National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
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Chotscho : vol.1 | |
Chotscho : vol.1 |
Sketch of the plan of a temple in Laptschuq.Schema des Planes eines Tempels bei Laptschuq. | |
Section of the entrance room.Sektion des Korridors. |
(nördlich von Turfan, Tafel 71, h) entsendet, wo er jedesmal eine an Manuskriptausbeute reiche Grabung veranstaltete.
Nachdem die Kisten Mitte Juli glücklich auf den Weg gebracht worden waren, beschloß ich, den Rest des in Turfan fast unerträglich heißen Sommers nicht dort zu verleben, sondern vielmehr während dieser Zeit die alten Siedelungen bei dem sehr viel kühleren Orte Qömul zu untersuchen. Wir brachen daher am 2. August nach Luk-tschun auf, wo wir vom GangChödscha, dem Bruder des (abwesenden) Wang's Amin Chödscha, I empfangen und bewirtet wurden. Von Luk-tschun ausritten wir über Pi-tschang nach Tschyqtym, wo wir in wüste Steinebenen eintraten. Dann führt der Weg bei Ôtun-getza über einen leichten Paß nachTschi-g0-10tschän, von wo aus wir Qomul über Lou-dung, Tarandschi (chines. Sän-do-lin), Töghutschi und Astana am 13. August erreichten. Etwa 10 Kilometer südwestlich von Töghutschi liegt in einem schönen Bachtal der alte Flecken Laptschuq, dessen zahlreiche Ruinen indessen von den heutigen Bewohnern bewohnt oder sonstwie benutzt werden, soweit ihr Erhaltungszustand dies zuläßt. Das Tal liegt zwischen zwei Höhenzügen, von denen der westliche aus dunkelm kiesigen Konglomerat, der östliche aus rotem Gestein besteht. Auf jeder Hügelkette zählten wir drei Gebäude, die alle, außer dem am besten erhaltenen Tempel, ausgeleert waren. Letzterer war der am
weitesten nach Norden gelegene StOpenbau auf der westlichen Kette. Auf dem Weg nach Laptschuq,nahe vor derOrtschaft und östlich vom Weg fand sich ein kleiner Tempel ungewöhnlicher Form, dessen Korridor in sonderbaren Spitzbogen gebaut war.
Eine andere alte Sicdelung, Lachsum ge
nannt, liegt ungefähr auf der Mitte des Weges zwischen Laptschuq und Astäna; sie ist gänzlich ausgeleert. Am 14. August ritten wir morgens früh um sechs Uhr bei ziemlich empfindlicher Kühle in Tschong-Qömul ein. Der Fürst, Schäh Magsüdz, ein tschun-wang und Schwiegervater des Wang's von Luk-tschun, empfing uns sehr gnädig und gab uns die Erlaubnis,in den in seinem Lustgarten bei Âra-tam,ca.2Skm im Nordwesten der Stadt gelegenen Ruinen (Tafel 75, b— e)zu graben. Die alsbald vorgenommenen Untersuchungen dieser Ruinen ergaben keine Resultate; in Folge der Nähe der Berge ist die Schneeschmelze den Altertümern, die etwa in den Ruinen verschüttet gewesen sein mögen, verhängnisvoll geworden und unsere Bemühungen blieben unbelohnt.
Hier in Ara-Tam erreichte mich am 18. August ein Telegramm, demzufolge ich mich in Käschgar mit dem Mitte Oktober dort eintreffenden Professor GRONWEDEL über die weiteren Unternehmungen zu verständigen hatte; ich war daher genötigt, einen soeben geplanten Abstecher nach dem angeblich 17 Tagereisen von Qömul entfernten Orte Tun-hwang aufzugeben und mich nach Käschgar zu begeben. Tun-hwang ist die Ortschaft, in der Herr Dr. M. A. STEIN und nach ihm Herr Professor PELLtor späterjene merkwürdigen Manuskripte und Bildererwerben konnten, die einen höchst wertvollen Teil der Ausbeute der englischen und französischen Expeditionen bilden. Ich hatte in Töghutschi von der im Jahre 1900 in Tun-hwang erfolgten Entdeckung einer alten Bibliothek gehört und einen Ausflug dorthin geplant, obwohl ich zunächst den Worten meines Berichterstatters, Qäsim Âchon(d), eines russischen Untertanen aus Täschkänd, nur wenig Glauben schenkte. Die Reise mußte ebenso wie die beabsichtigte Untersuchung gewisser Ruinen nunmehr unterbleiben; wir verließen Qömul am 21. August und erreichten QaraChödscha am .30. desselben Monats. Die Beschaffung von Transport in Turfan nahm einige Zeit in Anspruch und erst am 1 L September konnten wir weitergehen. Der Weg führt über Togsun, SO-Baschi, Aighyr-Butäq, Kümüsch, Qara-Qyzil, Uschäq-Täl und Täwylghä nach Qara-Schähr, wo wir nach Uberwindung der zum Teil recht schwierigen Route am 17. September eintrafen. Von Qara-Schähr erreichten wir Kurlax über Dänzil und Schör-Tachug am 18.desselben Monats. Wirrasteten in Kurla,womirGenaueresüber die alte Stadt und die Höhlen-Anlagen bel Schör-Tschuq berichtet wurde, und gingen am 20. September über Schang-chö, Tschärtschi, Aschmä, Yängi-H issar und Tschädyr nach Bügür, wo wir am 24. September ankamen. Von Karla aus ist der Weg leidlich und in den ärmlichen Rasthäusern ist einfacher Proviant (Eier, Milch, Brot, Früchte) erhältlich; in Bügür befindet man sich in einer wohlangebauten, fruchtbaren Oase. Von hier aus führte uns der Weg über Awät (Âbäd), Tschöl-Âwät und YagaÂryq nach Kutschä, das wir am 27. September erreichten.
Von Kutschä aus besuchten wir die etwa 30 km im SW von Kutschä, unfern von Qum-Tura gelegenen ausgedehnten buddhistischen Felsentempel-Anlagen, die im Volksmunde den solchen Bauten gemeinsamen Namen ,Ming-Öi° (= die 1000 Häuser oder Zimmer) tragen und nahmen einige Photographien auf — der äußerst lockenden Versuchung, dort einmal den Spaten anzusetzen, mußten wir widerstehen.
r Von Amin Chddfcha haben wir viele Freundlichkeit empfangen, wie denn Oberhaupt unser Verhiltnis sowohl zu den chinesischen Beamten wie zu allen Klassen der türkisches Bevdlkerung angenehm war. Der volle Titel des Amin Chddscha lautet in offiziellen Dokumenten: ha: rdti gasdq xui•bo cdo-wang bdgim. Die Aszendenzreihe ist wie folgt: Amin wang ibn Sultan Mahmûd wang ibn Atnidûn wang ibn Mihmit Sayyid wang ibn Firidün mang ihn hazrat Amin xanliq (xalliq).
a Der auf Briefen zu vermerkende volle chinesisch-tOrkisch•arabisebe Titel lautet: ,YOi•cin sin-zd Qdmul.nung gasik harriti ein•wang bigliktil sillim Allah ta'ala hanap all kiramliri;O . Es gelang mir den Stammbaum des Fürsten zn erkalten: die Aszendenzreihe ist win folgt: I) YOi•cin lin-zd wan-li yami yui•bd gasik ein-wang â0h Magsûd, ibn r) gasak cin•wang Bahndur, ihn a) gasik cin•wang Bs;ir, ibn') gasik cün•wang Ardi`sir, ibn s) gasik can. wang Ishaq, ibn a) gasak eün•wang YOsip, ibn 7) gasik fuko•gung Amin, ibn a) gasik Wipa, ibn a) guak'Ab. dullah f Ubeidullah?).
a Die Schreibung Korla, die durch SVEN HIEOIN eingeehrt worden ist, gibt den Planten Karla für Schweden richtig wieder, da schwed.o ungefihr unserem u entspricht. Ebenso ist Sugar die schwed. Schreibung für Deutsch 8ügür.
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Am 30. September verließen wir die Stadt Kutschä t, die allein mit Chotän den Ruf genießt einige Kunstfcrtigkeitaus der alten Zeit herübergerettet zu haben, — (ich konnte nur wenig davon finden: Töpfereien, Schmiedearbeiten und Silberschmuck) — und begaben uns über TöghraqDän und den Paß von Qyzil nach Bäi (2. Oktober); von dort über Quschtämä, Yaqa-Âryq, Tschörgha und Qara-Yulghun nach Dschäm (5. Oktober), von wo aus eine weitere Tagereise uns nach der bedeutenden Stadt Agsû brachte. Da ich befürchtete, Professor GRONWEDEI. könne bereits in Käschgar angekommen sein, Gbergab ich hier die Leitung der Karawane meinem Begleiter BARTUS, und ritt in Eilmärschen, von dem früheren Miräb (Wasserinspektor) von Qara-Chödscha, Mämä-Sit (Muhammad Sayyid) begleitet, nach Käschgar. Der Weg führt über Âi-Köl, Säi-Âryq (8. Oktober), Tschöl - Quduq, Tschylän, YMdä, Yaqa-Quduq (10. Oktober), Tumschuq, Tschähär-Bägh, Maral-Basch i, Tüschürgä (12. Okt.) über Qara-Qyrtschyn nach Ördäklik (14. Okt.). Von hieraus endlich erreichte ich Käschgar am 18. Oktober über die Stationen Yängi-Yangsuläq, Lungku, Yängi-Âbàd, Faiz-Âbäd und Yamän-yär. In Käschgar wurde ich von Herrn GEORGE MACARTNEY, dem ,Political Agent° (jetzt General-Konsul) der AngloIndischen Regierung und dessen Gemahlin mitunvergleichlicher Gastfreundschaft aufgenommen — die Zeit, die es mir vergönnt war, in seinem Hause zuzubringen, wird mir immer die schönste Erinnerung aus einer an schönen Erlebnissen reichen Zeit bleiben. Zu meiner Bestürzung war aber Professor GRONWEDEL nicht in Käschgar eingetroffen: sein Gepäck war ihm in Folge der politischen Unruhen in Rußland verloren gegangen und es währte geraume Zeit, ehe es ihm gelang, es wieder zu bekommen.
Anfang Dezember erst konnten wir Professor GRONWEDEL mit seinem Begleiter, Herrn Referendar POHRT, in Käschgar begrüßen; leider war ersterer aber nicht unbedenklich erkrankt und mußte zunächst das Bett hüten. Professor GRONWEDEL wurde in der liebenswürdigsten Weise von dem schwedischen Missionar, Herrn HOGBERG, aufgenommen und verpflegt, während die Herren BARTUS und POHRT im russischen Konsulat die bereitwillige Gastfreundschaft des General-Konsuls, Herrn Kot.oxot.ow, genießen durften.
Erst am 30. Dezember 1905 konnten wir Käschgar verlassen, um die Siedelungen bei Kutschä, wo wir zuerst arbeiten wollten, aufzusuchen.
\Vir folgten derselben Route, die ich auf meinem Ritt nach Käschgar eingeschlagen hatte und gelangten am 8.Januar 1906 nachTumschuq,wo ich mit BARTUS die Ruinen im Norden der Station besuchte. Es war eine buddhistische Tempel- oder Klosteranlage, aus deren Brandschutt BARTUS mil einigen Spatenstichen eine hübsche Statuettenhand aus gebranntem Ton zu Tage förderte: wir mußten aber auf die genauere Untersuchung verzichten. Von hier aus wollten wir, um diese Route kennen zu lernen, über Üsch-Turfan nach Agsû reisen, konnten aber den Plan nicht ausführen, da die Wege angeblich nur für Reiter, nicht aber für die großen Karren (araba) gangbar waren : Professor GRONWEDEL war aber genötigt, sich eines solchen Gefährtes zu bedienen, ein Martyrium, dem er sich auf der ganzen Reise bis nach Qara-schähr mit der größten Geduld unterzog.
Auf dem Wege nach Kutschä brachte Mämäsit Miräp mir die Kunde von den großen Tempel-Anlagen bei Qyzil; sie heißen, wie alle ähnlichen Anlagen, ming-öi und liegen etwa 20 li südwestlich vom Rasthause von Qyzil am Mutart-Strom. Eine Rekognoszierung, die ich sogleich mit BARTUS unternahm, zeigte uns, daß wir hier eine außerordentlich reiche Fundstelle aufgefunden hatten. Wir reisten aber zunächst weiter nach Kutschä,wo wir während einiger Tage die Gastfreundschaft des russischen Agsagals' Chalmät (CHI Muhammad) genossen und dann nach dem kleinen Flecken bei Qum-Tura übersiedelten.
Die Arbeiten in den dortigen ming-6i stellten große Anforderungen an die Arbeitsfähigkeit der Expedition; da wir aber nunmehr vier Europäer waren, konnten durch eine verständige Arbeitsteilung die einzelnen Mitglieder entlastet und gute Ergebnisse erzielt werden.
POHRT unterzog sich der Mühe, die Tempel zu photographieren und die Pläne aufzunehmen, Arbeiten, an denen ich zuweilen teilnahm ; BARTUS und ich, zuweilen auch Ponsr, suchten und fanden die Tempel, räumten sie aus und regelten den Verkehr mit den Arbeitern, damit Professor GRONWEDEL sich ausschließlich seinen archäologischen Studien, speziell dem Kopieren und Durchpausen der Wandgemälde, widmen konnte.
Als Dolmetsch des Chinesischen mußte Herr POHRT zuweilen eingreifen, sonst blieb der Verkehr mit den Behörden und den oft zahlreich erscheinenden Kranken mir als dem mit dem Türkischen vertrauten Gliede der Expedition vorbehalten ; auch machte ich öfter mit dem Miräp Mämäsit größere Ausflüge, um neue Grabungsstätten zu entdecken. So besuchte ich von Qumtura aus vier alte zwischen Kutschä und Schäh-Yär gelegene Siedelungen, die als Qyzil-Schähri, Tschong-Schährî, USgat-Schähri und Töpa-Schähri bekannt sind. Diese Orte werden zwar „Städte" (siihr) genannt, es sind aber nur mit schlechten Mauern umgebene Einfriedigungen, meist ohne eine Spur darin enthaltener Bauten. Nur in einer namenlosen ,Stadt" dieser Art, die westlich von Tschär-schämbä-Bäzär liegt, konnte ich Reihen von niederen schwachen Mauerresten aus mit Lehm überzogenem Rohrgeflecht erkennen'.
Der schematische Plan der zuletzt erwähnten Stadt folgt hier — die Länge der (längeren) Mauer betrug etwa 80 m. Nach Erledigung der Arbeiten in Qum-Tura gruben wir in der erwähnten großen, weiter stromauf an demselben Flusse, dem Muzart, gelegenen Siedelung von Qyzil, wo uns eine außerordentlich reiche Ausbeute von Wandgemälden, Manuskripten und Kleinfunden zufiel.
r Die Schreibung Kuchar ist 0. T. durch Englinder, zum Teil durch Leute ass Andidschin eingeführt; vergleiche M. HARTMANN, Chines. Turkistan S.87, Anm.46. (Gebauer-Schwetschke Verl., Halle a. S. 1908.) Auf den Minzen und auf von Einheimischen ausgestellten Dokumenten findet sich nur Kutschti Lc jJ,)
3 Seater hat Herr Professor P[t.t.lOr (cf. MAYnON, L'art bouddhique du Turkestan oriental, S. 54) die Ruine unter• such, und schdne, durch eine Feuersbrunst gebrannte Tonfigürchen sus früher Zeit (5. Jhdt?) dort gefunden. Ein muhammedanisches Gebiude liegt dicht neben dem buddhistischen Bau; es soll von einem Imam Tochtasch für seine Tochter Zübaidd Bibi vor etwa 100 Jahren erbaut worden sein. Daneben lag, noch stark verschüttet, ein alter qumddnoder Brennofen — Reste von grünglasienen alten Cefissen waren hierund da in der Nibe verstreut.
s agsagal (türk.) = Weisban, ist die vielleicht dem Persischen entlehnte Bezeichnung eines Dort•Altesten; hier Ist es der Titel des Vorstandes der türkischen Kaufleute russischer Nationalitit, der sog. Andidacban•Leute.
a Solcher Art mdgen die ,Stidte' der Tu.ho•lo gewesen sein, von denen H üan•tsang berichtet (cf. F. Feuk. v. RtctrrHorEN, China, D. Reimer, Berlin 1877, Erster Band, S.489).
Schema des Planes eines Tempels bei Laptschuq. Sektion des Korridors.
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