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0127 Chotscho : vol.1
Chotscho : vol.1
Chotscho : vol.1 / Page 127 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000194
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BILD EINER DÂKINÎ, TEMPEL NR. 9, BÄZÄKLIK.

Auf der Südseite des Tempels Nr. 9, Bäzäklik, ist ein allem Anscheine nach jüngerer Doppelraum in den Fels geschnitten; seine Eingangstür mündet in die Vorhalle des Tempels. Dieser Seitenraum war, wie in der Einleitung bei der Beschreibung des Tempels 9 schon erwähnt, dem Kultus des Yama (oder Siva) geweiht. Das Kultbild haue sich auf der schmalen Westseite des östlichen Raumes befunden, wo sein Reittier, ein hellgrau bemalter Stier aus Lehm, noch auf einem Sockel erhalten war. Diese Westwand war nur geweiBt, dagegen waren die übrigen Wände mit Gemälden von achtzehn Figuren bemalt, von denen sechzehn Gottheiten, zwei Menschen (Brahmanen) darstellten. Außerdem aber trugen die beiden Türpfeiler der Eingangstür noch die Bilder (bei a und b) zweier Brahmanen, deren Beschreibung in der Einleitung erfolgt ist.

Die sechzehn Göttinnen tragen, wenn auch nicht immer in denselben Händen, die folgenden Attribute: Messer, Schädel, Donnerkeil und Schlinge. Jede von ihnen steht oder sitzt auf einem Reittiere (vähana); dieses ist in neun Fällen ein seltsamer Fisch, dreimal ein merkwürdiges, augenscheinlich aus einer Panzereidechsc und einer Schnecke zusammengesetztes Fabeltier (Drache), zweimal ein auf Händen und Füßen kriechender Dämon, einmal ein Pferd und einmal ein Edclfalk. Die Verteilung der Gemälde auf den Wänden ergibt sich aus dem beigefügten Schema.

       

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Alle mit Ausnahme der in Feld Nr. 15 dargestellten Gottheit besitzen mehrere Köpfe und zwar, außer der hier wiedergegebenen Dâkini, deren Original aus dem Feld Nr. 2 entnommen worden ist, je zwei kleine neben und je einen über dem in natürlicher Größe dargestellten mittleren Kopf. Bei der Göttin unserer Tafel fehlt der vierte, sonst auf dem Scheitel angebrachte, kleine Kopf. Zerstört waren die Bilder der Felder Nr. 3, 4 und 6, die Oberhälfte des Bildes auf Feld Nr. 6 (ein Brahmane) fand sich im Schutt vor. Alle mit einem Kreuz versehenen Bilder wurden herausgeschnitten und befinden sich jetzt im Berliner Museum für Völkerkunde.

Die Darstellung einer aus hell- und dunkelbraunen, schachbrettartig gesetzten Ziegeln bestehenden Mauer bildete, wie im Gange des Tempels selbst (vergl. Tafel 22) eine Art Fries, der am Fuß der Mauer durch das ganze Gewölbe lief. Der obere Teil der Mauer wurde dort, wo die Wölbung entspringt, durch einen ein gerafftes Tuch darstellenden Fries (cf. Tafel 35 a2) abgeschlossen, während der Sprung des Gewölbes eine über dem gemalten Lambrequin laufende Schmuckborte mit Rankenornament trug (vergl. Tafel 35 a'). Oberhalb eines jeden der Bilder befand sich als Aufsatz eine stilisierte halbe Lotusblume. Einige ähnliche Blumenornamente fanden sich hier und da als Raumfdller auf der geweißten Gewölbdecke.

Die Gestalt der Dâkini ist mit etwas hervorgedrückter rechter Hüfte stehend dargestellt; das Haupt ist nach der linken Seite des Bildes gerichtet; die Göttin hatte mithin in situ der Eingangstür den Rücken, dem Kultbild das Gesicht zugewendet.

Der Kopf ist mit einer mehrfachen Aureole umgeben ; das Haupthaar, in der Mitte gescheitelt und unter dem Kronenrande in Löckchen auf die Stirne verteilt, ist vom Ohr sorgfältig nach hinten gebürstet; es ist zum Teil in die Höhe gebunden und schopfartig durch die Krone gesteckt, zum Teil umgibt cs das Ohr in zwei großen Schleifen und fällt dann in gewellten Massen auf die Schultern herab. Auf Stirn und Schläfen erscheinen kleeblattähnliche Schmuckmalereien (Tätowierungen?); ebenso ist die Wange mit einer Schmuckranke in derselben Technik verziert. Die Brauen

sind sehr schräg gestellt und die Augen geschlitzt ; die Nase fein und edel proportioniert. Die Hautfarbe ist weiß gewesen, hat aber wie der ebenfalls früher wohl weiße Hintergrund allmählich Elfenbein-Töne angenommen. Hinter den Ohren erscheint links und rechts je einer der Nebenköpfe der Göttin ; der dritte Nebenkopf erhebt sich bei den anderen Darstellungen auf dem Scheitel.

Die Kleidung besteht aus dem Panzer, der, offenbar vom Maler mißverstanden, vielmehr als Mieder zu betrachten ist; der in den älteren Gemälden hochaufgebogene Kragen ist als flachanliegende Stickerei mit Schuppenmuster dargestellt. Er begrenzt nach oben die den Busen schützenden, grün gemalten Brustplatten (die hier als Ausschnitt des Mieders erscheinen!); nach unten und den Seiten werden sie durch geschweifte goldene Borten eingefaßt. Der untere Teil des Körpers ist mit einem eng-anliegenden, den Ketten- oder Schuppenpanzer ersetzenden Gewande bekleidet, dessen Muster ihm das Aussehen eines Gitterpanzerhemdes verleiht. Der obere braune, enganliegende Teil der Ärmel, der auf älteren Gemälden stets durch die aufgemalten Panzerschuppen als Teil der Rüstung bezeichnet wird, ist hier als Zeugärmel dargestellt.

Die Göttin hat vier Arme und trägt in einer jeden Hand eines der erwähnten Attribute, nähmlich in der vorderen rechten Hand das Messer (käritrikâ), in der hinteren rechten Hand den Schädel (kapâla), in der vorderen linken Hand den Donnerkeil (vajra), in der hinteren Linken die Schlinge (päsa).

Ein schmaler Gurt umfängt die Körpermitte; unterhalb des unteren Randes des Mieders erscheint ein zweiter, schmaler, weißer Gurt, dessen Ende vorn bis auf die Füße herabfällt.

Unterhalb dieses Gurtes befindet sich ein breiter, aus farbigen Rechtecken zusammengesetzter dritter Gurt (?), der lose um die Hüften geschlungen, vorn im Bogen herabhängt; darunter erblickt man schließlich das rote, von einem vorn in eine große Schleife gebundenen grünen Schal zusammengehaltene, weiberrockähnliche Kleid. Die Füße stecken in oben schwarz eingefaßten, ein orangerotes Wassermuster aufweisenden Schuhen. Der eine Fuß berührt den als Reittier dienenden Fisch, der andere schwebt in der Luft.

Das Reittier selbst, der Fisch, ist ein seltsames Geschöpf. Der langgestreckte Körper ist mit crhobenem Kopf und Schwanz dargestellt; er ist auf dem Kopf mit spitzigen, auf dem Rücken mit rundlichen Schuppen von grüner Farbe bedeckt, die an dem unteren Teile der Seite durch eine Reihe stachelartiger Schuppen von den großen braun und weiß gemalten Schuppenschildern der Bauchgegcnd getrennt sind. Das Maul ist langgeschlitzt ; der Oberkiefer ist nach oben in einer seltsamen Schneckenwindung zurückgedreht und scheint dort ein Nasloch zu bilden. Das Auge ist von ovaler Form und zeigt die Pupille nicht in der Mitte, sondern gewissermaßen schielend im linken inneren Augenwinkel. Sonderbar sind auch Kiemen, Flossen und Schwanz ; die ersteren umgeben den Kopf des Fisches wie etwa eine Halskrause ; die Flossen sind ungeschickt durch einen schwarzen Strich an ihrer Wurzel vom Körper getrennt. Der durch eine bandartige Zeichnung vom Körper abgesetzte Schwanz ist in vier wunderliche Flossen geteilt. Am oberen Rande des Bildes sieht man Reste eines ebensolchen Fisches, woraus sich ergibt, daß die dort stehende, sehr zerstörte Figur ebenfalls einen Fisch als vähana hatte.

Auf dem elfenbeinfarbenen Hintergrund sind hier und da Lotusblumen mit oder ohne Rankenwerk als Raumfüller eingezeichnet; außerdem haben Pilger oder andere müßige Personen hier und da allerhand Kritzeleien angebracht. Zur Zeit des Fundes wurden diese Sgraffitti für wichtig gehalten, ihre oft schwierige Lesung hat bisher noch nichts von Wichtigkeit ergeben. Wichtig ist nur das indirekte, aus der Schrift und den Formen erfolgende Ergebnis, daß diese Kritzeleien einer späten Zeit entstammen.

So hat eine müßige Hand nach mehreren vergeblichen, auf der linken Seite der Tafel nahe dem den Schädel tragenden Arm der Gottheit begonnenen Ansätzen, folgende vierteilige Aufschrift auf der gegenüberliegenden Seite aufgeschrieben:

  1. makiävari tngri-kä yükününkäli (!) kälmiäsing-kä.

  2. manggal yut asï-1 (?) birsün timising-kä.

  3. makiävari tngri baälap munca tirin-i quvray ï birlä.

  4. mxagaspa (??) yambud(vip) .... säning a; iz (?)ïng-qa.

Es ist eine Anrufung des Mahesvara, doch verzichten wir auf einen Versuch der Übersetzung hier, wie auch bei der anderen Aufschrift.

Diese befindet sich auf der rechten Seite des Bildes, ein Riß im Verputz hat einen Teil des ersten Wortes jeder Zeile zerstört. Die Aufschrift lautet:

I. sas .. msiz kongül öridip,

  1. sane (sang?) 'i; (?) kongül-ni (I!) yorïd'ip,

  2. sar.. idsdi (??) tigin täg yad'ifip (gatï?lanïp?),

  3. sär(in)ip (?) olursun-lar bu ising-tä (?) tip.

Daneben hat dieselbe oder eine andere Person in ungeschickten chinesischen Charakteren Folgendes geschrieben:

1. „Ich, 2. Dhar- 3. -ma 4. .. mit-(?) 5. -ra, 6. derJünger etc. habe es geschrieben.' Natürliche Größe: 152 cm hoch, 104 cm breit.

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