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0163 Chotscho : vol.1
Chotscho : vol.1
Chotscho : vol.1 / Page 163 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000194
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RESTE VON BUDDHISTISCHEN SEIDENBILDERN.

NATÜRLICHE GRÖSSE.

  1. Fragment eines Seidenbildcs. Erhalten ist der von wehenden Gewändern umgebene Fuß einer menschlichen Figur mit dem Kopf und einem Teil des Oberkörpers einer Schlange, die vielleicht zu dem links unten erscheinenden Rest des Kopfes einer Näga-Gottheit gehört. Der Kopf der Schlange ist mit kurzen nach hinten gerichteten Ohren versehen; ähnliche Ohren finden sich auch bei den aus Ton geformten Schlangen (Tafel 54 r), die wir im großen Stitpen-Tempel des am weitesten stromauf gelegenen Klosters auf dem linken Bachufer in Toyoq (Tafel 74 f) entdeckt haben: sie verleihen dem Kopf ein drachenartiges Aussehen. Ziemlich deutlich ist der Giftzahn dargestellt, ganz deutlich die lange rötliche, nicht gespaltene Zunge des Ungeheuers. Die Naht am oberen Rancj zeigt, daß der Seidenstoff hierzusammengestücktwar.

Fundort: ,Handschriftenraum", Kloster auf d. I. Ufer, Toyoq.

  1. Fragment eines Seidenbildes. Es stellt den Kopf eines Dämonen, (vielleicht eines Lokapäla) dar. Fundort: ,Handschriftenraum", Kloster auf d. I. Ufer, Toyoq.

  2. Fragment eines Seidenbildes. Die Erklärung der dargestellten Szene ist unsicher, vielleicht darf man den weißen, rotgestreiften Gegenstand für die Vorderseite eines aufgeschlagenen Zeltes halten, dessen Tür auf der abgerissenen rechten Seite dargestellt war. Zur Linken kniet ein rotgekleideter Mann mit geschorenem Haupt, der die geballten Hände (die rechte oberhalb der linken) gegen seine Brust drückt. Vielleicht ist das Fragment der Rest eines manichäischen, nicht eines buddhistischen Bildes.

Fundort: ,Handschriftenraum°, Kloster auf d. I. Ufer, Toyoq.

  1. Fragment eines Seidenbildes. Dies kleine Stück ist der Vertreter einer Gruppe von geschmackvollen Malereien auf schwarzbraunem und schwarzem Grund. Erhalten ist nur der Kopf einer kleinen Buddhafigur und Teile einer Lotusblume.

Fundort: Ebenda.

  1. Fragment eines Seidenbildes. Die zum Teil oder ganz geöffneten bunten Petale einer Lotusblume, die weitaus den größten Teil des Fragmentes einnehmen, deuten an, daß ein Buddha oder eine andere Gottheit mit ihrem Lotusthrone dargestellt war. Rechts erscheinen die anmutigen Köpfe zweier Frauen, die, augenscheinlich nach Vollendung des Bildes aufgemalt, vielleicht die Porträtköpfe der Personen sind, die das Bild dem Tempel gewidmet haben. Die merkwürdige Haartracht (oder Mütze ?) kommt sonst nirgends auf unseren Bildern vor.

Fundort: ,Handschriftenraum", Kloster auf dem I. Ufer, Toyoq.

  1. Fragment eines Seidenbildes. Dieses merkwürdige Bruchstück gehört augenscheinlich einer jüngeren Zeit an als die übrigen Bildfragmente. Der Gegenstand ist uns nicht unbekannt, es ist ohne Zweifel der. Rest der linken Seite eines jener Bilder des Avalokitesvara, wie sie uns schon auf Tafel 32 dieses Werks und in Grünwedel's idikutschari auf Tafel VIII begegnen.

Leider ist nur ein Teil des Bildes erhalten. Eine aus der rechten unteren Ecke des Fragments schräg aufsteigende goldene Linie mit weißem Außenrand ist ein Teil der Einfassung des Körpernimbus der Gottheit, der aus tausend mit je einem Auge versehenen Händen zusammengesetzt ist. Die Augen sind gemeinhin dort angebracht, wo der Daumenballen sich dem Handteller anschließt, aber mehrmals finden sic sich auch auf der äußeren Schmalseite der Hand, unterhalb des kleinen Fingers. Die Unterarme mancher Hände kommen zur Darstellung: sie sind mit goldenen Armringen geschmückt. Einige der Hände halten Attribute, deren Bestimmung nicht gelingen will: so hielt die unterste Hand ein gefaltetes rotes Tuch, die zweite darüber einen schwarzen keulenartigen Gegenstand, der in der Mitte weiße Bemalung und nahe dem breiteren Ende einen goldenen Reif trägt. Die vierte Hand darüber trägt einen ähnlichen Gegenstand, an dessen breitem Ende vier perlenartige (?) Vorsprünge erscheinen. Am Rande, oben rechts, sieht man eine aus schwarzen, weißen und roten Blättern bestehende Blume; rechts davon trägt eine Hand einen am oberen, mit einer goldenen Borte eingefaßten Ende mit drei Perlengeschmückten roten beutelartigen Gegenstand, dessen bauchiger Unterteil mit einem weißen, schwarz umränderten Fleck verziert ist. Mehr nach links erscheint ein Attribut, das, an roten und gelben Stengeln (?) herabhängend, eine grün und rote Blüte darzustellen scheint.

In der äußersten linken Ecke, durch einen schräg nach der unteren Einfassung des Bildes verlaufenden Strich scharf von dem Reste der Darstellung geschieden, sieht man auf grünem Hintergrund die von roten Flammen umgebene, erhobene Hand eines Dharmapila — sie hat wohl eben das cakra geschleudert.

Ganz oben links steht eine weibliche Figur im uigurischen Kostüm, das aber großenteils durch den Nimbus des vor ihr stehenden Dämonen verdeckt ist. Das Haupt trägt den schon beschriebenen kronenartigen Kopfputz (Tafel 38 c) und ist von einer roten, goldumrandeten Aureole umgeben. Rechts von ihr findet sich der Rest

eines greulichen Dämonen. Soviel sichtbar, hatte er tierische Hängeohren und eine weit nach vorn vorgestreckte, aufgerissene Tierschnauze, von deren Vorderlefze ein kleines Ziegenbärtchen herabhängt. Das Haar hängt lang auf dem Rücken herab und ist dort in viele, zornig gesträubte, aufrecht stehende Löckchen verteilt. Die rechte Hand trägt ein krummes säbelartiges Schwert — eine Waffenform, die zum ersten Male auf diesem Bilde auftritt, und die etwas an das japanische Langschwert (katana) erinnert. Oberhalb dieser Figuren mag noch eine Gottheit oder eine andere Figur, vielleicht sitzend, dargestellt gewesen sein.

Die unterhalb der Dame abgebildete dämonische Gestalt verdient die genaueste Betrachtung. Das Kleid ist grün; von der linken Schulter zur rechten Hüfte läuft ein gelber Überwurf, dessen schwarze Querstreifen ihn als Tigerfell erscheinen lassen. An Ohren, Hals, Oberarm und Handgelenk erscheint goldener Schmuck, in der Rechten wird, in schräger Haltung, eine rote Schale getragen. Das gelbliche Gesicht hat einen weiblichen Typ, oberhalb des Mundes aber erscheint ein zarter, in Schlangenlinien gewundener Schnurrbart, dessen Vorkommen das Geschlecht der dargestellten Person sicherstellt. Nase und obere Lidgrenze sind mit gelbrötlicher Farbe eingezeichnet; Striche derselben Farbe begrenzen das gescheitelte Haupthaar, das in doppelten Ringen die Ohren umgibt und in einzelnen gelockten Strähnen auf die Schultern herabfällt. In der Mitte der Stirn findet sich ein senkrechtes drittes Auge; auf der linken Kopfseite erscheint ein bärtiger, auf der rechten Kopfseite ein unbärtiger männlicher Kopf. Auf dem Haupte trägt die Gottheit eine Krone mit weißen Blumen oder Bandschleifen; auf der rechten Seite der Krone ragt ein weißes Gazellenhaupt hervor und über den Hörnern der Gazelle läßt sich ein zweiter gelber Tierkopf mit großen Augen erkennen. Die Mitte der Krone wird eingenommen durch einen grotesken kleinen Kobold mit weit aufgerissenen Augen und sonderbaren, im Zorne borstenartig gesträubten Haarbüscheln auf beiden Kopfseiten. Nur der Kopf bis zur Nase ist sichtbar, der Rest des Gesichts und der Körper verschwinden hinter einem roten Tuch, das der Dämon in den erhobenen, weit ausgestreckten Händen vor sich ausbreitet. Wer die dargestellte Gottheit ist, ist unklar — sie erscheint noch einmal, in etwas veränderter Gestalt, auf dem Kultbild eines kleinen am Nordende der Klosteranlage in Bäzäklik entdeckten Tempels.

Rechts von dieser unbekannten Gottheit steht, nach vorn gewandt, die Gestalt eines gewappneten Gottes mit roter, bläulich-schwarz und golden umrandeter Aureole. Das fleischfarbene Gesicht ist in derselben Art ausgemalt wie bei der Nachbarfigur, die drei Augen sind in seltsamer Verzerrung aufgerissen, die Brauen schr schräg gestellt. Aus den Mundwinkeln scheinen Hauzähne herauszuragen und die sonderbaren spitzigen Bartlöckchen unterhalb der Ohren und zu beiden Seiten des Kinns vervollständigen den dämonischen Ausdruck. Auf dem Kopf trägt der Dämon eine goldene Helmkappe mit seitlichen Flügeln und niederem Aufsatz, aus dem eine Flamme nach links herauszuwachsen scheint. Weiße Blumen erscheinen unterhalb der Flügel. Der Helm ist eine ungeschickte Nachbildung des auf sassanidischen Münzen auftretenden persischen Flügelhelms. Der Panzer ist schwarz mit in der Körpermitte sich unter einer Schmuckrosette kreuzenden, tauschierten (?) goldenen Randzieraten; die Brustpartie wird durch goldumrandete, grüne Platten geschützt, während den Unterleib ein grüner mit goldenen und roten Bonen umgebener halbkreisförmiger Schild deckt. Die Oberarme sind mit aus Schienen hergestellten Panzerärmeln bewehrt und mit einem breiten goldenen Armband verziert; der Unterarm scheint in einer rot und goldenen Armschiene zu stecken. Auch diese Gottheit trägt das leicht gekrümmte Schwert, dessen kleines Stichblatt und langer weißer Griff hier deutlich sichtbar ist. Der Rücken der Klinge zeigt im unteren Drittel eine Fortsetzung der (goldenen) Heftzwinge, eine Einrichtung, die man an indischen und türkischen Hiebwaffen heute noch finden kann. Ein roter Mantel, dessen Enden unter dem Kinn zusammengeknüpft sind, fällt über die Schultern herab.

Ganz zur Rechten ist der Kopf und Oberkörper eines vierten Dämonen erhalten. Das Gesicht ähnelt dem des zuletzt beschriebenen Dämonen, unterscheidet sich aber durch die Tier-Ohren und den eigentümlichen Bart, sowie durch die zornige Rötung der Gesichtshaut. Das Haar ist nur mit einem weißen Bande aufgebunden, in dem, oberhalb der Stirnmitte, ein mit einem roten Zeugstück verzierter Gegenstand (qu. eine brennende Lampe ?) angebracht ist. Die Rüstung entspricht, soweit man sie sieht, der der Nebenfigur; statt des Säbels trägt dieser Dämon aber eine rote Keule klassischer Form in der Rechten, während er mit der Linken eine goldene Räucherlampe (?) erhebt.

In der Eckc vor ihm erscheint endlich das Oberteil einer goldenen Krone.

Fundort: Ein Schutthaufen (zerstörter Stüpa bei dem mohammed. Heiligtum Irôgam)), unweit der Quelle bei Murtuq.

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