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0169 Chotscho : vol.1
Chotscho : vol.1
Chotscho : vol.1 / Page 169 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000194
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REITERBILDNIS AUS DER STADT AUF DEM YÂR.

U. mer den Manuskriptmassen, die durch die Grabung in Yâr-Choto zu Tage gefordert worden sind, befindet sich auch das hier wiedergegebene Bild eines Reiters. Es ist gemalt auf einem Blatte dünnen Papieres, das man, um ihm mehr Widerstandskraft zu verleihen, auf eine Anzahl unter sich durch einen Klebstoff verbundener Blätter derselben Beschaffenheit aufgeklebt hat. Feuchtigkeit, Würmer oder andere Zerstörungsfaktoren haben dem Bild übel mitgespielt ; es fehlt der ganze Rücken des Reiters und des Pferdes, dessen Kopf ebenfalls stark zerstört ist. Auch sonst ist das Bild an vielen Stellen durch Löcher oder durch das Fehlen der obersten Papierschicht stark entstellt. Der erhaltene Teil des Bildes ist durch das antiquarische Detail außerordentlich interessant.

Das Gesicht des Reiters zeigt ostasiatische Züge in den geschlitzten, etwas schräg gestellten Augen und dem schwachen, hängenden Schnurrbart. Das Haupt ist bedeckt mit einem schwach lichtblau gemalten, also wohl stählernen Helm, auf dessen Mitte sich ein mit einem breiten Rand versehener, röhrenförmiger Aufsatz zur Aufnahme der Helmzicr befindet. Woraus diese Helmzier besteht, ist schwer zu erkennen; sie stellt sich dar als eine von gewundenen Linien umgebene Mittelrippe — es ist möglich, daß eine Feder vorgestellt werden soll. An jeder Seite des Helms, oberhalb der Ohren, befindet sich eint runde Ornamentscheibe, aus der oben und hinten spiralisch gewundene Linien hervortreten, die zusammen einen einem Flügel ähnlichen Gegenstand bilden. Das Ganze ist augenscheinlich eine mißverstandene Darstellung des bekannten sassanidischen Flügelhelms. Das Gesicht des Kriegers ist eingerahmt von einem breiten Streifen, der die aus länglichen (aus "cuir bouilli" oder aus Eisen hergestellten) Plättchen bestehende Panzerung des Kopfes abschließt. Diese Hals- und Nackenberge scheint am Helmrand befestigt zu sein — an eine Panzerkapuze zu denken, über der der Helm aufgestülpt wird, scheint wegen der Form der Panzerplättchen nicht recht gestattet zu sein. Die Farbe der Platten ist hier und da erhalten : sie ist ein helles grünliches Blau.

Der ganze Rumpf des Kriegers ist mit einem aus ähnlichen, noch größeren, Plättchen zusammengesetzten Panzer bewehrt; die oberen und unteren Enden einer jeden Plättchenreihe sind verdeckt durch ein breites, rotes oder rotbraunes Band, das augenscheinlich aus demselben Material wie die Einfassung der Halsberge hergestellt ist.

Der rechte Arm des Reiters ist erhoben, leider ist nur der Oberarm und die Hand wohlerhalten. Der Unterarm ist stark zerstört; er scheint nicht im Panzerärmel gesteckt zu haben, denn dieser scheint am Ellenbogen herabzuhängen ; er ist sichtbar zwischen der Körperlinie des Reiters und den Enden der Haare der fliegenden Pferdemähne. (Es ist jedoch auffällig, daß die Plättchen hier in falscher Richtung stehen und vielleicht ist der Gegenstand etwas anderes.) In der erhobenen Hand trägt der Reiter einen rundlichen Teller mit hohem Rand, dessen Verzierung wahrscheinlich das auf Opferschalen auch in den Wandgemälden häufig vorkommende Blatt-Ornament ist. Auf diesem tiefen Teller steht ein rundliches Gefäß mit kurzem, oben ausgebogenem Hals braunroter Farbe; unterhalb des Halses befinden sich drei Schmucklinien und darunter eine Reihe von acht braunroten Punkten. Der Ausguß des Gefäßes ist gegen den Reiter gerichtet. Ober dem Gefäß schwebt ein Vogel mit ausgebreiteten Flügeln, anscheinend im Begriff, sich auf das dargebotene Gefäß niederzulassen. Ob der rechts oberhalb der Schale erscheinende Gegenstand Hals und Kopf eines anderen Vogels ist, lasse ich dahingestellt.

Der linke Arm ist gänzlich zerstört. Nur die Hand ist sichtbar; sie scheint nicht gepanzert zu sein und hält den Schaft der über der linken Schulter getragenen

Fahne, deren fünfgezipfeltes Fahnentuch rötlicher Farbe hinter dem Kopf des Reiters flattert. Daß die Fahne zugleich als Lanze diente, beweiset die teilweise erhaltene Spitze. Leider sind Schulter und Ellenbogen derartig zerstört, daß man nicht erkennen kann, ob zu deren Schutz noch besondere Vorrichtungen am Panzer angebracht waren — oberhalb und rechts von der linken Hand befindet sich ein schwarzer schleifenartiger Gegenstand, der möglicherweise zur Befestigung einer besonderen Schulterplatte gedient haben könnte: ein ähnlicher Gegenstand scheint links (auf der rechten Brust der Figur) gerade noch sichtbar zu sein. Die Beine stecken in langen, unten an den bis über die Fersen herabfallenden Enden mit Leopardenfell besetzten Beinkleidern, die mit Panzerplättchen bedeckt sind. Die Reihen dieser Panzerplättchen sind in etwas anderer Weise als die Körperrüstung durch zweifache und dreifache Binder voneinander getrennt. Der in einem ziemlich spitz zulaufenden Schuh steckende Fuß ruht in einem Steigbügel primitiver Form ; rechts von der Hose ist noch der mit einer breiten, schmucklosen Einfassung versehene Rand der Sattelschabracke zu sehen. Von Angriffswaffen trägt der Reiter den der Gestalt des bespannten Bogens angepaßten Bogen- und Pfeilköcher; er ist von schwarzer Farbe und trägt, in Rot und Grün, das aus China bekannte Yin-Yang Symbol an seiner breitesten Stelle ; ein ähnliches, aber unvollkommenes Symbol derselben Art ist weiter unten auf rotem Hintergrund angebracht. Der Köcher hängt mit der Öffnung nach hinten, über dem linken Bein des Reiters — unter ihm, mit dem Griff nach vorn hängt das Schwert. Es ist eine kurze, gerade oder sehr leicht gekrümmte Waffe mit ovalem, tellerartigen Stichblatt; der Griff scheint mit Schnüren umwunden, oder durch eingeschnittene Querrinnen gerauht zu sein, um fester in der Faust zu liegen. Er verjüngt sich etwas von oben nach unten; der Knauf ist mit einem umgekehrten ,Offenes Herz"-Ornament verziert. — Die Scheide zeigt ein (metallenes?) Band unterhalb des Mundes, je ein doppeltes Band in der Mitte der Scheide und nahe dem Ende, das augenscheinlich nicht mit einem Ortband versehen ist. Wie die beiden Waffenstücke, Schwert und Köcher, befestigt sind, kann man nicht erkennen.

Ebenso ist es unmöglich, irgend einen Teil des Sattels zu erkennen. Die Gestalt des Pferdes ist stark zerstört; vom Kopfe sieht man das horchend aufgerichtete Ohr und links davon den Bogen des Auges ; die Linie der Kinnlade wird durch eine rechts vom Halfterriemen in schräger Richtung laufende Reihe von kurzen Haaren bezeichnet. Das Maul ist schwer zu erkennen, es ist nur angedeutet in einer unsicheren Linie unterhalb und rechts von der Knebeltrense, an der die Zügel angebracht sind. Unterhalb der Kinnlade hängt, an nicht mehr sichtbaren Riemen, eine große rote aus einem bläulichen, einer Blütenknospe gleichenden Anhänger hervorquellende Haar(?)quaste; eine ähnliche Quaste von bläulicher Farbe befindet sich an der Mitte des unteren Brustriemens. Auf dem Kopf trägt das Pferd einen, vielleicht aus derselben Art Panzermaterial hergestellten, trichterartigen Aufsatz, aus dem ein Haarbüschel wehend herausragt. Unterhalb des umgebogenen Randes des Aufsatzes liegt eine Bandschleife, deren Enden steif nach hinten stehen. Die Nackenlinie ist durch die fliegenden Mähnenhaare angedeutet. Die ganze hintere Kurve des Rückens fehlt ; der bis zur Erde herabreichende Schwanz des übrigens sehr kleinen Pferdes ist oberhalb des unteren Drittels entweder in einen Knoten geschürzt, oder mit Bändern umwunden.

Obwohl dieses Bild sehr fragmentar ist, beansprucht es doch eine genaue Beachtung, denn es ist eine spätere, ostasiatisch veränderte, Darstellung einer in den älteren Siedelungen des Landes häufig abgebildeten legendenhaften Begebenheit (cf. M. A. Stein, Ancient Khotan, Oxford 1907, Tafel LIV und Tafel LXII nebst zugehörigem Text.)

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