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0166 Chotscho : vol.1
Chotscho : vol.1
Chotscho : vol.1 / Page 166 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000194
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MALEREIEN AUF PAPIER.

NATÜRLICHE GRÖSSE.

  1. Buddhistische Malerei auf Papier aus der Schlucht von Sängim. Sie befand sich, sorgfältig zusammengerollt, im letzten stromauf gelegenen Stûpa auf der rechten Seite des Murtuq-Baches in der Schlucht von Sängim, gegenüber der großen GrottentempelAnlage (No. 10) in der Biegung.

Die Darstellung zeigt eine Doppel-Reihe von Höllengeschöpfen, die einen in äußerster Gelassenheit dasitzenden Knaben vergeblich in Schrecken zu setzen versuchen. Er sitzt auf Knie und Ferse (noch heute die achtungsvollere der beiden üblichsten Arten, auf dem Fußboden Platz zu nehmen) und trägt in den über der Brust zusammengelegten Armen einen belaubten Zweig. Das lange, roh mit roten Tupfen gemusterte Kleid, zeigt den üblichen Schnitt. Auf dem Kopf trägt er eine stumpfkegelförmige hohe Mütze, mit einer sonst nicht vorkommenden Spitze; das lange Haar hängt in Masse den Rücken und, in einer breiten Strähne, vor dem Ohr zur Brust herab. Die Tiere, die am meisten Ähnlichkeit mit Luchsen haben, nähern sich in zwei Reihen. Sie sind abwechselnd blaugrau und rot dargestellt und jedes rote Individuum der vorderen Reihe ist von einem grauen der hinteren Reihe, jedes graue der vorderen von einem roten der hinteren Reihe begleitet.

Die Darstellung ist keck mit sicheren Strichen entworfen, ihren Sinn vermögen wir nicht zu erklären.

  1. Miniatur, Rest einer Schriftrolle. Fundort : die Stadt auf dem Yär.

Diese Malerei entstammt derselben Grabung, der wir auch das Bild der Häriti (Tafel 40b) und die Tempelfahnen (Tafel 41-42) verdanken. Wir möchten sie für einen Rest einer chinesischen, vielleicht aber auch einer uigurischen Buchrolle halten; leider ist auf dem ganzen Papierstück nicht ein Buchstabe oder Symbol zu finden.

Dargestellt ist ein Totenrichter, ein stattlicher Mann in chinesischem Kostüm, dessen Details aber durch die Lücken des Papiers nicht mit Sicherheit zu erkennen sind. Das bärtige Gesicht des Mannes zeigt eine gewisse Würde, die Nase ist fein und leicht gebogen und verleiht dem Gesicht einen westländischen Charakter, der nur durch die schiefe Stellung der Augenbrauen beeinträchtigt wird. Der Kopfputz trägt auf einem an seinem Vorderteil befestigten Täfelchen ein chinesisches Schriftzeichen (?). Vor ihm steht ein rotbezogener Tisch, dessen sich in schräger Richtung über den Tischrand erhebende Umfassungsleiste innen blau, außen gelb bemalt ist. Vor ihm liegt eine Buchrolle, deren Mitte auf dem Tisch ausgebreitet ist, während ihr Anfang und ihr Ende rechts und links zusammengerollt sichtbar sind. Ein schwarzer Gegenstand, anscheinend ein Tintenreibstein, hat links von der Rolle seinen Platz.

Links neben dem Tisch erscheint der Kopf eines jugendlichen Menschen in rotem Gewand — die Mütze ist schwarz, unten gelbumrandet und mit einem in eine Schleife gebundenen gelblichen Band verziert. Sie läuft oben in zwei seltsame Spitzen aus.

Auch dieses Bild, wie so viele andere, entzieht sich einstweilen der Erklärung; wir dürfen aber hoffen, daß die Lektüre der zahlreichen Texte, die aufzufinden wir das Glück hatten, uns früher oder später den Schlüssel an die Hand geben wird.

  1. Malerei auf Papier. Aus dem ,Handschriften-Raum" des großen Klosters auf dem linken Ufer, Toyoq.

Auch die hier dargestellte Szene ist uns unbekannt. Es ist die äußerste linke Ecke einer vielleicht großen Darstellung, die einen Teil einer Rolle oder eines Buchblattes gebildet haben mag. Ob die Schilderung buddhistisch oder manichäisch ist, lassen wir dahingestellt. Man sieht nur die linke Hand einer Gottheit, die eine Scheibe hält; sie ähnelt bis auf ihre etwas ovale Form der öfters vorkommenden Darstellung der Sonnenscheibe. Links erscheint eine weibliche (?) Figur mit reichem, schwarzen Haupthaar, durch das Gewicht früher getragener Ohrgehänge entstelltem Ohrläppchen und eigentümlicher gelber (goldener) Kopfbedeckung. Ein roter, gelb umrandeter Heiligenschein ovaler Form umgibt das Haupt; eine Hand ist nach der Scheibe ausgestreckt.

  1. Miniatur von einer uigurischen Schriftrolle. Gefunden in Ruine „K", Chotscho.

Dieses Fragment zeigt einen Krieger in voller Rüstung. Er steht vor einer Mauer, hinter der, in einer Nische neben einem roten Pfosten, der Oberkörper einer jungen Frau in braunroter Kleidung sichtbar ist. Neben der Frau mag eine schwarzgekleidete Person gestanden haben.

Der Krieger trägt eine lange, schwarzgeschäftete Lanze, deren rotes, mit Wimpeln verziertes Banner oberhalb des Kopfes der Frau nach rechts flattert. Auf dem Haupt trägt er einen gelben kegelförmigen Helm, an dessen unterem Rande ein graublauer, nur die Augen freilassender, Gesicht, Hals und Nacken bis zum äußeren Rande der Schultern schützender Panzervorhang, eine Art Helmbrünne, angebracht ist. Die Art seiner Herstellung ist nicht zu erkennen, nach den parallel laufenden leicht gebogenen Querstrichen kann man an Gitterpanzerung, vielleicht auch an Plättchenpanzerung denken. Letzterer Art scheint die in roter und gelber Farbe dargestellte Körperrüstung

zu sein. Der Unterarm scheint des Panzerschutzes zu entbehren. Ein schwarzer Gürtel umschließt den Leib des Kriegers; an ihm hängt, links, der den gespannten, sehr kleinen Bogen enthaltende Bogenköcher. Am rechten Rande des Bildes erscheinen Reste uigurischer Schrift.

  1. Miniatur-Malerei aus einer buddhistischen Schriftrolle. Gefunden im „Handschriften-Raum" der Klosterruine auf dem linken Ufer, Toyoq.

Neben einigen stark zerstörten (inhaltlich unwichtigen) Zeilen uigurischer Schrift erscheint auf der unteren Mitte die Gestalt eines buddhistischen Mönchs. Er ist bekleidet mit einem am Halse geschlossenen gelben Unterkleid und einem darüber getragenen Obergewande roter Farbe. Ein braunroter, blaugefütterter Flickenmantel ist über die linke Schulter geworfen und läuft unter der rechten Schulterhöhle hinweg zum linken Arm, von dem er seitlich herabhängt. Der rasierte (?) Kopf zeigt durch seine bläuliche Färbung, daß das Haar des Arhat schwarz von Farbe und von dichtem Wuchse ist; die Füße sind mit groben Schuhen bekleidet. In der Linken trägt der Mönch einen sehr großen Rasselstab (khakkhara); die Rechte erhebt in bittender Bewegung die Almosenschale nach der linken Seite hin. Die hier befindliche, augenscheinlich Architekturen darstellende Malerei ist sehr schlecht erhalten ; wir möchten den rechteckigen Körper, an dessen Fuß ein kleiner Hund erscheint, für eine Mauerkante halten, an die sich links der mit großen Nagelköpfen beschlagene Pfosten einer Tür (etwa eines Stadt-Tors) anschließt. Der darüber befindliche rundliche Bau ist vielleicht das Dach eines Wachtturmes, Tempels oder Anhängetürmchens (Balkons).

Das Bruchstück ist vielleicht ein Teil der Legende vom Hunde Taudiya (cf. Festschrift f. A. Bastian, Berlin 1896: A. Grünwedel, Ein Kapitel des Ta-se-suh, S. 472 und 477, sowie auch A. Schiefner, Eine tibetische Lebensbeschreibung Çiikyamunï s, Mémoires Ac. Imp. des Sciences, St. Petersburg 1849, S. 303). Allenfalls könnte man auch an die am letzteren Ort erwähnte Erzählung von Çäriputra und dem Hunde denken.

  1. Miniatur-Malerei; Rest eines uigurischen pothi-Blattes buddhistisch-religiösen Inhalts. Gefunden bei der Grabung in der Stadt auf dem Yär.

Auf dem Rücken des Buchblattes befindet sich der Rest einer Legende (in tiirkischer Sprache und uigurischer Schrift) die von einer Löwin und von einer Yak-Kuh handelt.

Links von der Miniatur erscheinen auf der Vorderseite einige Zeilen uigurischer Schrift unwesentlichen Inhalts ; (die Zeile unmittelbar am linken Rand des Bildes enthält die Worte : „namobut,namod(a)rm;; namosang": ; in ihrer Mitte sieht man den das Schnürloch umgebenden Kreis); ebenso sind auf der rechten Seite einige Zeilen in schlechtem Zustand erhalten.

Die Miniatur selbst ist auf ultramarinblauem Hintergrund ausgeführt. Sie scheint in zwei Szenen zu zerfallen, von denen die die linke Seite einnehmende die wichtigere ist. Sie besteht aus drei Personen. In der Mitte steht auf einem schwarzen (eisernen) Dreifuß, unter dem ein Feuer lodert, ein nur mit einer kurzen roten Hose bekleideter Jüngling in anbetender Stellung. Die sein Haupt umgebende Aureole ist gelb mit schmaler roter Umrandung; dieses Attribut scheint den Jüngling als Bodhisattva zu kennzeichnen. Links neben ihm steht ein mit goldener, rotbetupfter kurzer Hose und schmalem roten Schal bekleideter Brahmane. Sein Haar ist in der bei Leuten dieser Kaste üblichen Weise aufgebunden. Auf der anderen Seite des Bodhisattva sitzt auf einem sanduhrförmigen, rot und grün bemalten, aus Rohr hergestellten Sitz ein zweiter Brahmane mit Schurz (oder kurzer Hose) aus Tigerfell in lehrender Stellung.

In der linken oberen Ecke des die Miniatur enthaltenden Rechtecks sitzen auf einer roten Wolke zwei devatit, vor denen, in der Mitte des Bildes, vier buddhistische Mönche anbetend knieen. Der Blick dieser sechs Gestalten scheint gerichtet zu sein auf die beiden Personen in der rechten Ecke der Miniatur, in denen wir unseren Bodhisattva und den Brahmanen wiederzuerkennen glauben.

Was mit dem Bodhisattva der linken unteren Bildhälfte vorgeht, ist auf den ersten Blick schwer erkenntlich. Deutlich ist zunächst nur der Rost mit den darunter lodernden Flammen. Der Brahmane zur linken Seite hält einen Gegenstand in seiner linken Hand, der eine Lampe sein kann ; in der Rechten hält er ein rötliches Objekt, vielleicht einen brennenden Docht, mit welchem er augenscheinlich zahlreiche, als unregelmäßig am Körper des Bodhisattva erscheinende rote Flammen dargestellte, in die Haut eingesteckte, brennstoffgetränkte Dochtstücke entzündet hat. Wenn diese Erklärung des Bildes richtig ist, so haben wir es mit der Erzählung vom König Kanaschinipali mit dem Brahmanen Liudutscha zu tun (cf. Dsanlun oder Der Weise und der Tor von I.J. Schmidt, St. Petersburg 1843, Zweiter Teil, S. 4-8). Die dreimal dargestellte Figur des Brahmanen und der zweimal auftretende Bodhisattva sind dann immer dieselben Personen, nämlich der erwähnte König und sein brahmanischer Lehrer.

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