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0028 Chotscho : vol.1
Chotscho : vol.1
Chotscho : vol.1 / Page 28 (Grayscale High Resolution Image)

Captions

[Figure] t Sketch of the plan of the „Manuscript room", „Closter of the light of the bank", Toyoq.Schematischer Plan des „Handschriften-Raumes", „Kloster auf dem linken Ufer", Toyoq.
[Figure] b Sketch of the plan of the grotto on the „Manuscript room", closter in the light of the bank, Toyoq.Schematischer Plan des Grottensystems über dem „Handschriftenraumes", Kloster auf dem linken Ufer, Toyoq.

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doi: 10.20676/00000194
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sein rechter Oberschenkel gestutzt von einem kleinen Dämon weißlicher Hautfarbe, während ein ähnlicher, aber grüner Dämon knieend die Wucht des linken Oberschenkels trägt. Beide haben einige rote Gewandteile.

Acht Hände sind dargestellt. Die hinterste rechte Hand schwingt den Donnerkeil (rot und grünblau), die zweite trägt einen goldenen Armring mit grünem Juwel; die dritte hält einen roten Pflug mit weißer Pflugschar, die vierte ist auf das Knie gestützt.

Die hinterste linke Hand hält das cakra (gold und blauweiß), die zweite das Schwert (Goldgriff, blauweiße Klinge), die dritte die (bräunliche) Fangschnur — die vorderste ruht auf dem linken Knie.

Eine zweite Reihe sivaitischer Götter erscheint hinter (über) den in der Abbildung wiedergegebenen Gottheiten — sie sind so stark zerstört, daß es nicht ratsam war, sie zu zeichnen. Herr W. VON DEN STEINEN hat daher nur die untere Reihe dargestellt.

Auf der linken Seitenwand des Tempels fanden sich Reste von 2 horizontal übereinander laufenden Reihen rechteckiger Bilder (etwa .32 X 42 cm). Nur jenes Bild der unteren Reihe, das in die äußerste untere Wandecke gemalt war, sowie ein Teil des darüber befindlichen Bildchens der zweiten (oberen Reihe) war erhalten.

Das erstere zeigt einen rotgekleideten sitzenden Buddha auf einem Lotustron; in der rechten unteren Ecke sitzen unter einem blauen Baldachin zwei anbetende Bodhisattvas, hinter ihnen zwei anbetende Mönche; in der linken Ecke, die sehr zerstört ist, rühren dämonische Gestalten vermittels eines Dreizacks in einem mit Menschenköpfen gefüllten brodelnden Hüllentopf, während dahinter eine (weibliche?) Figur in flehender Gebärde einen Arm gegen den Buddha ausstreckt.

Das obere Bildchen ist eine Darstellung der Predigt von Benares; vor dem Lotustron erhebt sich Dreizack und Rad zwischen einem Paar liegender Gazellen.

Die linke Seite des Bildchens ist zerstört; rechts knieet ein anbetender Bodhisattva, links hinter ihm ein Mönch mit loderndem Flammennimbus. Weiter nach rechts erscheint ein knie-ender anbetender Mönch und hinter diesem die anbetende Gestalt eines Dämonen. —

Nach Beendung der Arbeiten in Bäzäklik besuchten wir auch die bisher unbekannten Siedelungen bei dem Flecken Murtuq selbst; hier aber wurden größere Grabungen nicht mehr veranstaltet; wir erwähnen noch, daß bel kleineren Grabungen in zerstörten Stüpen bei dem muhammedanischen Heiligtum (dgam) am Quell eine Anzahl uigurischer Manuskripte und Bildfragmente gefunden wurden.

TOYOQ

Das Tälchen von Toyoq ist die schönste und reichste Gegend der ganzen Oase von Turfan. Es liegt etwa 30 li östlich von Chotscho im ,roten Berge und bildet mit seinen vielen Kischmisch-Weinbergen und Aprikosenbäumen, denen einige Pappeln beigesellt sind, einen erfrischenden Gegensatz gegen die wüste Unfruchtbarkeit der Bergeinöde, in die es, wie durch den Schwertschlag einer Gottheit entstanden, sich ganz unvermittelt eindrängt.

Auf einem der vorderen westlichen Hügel erhebt sich die Moschee der Siebenschläfer, ein muhammedanisches Heiligtum, das wohl kaum 200 Jahre alt ist (cf. Tafel 74,g); diese Moschee ist angeblich eine Grabkapelle (Mazärt) der Fürsten von Luk-tschun, zu deren Reich Toyoq aber hcute nicht mehr gehört. Bei unserem Besuch dort sahen wir einige schlechte Fliesen mit arabischen Inschriften an den Wänden; der Hintergrund der Höhle war mit Fahnen verdeckt, die man angeblich zur Zeit des Yäqüp Bek den Tunganen abgenommen hatte.

Nach den Angaben meiner Leute soll das Mazär errichtet sein vor einem alten ,Qalmaq öiyi" (Mongolenhaus) — wie alle Tempel des buddhistischen Kultes in dieser Gegend heißen—, und es ist wahrscheinlich, daß die Siebenschläferlegende, die mit dem Ort verknüpft ist, auf buddhistische Zeiten zurückgeht. In die alte Höhle einzudringen wurde mir nicht gestattet: ich wußte damals noch nicht, daß ein Geschenk an den Imam oder Scheich den Widerspruch gebrochen haben würde.

Die Namen Apsas (Ephesus) oder Dâgidnl s, die man zuweilen der Stadt Qara-Chödscha (Chotscho) beilegt, stehen im Zusammenhang mit der Lokalisierung der Legende in dieser Gegend.

Die beiden großen Klöster, die am Nordende der Schlucht in ziemlich bedeutender Höhe auf den steilen Bergabhängen stehen, zogen zunächst unsere Aufmerksamkeit auf sich. Der kleine von Nordwestnord kommende Strom macht hier eine Wendung nach Osten, sein Bett oberhalb dieses Kniees ist eine ganz enge, zerklüftete Schlucht ohne eine Spur von Vegetation oder von alten Bauten.

Auf der Westseite der Schlucht, also dem rechten Bachufer, liegt eine große Klosteranlage (Tafel 74, h), die indessen durch die vom Gebirge herabsickerndcn Wasser der Schneeschmelze so gelitten hatte, daß auf eine Manuskript-Ausbeute nicht zu rechnen war. Nach Vornahme einer kleinen Versuchsgrabung auf dem südlichen Teil der Tempelterrasse, die negative Resultate ergab — gefunden wurden nur einige kleine Tonbilder (Tafel 59 m, p und q) — veranstalteten wir eine Grabung in der großen Klosterruine auf dem linken Ufer.

Diese aus vielen Gebäuden (Freibauten und in den Fels geschnittene Grotten) bestehende Anlage (Tafel 74, f) nimmt die Höhen in der sich von Westen nach Osten, dann nach Süden ziehenden Biegung des Bachtales so ein, daß einige der Tempel etwa nach Südosten orientiert sind. Unter diesen ist der auf der Photographie gut zu erkennende große Stüpa - Tempel der wichtigste. Von den z. T. noch leidlich erhaltenen Wandgemälden wurde nichts entfernt, denn der unmittelbar östlich neben diesem Tempel gelegeneRaum, den wir mit dem Namen des ,Handschriftenraumes" belegten, zog durch die ungeheure Menge von winzigen Papierresten, mit

denen der dicht an seiner

Tür beginnende Schutt

kegel durchsetzt war, und durch die in seiner Mitte stehende, gewaltige Masse weichen Gesteins sogleich unsere Aufmerksamkeit auf sich: hier war eine der seltenen, von modernen Schatzgräbern noch unberührten Räumlichkeiten, die Manuskriptfunde verheißen.

Augenscheinlich war dieser mächtige Block von der sich hinter den Gebäuden der Anlage er-

hebenden   Felswand
schon vor langer Zeit abgestürzt; er hatte die Kuppel des Raumes eingedrückt undseinlnneres mit seinen Trümmern er-

Unter diesen Massen von Sand, Gestein

und Ziegeln hatte sich eine große Menge von Handschriften erhalten, unter denen vor allem chinesische Buchrollen in gutem und schlechtem Erhaltungszustand reichlich vertreten waren. Außerdem aber entdeckten wir hier ein Fragment eines köktürkischen Alphabets mit den Namen (oder dem Lautwert) dieser Zeichen in manichäischerSchrift t sowie ein Blatt miteinem größeren Text in köktürkischen ,Runen"z neben Fragmenten von indischen Manuskripten in Brähmi und

Guptaschrift, von denen einige, allerdings kleine, auf Birkenrinde und Palmblatt geschrieben waren. Außerdem fanden sich noch Reste von uigurischen, soghdischen, syrischen und manichâischen Büchern undSchriftrollen, mehrere Fragmente einer Buchrolle in der (von Prof. F. W. K. MOLLER identifizierten)Schrift der weißen Hunnen oder Hephthaliten sowie ein ganzes und einige halbe Blätter in einer noch unbekannten und unentzifferten, vielleicht der Kharosthi verwandten, jedenfalls von rechts nach links laufenden, indischen Schrift. Auch einige kleine Frag

Scbematischer Plan des Grottensystems aber dem „Handschriftenraum". mente in der Schrift der .Weber-

Kloster auf dem linken Ufer, Toyoq.   Handschriften , aber in der
,Sprache II" Lcumanns, die ich als Sprache der Saka bezeichnen möchte, fanden sich in dem wüsten Durcheinander vor. Dieser Raum barg ferner die schönen Zopfstickereien der Tafel 52 und die Reste von Holzschnitzereien (Tafel 58, m, n) sowie das Reliquiar der Tafel 81, d.

Der Raum, der rechts vom Eingang mit einer Pritsche und, dieser schräg gegenüber, mit einem hübschen Kamin versehen war, ist früher wohl der Wohnraum eines Mönches gewesen. Ob die Bücher hier aufbewahrt worden, wissen wir nicht, möglicherweise befand sich die Bibliothck vielmehr in den drei Grotten, die oberhalb des Raumes in die steile Felswand geschnitten waren: dort fanden sich Pothiblätter, die zu den im unteren Zimmer, dem „Handschriftenraum', gefundenen Büchern gehört haben.

Diese Höhlen, drei an der Zahl, hatten einen gemeinsamen Eingang und zwei, ziemlich hochgelegene Fenster, die den zwei seitlichen Räumlichkeiten Licht spendeten, während der Mittelraum das Licht nur durch die ziemlich niedere Tür empfing. Vor diesen Grotten befand sich eine Terrasse, auf der zu beiden Seiten und etwas vor der Tür zwei Säulensockel in den dort eingeschnittenen runden und flachen Löchern gestanden haben mögen. Die Anlage ist auf der Photographie oberhalb der Mauern des Handschriftenraumes und halb verdeckt durch diese, zu erkennen. —

Auf dem der Moschee gegenüberliegenden ,Burghügel" (Tafel 74, d) fanden wir einige hübsche Statuettenköpfe, in den übrigen von uns besuchten Tempeln wurden wichtigere Funde nicht gemacht.

Nur ist noch erwähnenswert, daß in dem südlichen der beiden Stùpas bei der Moschee (Tafel 74, e) die auf Tafel 59, t, u, v abgebildeten Pasten sowie ein sehr großes, weißes, sorgfältig zusammengefaltetes Stück Stoff aus Boehmeria-Fasern3 gefunden wurde.

Schematischer Plan des ,Handschritten•Raumes',
„Kloster auf dem linken Ufer", Toyoq.

p

~

t A. v. Lt: LOS. Xdktarkisehrs aus TurJan, Sitzbor. d. Pr. Ak. d. Wiss. 1909 XLI.

t Der Name ,Toyoq mazar• gilt nur fur das Heiligtum, nicht far die kleine Onschaft, die einfach "Toyoq" gc-   2 vergl. \ tLHttLH TI$osscs. Ein Blatt in lark. „Runen"sehtift aus Turfan, Sieber. 1910 XV.

nannt wird.   a Die ldentitat der vegetabilise ben Fate, ist dutch Herrn Prof. KORENT•ROstock festgestellt worden.

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