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0052 Chotscho : vol.1
Chotscho : vol.1
Chotscho : vol.1 / Page 52 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000194
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WANDGEMÄLDE AUS RUINE Tl, CHOTSCHO.

Die hier wiedergegebene Gestalt ist von dem östlichen Teile der alten Südwand des Kuppelraumes der Ruine T' entfernt worden; sie befand sich unmittelbar neben der kleinen, in späterer Zeit einmal durch diese Wand gelegten Tür und gehörte augenscheinlich als äußerstes Glied zu einer ähnlichen, aber durch den Umbau zerstörten Gruppe von Bodhisattvas, wie sie Tafel 8 zeigt. Sie sitzt vor dem einzigen Fenster eines kleinen chinesischen Hauses. Das grau gemalte Dach' dieses Hauses ist teilweise erhalten; an beiden Giebelenden sind rückwärts gegen den Dachfirst gekehrte, sonderbare Vogelköpfe aufgesetzt, auf der Mitte des Firstes erhebt sich, die Spitze nach oben, ein herzförmiger Aufsatz. Auf der rechten Seite des Daches ist die dünne, die Malerei tragende Kalkschicht abgesprungen und man kann daher den Wandverputz sehen. Er besteht aus einer trefflich abgeglätteten Schicht feinen geschlemmten Tones; auf dieser Verputzschicht finden sich, halb von dem Kalküberzug verdeckt, einige tief eingeritzte Schriftzeichen eines indischen Alphabets. Wir vermuten, daß hier vielleicht die Anordnungen des Bauherrn für den Maler auf der Wand vermerkt worden Waren, etwa wie: ,Hierher male man das Bild des Bodhisattva x.'

   

Ir~

Die linke Seite der Darstellung zeigt einen rohen rundlichen Ausschnitt; an Stelle der Tür hat früher hier vielleicht eine nachträglich ungeschickt geschnittene Wandnische (uyuq) sich befunden. Der Raum westlich von dieser isolierten Figur bis zu dem auf dem Plan mit e bezeichneten Punkte wurde eingenommen durch eine andere, selbständige Darstellung, die wir hier beschreiben müssen. Es war das Bild eines anderen chinesischen Hauses mit Gittern an seiner nach Osten gewandten Seite; hier knieeten eine anbetende Bodhisattvafigur mit rotem Heiligenschein und, etwas

Das Dach ist nicht mit aufgenommen worden, da es beim Photographieren infolge seiner neutralen Töne nicht gut auf der Platte erschien; wir geben daher die obige Beschreibung und erwähnen zugleich, dull der Hintergrund genau derselbe wie auf Tafel 8 war.

näher an dem Gitter, ein ebenfalls knieend anbetendes Kind. Auf dem Pfeiler des Hauses rechts von diesem Kinde befand sich neben einer unleserlichen BrähmiInschrift eine chinesische Pilgerkritzelei, die Herr Wang Yntai wie folgt liest:

W qf ? (oder   ?) Te,4fififri   ! (sic! r* zu lesen) p! (sic! für fl) jf

    . (Teng K'o ? Ting-Szu-Nien Wu-Yüeh Lu ! Jih! So Wo ... Kien). Das

   ? Im Jahre Ping-ssu, 5. Monat, B. Tag    errichtet.

Datum ist wichtig wegen des Vorkommens des Zeichens 9 (nach Prof. F   W. K. MOLLER
eines der von der Kaiserin Wu-hou neu erfundenen oder modifizierten Zeichen), so daß wohl nur das Jahr 717 in Betracht kommen dürfte.

Das Haus hat zwei Fenster, vor deren nach Osten hin gelegenem die rot gekleidete Gestalt eines auf dem Lotussitz thronenden Buddha mit Aureole, Mandorla und usnïsa dargestellt ist. Die ûrnâ fehlt oder ist zerstört. Der Fensterrahmen umschließt eine schwarze Gitterung.

Vor dem zweiten Fenster knieet in anbetender Stellung mit nach links zu dem zu ihr herabschauendenBuddha gewendetem Antlitz eine unserer Reproduktion nicht unähnliche weibliche (?) Figur mit weißem Kopftuch und roter schwarzumrandeter Aureole. Der Lotusthron fehlt.

An dem Dache sind auch hier Reste der ursprünglichen Farbe erhalten: es war grau bemalt.

Zu dem Gegenstande unserer Reproduktion zurückkehrend müssen wir uns fragen, ob die dargestellte Figur männlichen oder weiblichen Geschlechts ist — die Abwesenheit des Schnurrbarts spricht vielleicht, zusammen mit dem Ausdruck des Gesichtes, für das letztere; es ist aber ziemlich müßig, schon jetzt diesen Sachen nachzugehen und wir werden die Figur einstweilen als Bodhisattva betrachten.

Er sitzt auf einem Lotusthron und scheint im Begriff zu sein, ein schwieriges Problem anderen vorzutragen; sein rechter Arm ist nach unten und links (vom Beschauer) ausgestreckt, der linke vor der Brust leicht erhoben, mit der Hand in einer die Erläuterungen bekräftigenden Gebärde.

Der anmutige Kopf ist nach links gewendet und von einer roten schwarzumrandeten Aureole umgeben; das Haar ist auf der Stirne in rundliche Locken gelegt. Eine Anzahl voller Haarsträhnen sind in doppelter Windung um das keinen Schmuck tragende Ohr gelegt: sie fallen in mehrfacher Teilung auf die Schultern herab. Auf dem Kopf wird ein turbanartiges weißes Tuch getragen, ein Kopfputz, der uns in dieser Form nur in diesem Tempel begegnet ist.

Die Kleidung besteht aus flott gezeichneten roten und weißen Gewändern, deren Erhaltungszustand leider eine genauere Beschreibung nicht erlaubt.

Auf dem weißen äußeren Tragepfeiler befindet sich eine lange, sehr stark zerstörte Pilgerkritzelei in uigurischer Schrift und Sprache; nur die ersten Worte sind mit Sicherheit zu lesen, sie lauten (wie bei Tafel 8) ,tavïigan yïl' im Jahre .Hase.

Natürliche Größe: ca. 1 m X 66,5 cm.

9.