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Chotscho : vol.1 | |
Chotscho : vol.1 |
FRAGMENTE VON SEIDENSTICKEREIEN AUS DEM
MANICHÄER-BAU „K", CHOTSCHO.
NATÜRLICHE GRÖSSE.
a. b. c. Fragmente einer größeren Seidenstickerei. (Drachen und Lotusblume.) Fundort: der Gang neben der ,Bibliothek', Ruine ,K°, Chotscho.
Fragment einer größeren Seidenstickerei. (Hahn.) Fundort: Ebenda.
Fragment einer größeren Seidenstickerei.
Dieses Fragment ist eins der schönsten, die wir überhaupt gefunden, es ist deshalb ungemein wichtig, weil es mit Sicherheit als perso-manichäischen Ursprungs bezeichnet werden kann'. Auch fir die übrigen Darstellungen dieser Tafel, besonders auch für die Drachenbilder, vermuten wir denselben Ursprung, können aber heute den Beweis dafür noch nicht erbringen.
Die Stickerei stellt in ihrem oberen Teil eine manichäische Gottheit mit zwei Begleitfiguren dar. Die Göttin steht, die Linke auf die Hüfte gestützt, auf einem prächtigen Lotusthron; sie hält einen Gegenstand in der rechten Hand, der vielleicht als Lotusblume, vielleicht als Votiv-Stûpa oder Reliquiar, vielleicht aber auch als Räuchergefäß zu betrachten ist. Die Erhaltung der Stickerei läßt leider eine genauere Bestimmung der Einzelheiten nicht zu. Die Kleidung besteht anscheinend aus einem langärmeligen gelben Gewande für den Oberkörper und einem weiberrockartigen Kleidungsstück für den Unterkörper. Letzteres war orangerot; Perlenketten (?) mögen den Leib als Gurt umfaßt haben; sie scheinen in der Mitte in doppelter Reihe herabzufallen und unterhalb der Knie in je einem anmutigen Gehänge nach rechts und links das Kleid zu umfassen. Allerdings können diese ,Perlenketten' auch in den Stoff gewebte oder gestickte Ornamente sein. Der Hals wird von einem bräunlichen Kleidungstück (?), (vielleicht Teile der üppigen Haarmassen, die vom Haupte herunterfallen), umgeben; die gewellten, in derselben Farbe dargestellten Linien, die die Gestalt der Göttin umwallen, sind als zu demselben Kleidungsstück (resp. Haartracht) gehörig, anzusehen. Der Kopf ist mit einem perlenumsäumten Nimbus umgeben, dessen Hintergrund abwechselnd, mit verschiedenfarbigen Radialstreifen gefüllt ist; ein bläuliches, halbmondähnliches Ornament erscheint ob der mit vielen kleinen Löckchen verzierten Stirn.
Rechts von der Gottheit stehen die Gestalten zweier Electae im vollen rituellen Ornat; unter ihnen erscheint ein großer Lotusthron der in buddhistischen Darstellungen üblichen Form.
Die ganze Gruppe war von Blumenornamenten umgeben: diese Ornamentik ist im oberen Teil des gestickten Bildes bis auf einen kleinen oberhalb des Nimbus der Göttin erhaltenen Rest zerstört und mag dort einen anderen Charakter getragen haben:
Da die Schrift türkisch ist, kann als früheste mögliche Entstehungsperiode das Ende des achten Jahrhunderts angenommen werden.
der untere Teil ist mit einer Naht an dem Gruppenbild befestigt und bildet dessen Abschluß nach unten. Er besteht aus gestickten blauen, mit aufgenähten, früher vergoldeten schmalen Papierstreifen verzierten Blumen, von denen nach unten zwei halbzerstörte gestickte Zeilen uigurischer Schrift herabhängen. Reste des aufgenähten vergoldeten Papieres finden sich auf den Gestalten der Gruppe.
Fundort: Ebenda.
Fragment einer Seidenstickerei (Blume.)
Fundort : Ebenda.
Herr Professor VON FALKE hatte die Liebenswürdigkeit, diese Stickereien zu untersuchen ; seine Beobachtungen folgen hier.
abc. ,Zwei Drachen nebst Lotusblüte, ursprünglich vielleicht Gewandbesätze, auf .einem lockeren bräunlichen Grundstoff in Taftbindung (der fast ganz verloren ist) ausgeführt in Plattstichstickcrei aus mehrfarbiger Seide.'
Der Plattstich, die eigentliche Nadelmalerei im engeren Sinn, ist die der ostasiatischen, auf naturalistische Wirkungen ausgehenden Kunst die angemessenste Stick-
technik. Sie ist nur hier — durch die vorliegenden Turfaner Fragmente — schon im
,Mittelalter nachweisbar und weiterhin mit größter Virtuosität geübt worden. Auch an
diesen Stücken, namentlich der Lotusblüte, ist die Absicht erkennbar, durch die Rich-
tung des Plattstichs die Modellierung der Blütenblätter zu verstärken, den Seidenglanz
,möglichst auszunützen. Ebenso ist die auf hellem Seidenrips gestickte Blüte (f) wegen „der höchst geschickten Handhabung der Nadelmalerei zu beachten.'
,Bei dem großen, aus einer figürlichen Darstellung manichäischen Inhalts, aus „Lotusblüten und Inschriften bestehenden Bruchstück (c) sind nach Bedarf und nach ,Zweckmäßigkeit verschicdeneTechnikenderSeidenstickereiangewandt. Die Gewänder ,der Figuren und die Blätter der Lotusblüten, die Glanz und Farbe des Seidenfadens ,zur Geltung bringen sollten, sind als Nadelmalerei in Plattstich ausgeführt. Die Gesichter
und Hände der Figuren dagegen und die Inschriften, wo es weniger auf schillernden
Glanz als auf Deutlichkeit und feste Zeichnung ankam, wurden in Flecht- oder Zopf-,stich gearbeitet. Die Verstärkung der Darstellungen durch Hervorheben der Hauptlinien ,mit aufgenähten, einseitig vergoldeten Pergament- oder Lederstreifchen Ist auf den ,Gewändern zumeist abgerieben, bei den Lotusblüten dagegen noch im wesentlichen ,erhalten. In neuerer Zeit scheint die Verwendung des Riemengoldes in der Stickerei ,nicht mehr gebräuchlich ; wenigstens sind nachmittelalterliche Stickereien mit solchen ,Plattgoldfäden aus Leder nicht bekannt.'
Der Hahn (Abb. d) ist auf derselben geköperten weißen Grundseide in Plattstich,stickerei mit Riemengold gearbeitet, wie das vorangehende Stück."
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