der Plastik, d. h. den Gandhâraskulpturen entnommen sind. Die ungeheure Bedeutung dieser, wie es scheint, auf dynastischen Wunsch hin geschaffenen Skulp-

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turen ist bis jetzt nur rein äußerlich, rein deskriptiv in die Hand genommen worden. Völlig noch fehlt die rituelle Würdigung. Der Grund, warum nicht einmal der Gedanke dazu aufkommen konnte, liegt einerseits in der äußerst dürftigen und auch nur rein äußerlichen Kenntnis der zugehörigen Literatur, die geradezu vermieden zu werden scheint, da leider ästhetische Rücksichten nicht bloß bei gewissen Kunstrednern gelten; dann aber in dem Umstand, daß die Skulpturen nicht mehr bemalt sind. So sind eine große Masse von Einzelnheiten — ich denke nur an das Körperkolorit, an die Abzeichen in den Kronen, Gewandmustern — auf den sonst so wertvollen Skulpturen verloren. All diese Einzelnheiten ergeben sich aber auf den Wandgemälden, auf denen sie wahrscheinlich durch die Gunst des Materials besonders reich ausgeführt wurden, klar und deutlich und bieten uns ein geradezu unvergleichliches Arbeitsmaterial, auf das ich hier nur hinweisen, das ich aber keineswegs erschöpfend bearbeiten kann. Die Hauptgottheit, welche sowohl in den Gandhâraskulpturen wie in unsern Wandgemälden auftritt, ist ein fertiger Typus von großer Mannigfaltigkeit in Tracht und körperlichem Aussehen. Er erscheint in Indien nur sporadisch auf den Skulpturen, lebt aber fast als Spiritus regens in der tibetischen Literatur fort. Es kann nicht genug darauf hingewiesen werden, welch enorme Stütze gerade die tibetische Literatur besonders in den Tantrakommentaren und andern in Deutschland leider nicht zugänglichen, meist heterodoxen Werken bieten könnte. Was ich hier in diesen Seiten geben kann, ist kaum mehr als ein Hinweis. Bald erscheint der Gott, dem ein tibetischer höchst wertvoller Text den Titel Yaksa „Erddämon" gibt, nackt, bald halbbekleidet, bald gepanzert, bald jugendlich, bald greisenhaft, bald ist er von blauer Körperfarbe, bald — und dies sind die meisten Fälle — von weißer, bald ist er zwergenhaft, bald hoch aufgerichtet von denselben Dimensionen, wie der Buddha selbst, den er fast stets begleitet. Seine Attribute sind der Donnerkeil (vajra) und ein Fliegenwedel. Auch fallen eine Reihe fester Stellungen auf, welche nur leicht nach der Position der Hauptfigur variiert werden. Die hauptsächlichsten sind: