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Chotscho : vol.1 | |
Chotscho : vol.1 |
VORWORT.
Die vorliegende Arbeit bringt die auf photographischem Wege hergestellten Wiedergaben' der wichtigsten Altertümer aus den Sammlungen der von mir geleiteten Ersten Königlich Preußischen Turfan-Expedition. Die Schwierigkeiten, die bei manchen nicht minder wichtigen Gegenständen dieser Sammlungen, z. B. den alten Gemälden aus Tschyqqan Köl, sich der photographischen Aufnahme entgegenstellten, haben deren Wiedergabe verhindert; auch war es unmöglich, alle Bruchstücke von Seidenbildern und Miniaturen und alle Kleinfunde hier dem Studium zugänglich zu machen: die Anzahl dieser Fundstücke ist viel zu groß um in diesem Werke Raum finden zu können. Die überaus wichtigen und zahlreichen Handschriftenfunde2 finden, obwohl wir allein ihnen wichtige Erkenntnisse' verdanken, in diesem Werk keine Berücksichtigung: sie erscheinen, ihrer Bedeutung entsprechend, in besonderen Veröffentlichungen oder in den Sitzungsberichten etc. der Kgl. Akademie der Wissenschaften.
Eine kurze, persönlich gehaltene Beschreibung der Reise und eine Schilderung der Fundstellen ist den Bildern vorausgeschickt worden; um außerdem den mit dem Lande, seiner Geschichte und seiner Kulturbeziehungen voraussichtlich wenig vertrauten Lesern einen allgemeinen Überblick über diese wichtigen Gegenstände zu bieten, habe ich in dem Abschnitt ,Die Stadt Chotscho und ihre Bewohner' einen kleinen Aufsatz zwischen die Reisebeschreibung und die Schilderung der Fundstellen eingeschaltet, in dem ich versucht habe, meine I )aus eigener Anschauung an Ort und Stelle, 2) aus unseren Arbeiten an dem mitgebrachten Manuskriptmaterial und 3) zum Teil aus der durch chinesische und abendländische Quellen überlieferten Landesgeschichte gewonnenen Ansichten darzulegen.
Den Tafeln selbst sind ausführliche Beschreibungen beigegeben worden, die besonders da, wo nur einfarbige Bilder gegeben werden konnten, durch ihr Eingehen auf alle möglichen Einzelheiten vielleicht ermüden. Trotzdem erscheint mir die eingehende Besprechung solcher Einzelheiten wichtig.
Ganz besonders trifft dies zu für die großen Wandgemälde aus den Gängen des Tempels Nr. 9 zu Bäzäklik bei Murtuq; auf die Erklärung dieser Bilder aber mußte ich aus einem einfachen Grunde verzichten, nämlich dem, daß die Darstellungen uns Szenen aus bis jetzt noch nicht festgestellten, vielleicht auch unbekannten Legenden schildern. Nur eines der großen Bilder, nämlich die Pranidhi-Szene Nr. 7 (cf. T. 23) können wir mit Sicherheit deuten (vergl. den Text zu dieser Tafel); es scheint aber gewiß zu sein, daß alle diese Gemälde Legenden behandeln, in denen die Vorgänger des Gautama Buddha oder er selbst eine Rolle spielen.
Bei dieser Unsicherheit über den Gegenstand der Darstellung, die sich bei den manichäischen Bildern keineswegs vermindert, bieten wir diese genauen auf mechanischem Wege hergestellten Reproduktionen der Allgemeinheit zum gemeinsamen Studium dar.
Nach diesem Hinweis auf Art und Zweck der Veröffentlichung sei hier noch kurz des Urhebers und der Förderer der Expedition gedacht.
Die beiden Königlich Preußischen Turfan-Expeditionen' wurden — obwohl der Gedanke dieser Forschungsreisen im Museum für Völkerkunde entstanden ist — durch den Professor ordinarius des Sanskrit an der Berliner Universität, Herrn Geheimrat Dr. R. PISCHEL, in die Wege geleitet.
Seinen Bemühungen gelang es, die Unterstützung des Kultus-Ministeriums zu gewinnen und darauf im Verein mit dem später gebildeten Berliner Turfan-Comite die beiden Expeditionen zu organisieren. Den Dank für die selbstlosen Bemühungen dieses weitblickenden Gelehrten stelle ich hier an die erste Stelle.
Die Geldmittel (M. 32000) wurden von Seiner Majestät dem Kaiser aus dem Allerhöchsten Dispositionsfond überwiesen; das Personal der Expedition bestand aus dem Verfasser und dem Museumsbeamten Herrn TH. BARTUS, der schon der Expedition GRONWEDEL-HUTH ausgezeichnete Dienste geleistet hatte. Ich benütze diese Gelegenheit um die großen Verdienste, die Herr BARTUS sich auch um meine Expedition erworben hat, dankend hervorzuheben: er hat, in schwerer Arbeit, die riesigen Temperagemälde von den Tempelwänden entfernt und in vorbildlicher Weise verpackt, auch überall sonst unsere Zwecke durch Spürsinn, Geschick und Arbeitsfreudigkeit auf das Beste gefördert; seine Beziehungen zu den Eingeborenen zeichneten sich aus durch sicheren Takt und vielen und erfrischenden Humor.
t Die Tafeln sind von der Firma A. FRISCH, Kunstanstalt, Berlin, in einem sehr hohen Grade der Vollkommenheithergestellt worden. Für die peinlich genauen, mit Hülfe der Camera lucida gemachten Zeichnungen von kleineren Gemälderesten, die in der Beschreibung der Grabungen im Text erscheinen, bin ich dem Kunstmaler und als ethnographischer Zeichner rühmlich bekannten Herrn W. vos DEN STEINEN, zu Dank verpflichtet.
2 Die Zahl der durch unsere drei Expeditionen nach Berlin gebrachten Nummern dieser Art durfte die Dreißigtausend übersteigen.
3 Z. B. die Feststellung der manichäischen Bildfragmente.
4 Die ,Erste' und die ,Zweite Kgl. Preußische Turfanexpedition" sind zwar in dieser Reihenfolge vom Preußischen Staat entsandt worden: die erste Forschungsreise, die von Berlin aus Turman besuchte, wurde aber im Winter 1902 von Prof. GRONWEDEL, Dr. HUTH und TH. BARTUS mit von hohen Gönnern beschafften Mitteln ausgeführt (cf. A. v. LE COQ, Bericht über Reisen und Arbeiten in Chines. Turkistan, Zeitschrift für Anthropologic, Ethnologie und Urgeschichte, Berlin 1907.)
Als besonders wichtig war meiner Expedition die Beschaffung von alten Manuskripten anempfohlen worden, ja es war zuerst geplant worden, die Reise ausschließlich zu diesem Zweck zu unternehmen; man einigte sich aber bald über diese Frage und gestattete dem Expeditionsleiter, neben dem Aufsuchen von Handschriften als Hauptzweck, in zweiter Linie die Sammlung aller Arten von archaeologischen Gegenständen betreiben zu dürfen.
Im Kultusministerium wurden die die Expedition betreffenden Angelegenheiten durch Herrn Geheimrat Dr. EILSBERGER behandelt, der, selbst wissenschaftlich an meinen Arbeiten interessiert, alle die oft ganz plötzlich entstehenden Schwierigkeiten in einer uns nützlichen Weise zu lösen verstand: es sei mir gestattet, Herrn Geheimrat EILSBERGER hier meinen Dank für seine rastlose und erfolgreiche Fürsorge auszusprechen.
Sehr groß ist die Anzahl von Freunden und Wohltätern, denen ich an dieser Stelle öffentlich zu danken mich verpflichtet fühle; es sind chinesische, englische und russische Beamte und Offiziere, deutsche und schwedische Missionare, und einige der Landesbewohner.
Vor allem gilt meine Dankbarkeit dem Political Agent (jetzt britischen Generalkonsul) in Käschgar, Herrn GEO. MACARTNEY, C. 1. E., und seiner Gemahlin, die durch ungezählte Aufmerksamkeiten und durch die praktische Unterstützung, die sie meiner Expedition, wie auch der des Herrn Prof. GRÜNWEDEL, erwiesen haben, mich für alle Zeiten zu ihrem dankbaren Schuldner gemacht haben.
Zu aufrichtigem Danke verpflichtet bin ich ferner dem Kaiserlich russischen Generalkonsul zu Kâschgar, Herrn KOLOKOLOW, dessen Gastfreundschaft meiner und Prof. CRONWEDELS Expedition in der freundlichsten Weise zu Teil geworden ist.
Auch den Herren Konsuln SOKOFF in Tschugutschaq und BOBROWNIKOW in Umrutschi möchte ich hiermit meinen Dank für mancherlei Liebenswürdigkeit und nützliche Ratschläge aussprechen; mit freundschaftlichen Dankgefühlen gedenke ich meines Verkehrs mit dem stellvertretenden Konsul in Urumtschi, dem Arzt Herrn Dr. KocHANOWSKU, dem ich für die Sorgfalt, mit der er sich um die die Ergebnisse unserer Arbeiten bergenden Karawanen bemüht hat, sowie für viele Beweise großer persönlicher Liebenswürdigkeit ganz außerordentlich verpflichtet bin.
Ebenso spreche ich der KAISERLICH RUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN zu St. Petersburg für ihre gütigen Bemühungen um den zollfreien Transport meiner Sendungen durch das russische Gebiet meinen ehrerbietigen Dank aus.
In sehr freundlicher Erinnerung sind uns allen die Mitglieder der schwedischen Missionen in Käschgar und Yârkänd geblieben, wo besonders die Herren HOGBERG, BOHLIN, ANDERSON und TuRNQUtsT mit ihren Damen (Käschgar) und Herr und Frau Dr. G. RAQUETTE (Yärkänd) uns in der freundlichsten Weise mit Rat und Tat unterstützten. Letzterem, einem geschickten Mediziner und beiläufig dem besten Kenner des Osttürkischen, den ich unter den Fremden im ganzen Lande getroffen habe, verdanke ich die Befreiung von den Plagen, die mich zur Rückkehr von der Reise bewogen hatten, nämlich von Zahnschmerzen und von dysenterieartigen Störungen.
Unter den Einheimischen erwähne ich mit Dankesempfindungen die Wangs von Luk-Tschun und von Qömul, sowie den Ting von Turfan, FANG TA-LAU-YE, die uns stets freundlich und zu Zeiten mit nicht unbeträchtlicher Mühewaltung unterstützt haben; von Leuten aus dem Volk soll der Dienste des Miräb MASIAsIT von QaraChödscha, des Aqsaqal CHÂL MUHAMMED von Kutsche, und meines Begleiters EGAMBARDf ACHON aus Marghilän gedacht werden — der letztere war etwa ein Jahr in unseren Diensten und hat sich auf der schwierigen Reise über die Qara-Qoram-Gebirge mir als getreuer Diener bewährt.
In Leh in Ladäkh, am Ende der Reise endlich, habe ich die Freundschaft und Fürsorge der Hcrrnhuter Missionäre, der Herren PETER und Dr. SHAWE genossen; ihnen sei hier ein aufrichtiger Dank ausgesprochen.
Da bei meiner Rückkehr nach Europa die mir zur Verfügung gestellten Gelder gänzlich verausgabt waren, mußten neue Mittel nicht nur für die Konservierung und die Aufstellung der mitgebrachten Altertümer, sondern auch für ihre Veröffentlichung beschafft werden.
Die für den erstgenannten Zweck nötigen Summen gelang es der General-Verwaltung der Königlichen Museen durch die Verwendung des Kultus-Ministeriums aus Staatsmitteln zu erhalten; für den bedeutenden Betrag, den die vorliegende Veröffentlichung gekostet hat, sind wir dem Herrn Generaldirektor der Königlichen Museen, Exzellenz BODE, für seine wohlwollende Vermittlung bei dem Baessler-Institut und diesem für die Bewilligung des Geldes zu großem Dank verpflichtet.
Zum Schlusse spreche ich dem Direktor des Kgl. Museums für Kunstgewerbe, Herrn Professor Dr. O. RITTER VON FALKE, dessen genaue Kenntnis der orientalischen Textilien mich veranlaßt hatte, ihn um seine Hülfe bei der Veröffentlichung meiner Funde an Webereien und Stickereien anzugehen, sowie Herrn Dr. M. EBERT, der mit großer Zuvorkommenheit sich der Mühe unterzogen hat, meine Töpfercireste aus Chotscho usw. zu behandeln, für ihre gütigen Text-Beiträge zu dieser Arbeit meinen verbindlichen Dank aus.
BERLIN, IM OKTOBER 1912. A. v. LE COQ.
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