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0139 Chotscho : vol.1
Chotscho : vol.1
Chotscho : vol.1 / Page 139 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000194
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VORDERSEITE DES SOCKELS EINER BUDDHASTATUE

NEBST ZWEI KLEINEREN FRAGMENTEN VON WAND-

BILDERN AUS BÄZÄKLIK.

  1. Dieses kleine Fragment (die Maße sind 24 X 22 cm) wurde bei einem unserer ersten Grabungsversuche in dem Kloster Bäzäklik bei Murtuq auf der Nord-Terrasse in der Schutthalde oberhalb Tempel Nr. 81 im Schutt (cf. Tafel 74, a) gefunden. Erhalten ist der Kopf eines Dämonen und dessen Blitze haltenden Hände. Det Hintergrund war mit echtem Ultramarin, von dem noch einiges erhalten ist, bedeckt. Der Kopf ist mit einem schmalen roten, vorn in einen Knoten geschlungenem Band in doppelter Windung umgeben, das ein wenig des schwarzen Haupthaares noch erkennen läßt. Die Ohren und die Augenbrauenwülste sind sehr groß; unter den letzteren quellen die großen weißen, mit dunkler Pupille versehenen Augäpfel zornig hervor. Der große Mund ist — wie schreiend — aufgerissen und zeigt die großen Zähne. Beide Hände sind geballt; sie sind vor der Brust ausgestreckt und halten, wie es scheint, einen durch eine vergoldete Zickzacklinie dargestellten Blitz. Ebenso wenig wie bei den übrigen in den Schuttmassen des Klosters Bäzäklik gefundenen kleineren Fragmenten war es bei diesem Stück möglich, den Tempel, aus dem es stammen mag, festzustellen — wahrscheinlich aber ist er längst vor unserer Ankunft zu Grunde gegangen.

  2. Diese kleine Gruppe von Stifterbildern stammt aus dem Tempel Nr. I (cf. Tafel 74, c) des Klosters Bäzäklik und zwar von der rechten Wand. Dargestellt sind drei Fürsten, die nach der linken Seite gewendet auf einem schmalen weißen Teppich einherzuschreiten scheinen. Die Füße der links stehenden Gestalt scheinen auf einem kleineren (nachträglich eingemalten?) rechteckigen, roten Teppich zu stehen. Alle drei tragen eine niedere engansitzende Kappe mit aufgebogenem schmalen Rand, der an den Seiten bandartig herabhängt und hinten gebunden zu sein scheint; sie ist rot bei der links stehenden Figur und weiß bei den beiden übrigen Gestalten. Unter der Kappe entschlüpfen zwei kokett geordnete Löckchen auf die vordere Stirn; das schwarze Haupthaar fällt, anscheinend in Locken, auf die Schultern herab. Die Gesichter der drei Figuren sind böswilliger Weise beschädigt (mit dem Finger ausgelöscht) worden, nur das der Figur zur Linken ist genügend erhalten, um uns zu zeigen, daß Männer mit langer, gerader Nase, leichtem Schnurrbart, schmalen, leicht nach der Gesichtsmitte hin geneigten Augen und ziemlich wagerecht stehenden Brauen dargestellt sind; der Typus ist augenscheinlich ostasiatisch. Die Fußbekleidungen zeigen dieselbe Form, nur scheint die rechts stehende Figur schwarze Überschuhe(?) zu tragen. Die Kleider der drei Fürsten sind ähnlichen Schnitts, weisen aber einige Abweichungen auf. So trägt die links stehende Figur einen langen, in der Mitte mit einer breiten Schmuckborte verbrämten Rock, der in der Mitte zu schließen scheint; dieselbe Bone umgibt den unteren Saum dieses Rockes, während eine ähnliche einfachere Borte den Abschluß am Halse bildet. Über diesem hellroten Gewande scheint ein kürzerer, vorn sich dreieckig öffnender Rock dunkelroter Farbe getragen zu werden; er zeigt am Oberarm und am Halsgelenk gelbliche Borteneinfassungen. Die Hände sind anbetend zusammengelegt — ein große Blumen tragender Zweig scheint zwischen ihnen gehalten zu werden. Die Mitte des Körpers umgibt ein leichtumgelegter, schmaler Leder(?)gurt mit runden Beschlägen; er scheint auf der einen Seite eine viereckige Tasche und einen länglichen Behälter (Dolch, Federbehälter oder Wetzstein?) zu tragen, während auf der anderen Seite ein schwer erkennbarer Gegenstand noch gerade sichtbar ist.

Bei der mittleren Figur erkennen wir ein ähnliches Kostüm; nur zeigt der weiße, mit großen Rosetten gemusterte Rock unterhalb des mit schwachem Bart bestandenen Kinnes einen dreieckigen Ausschnitt; ein bis über die Knie fallendes rotes Gewand bedeckt den Unterkörper etwa von der Brust abwärts, ohne daß man erkennen könnte, in welcher Weise es angezogen wird. Ein aus einer an einem großen Ringe hängenden Schiebe (oder Kugel) bestehender Ohrschmuck ist bei dieser Figur und ihrem rechten Nebenmanne sichtbar. Nicht unwichtig ist, daß überall die linke Seite des Rockes beim Schließen des Gewandes über die rechte fällt.

Hinter jeder der drei Figuren ist ein Täfelchen (Cartouche) angebracht, auf dem der Name des betreffenden Fürsten in uighurischer (spätgotischer) Schrift und türkischer Sprache aufgeschrieben ist. Nur auf der Tafel ganz rechts ist die Aufschrift wohlerhalten; sie lautet: ,särinë buqa ïnal körki ol" = dies ist das Bild des Ynal (Fürsten) Särintsch Buqa. Die mittlere Tafel ist mutwillig zerkratzt worden; der Name des Fürsten fing mit einem T an und die Aufschrift endet mit den Worten: (körk)i bu

t FOr die Lage dieses Tempels verweise ich auf Prof. GRONWEDEL'S genauen Plan des Klosters Bäzäklik in seinem soeben fertigen Bericht Ober die Dritte Turfan-Expedition.

ärür = dies ist sein Bild. Die Aufschrift auf der Tafel links endlich lautet: ,möngü k(? ?) ïnal ning körki bu ärür = dies ist das Bild des Ynal Möngü-kä(?) (oder Mongü-k(ä)n?). (Die zerstörten Buchstaben vermögen wir nicht zu ergänzen).

Natürliche Größe: 46 X 38 cm.

  1. Dieses Bild befand sich auf der Vorderseite des Sockels einer zerstörten Buddha-Statue, der im Tempel Nr. 12 des Klosters Bäzäklik erhalten war. Es ist 118 cm lang und 46 cm hoch; der über dem Haupt der rechts dargestellten Donatrix erscheinende weiße Streifen, der die Spitze der Krone und zwei uigurische Wörter trägt, ist ein Teil des nach vorn geneigten Profiles, auf dem die Sockelplatte geruht hat.

Abgebildet ist in der Mitte des Bildes ein auf einem ovalen, roten, gelbumränderten Untersatz (stilisierte Lotusblume) stehender Aufbau, der in der Hauptsache aus dem Rade und dem darüberstehenden Dreizack, den Symbolen der Buddha-Religion, zusammengesetzt ist. Das Rad ruht auf einem fünfbeinigen Gestell mit halbmondförmigem Aufsatz; ein ähnlicher, noch mit zwei, grüne Juwelen tragenden Spitzen versehener Aufsatz erscheint unter und hinter dem Dreizack. Der Thron steht auf einer grünen, mit langen gelben Wellenlinien begrenzten und gegliederten Fläche, wie wir sie aus den großen Wandbildern als Darstellung einer Wiese kennen. Rechts und links erscheinen neben dem Radsymbol, die Gestalten je eines Hirsches und einer Hirschkuh, die mit erhobenen Köpfen der Predigt des aufdem Sockel sitzenden Buddha lauschen: diese Tiere sind mit den beiden anderen Symbolen des Dreizacks und des Rades, die in Turkistan üblichen Attribute der Darstellung der Predigt von Benares; sie ersetzen die in Indien in diesem Zusammenhange vorkommenden Gazellen. Über den Hirschen schweben in weißen Sturmwolken die Gestalten zweier Windgötter, die — Glocken in den Händen — durch die Lüfte sausen. Der rote Hintergrund trägt außerdem noch einige Lotusblumen als Raumfüller.

Auf der mittelsten Sprosse des Dreizacks befindet sich, von einem Pilger hingekritzelt, die Aufschrift: „bu tängri burran"; sie ist auf der Mittelspeiche des Rades mit dem Worte: ,ning" und auf dem mittelsten Bein des Gestelles mit: ,ulur tilgän avirmEi" fortgesetzt und findet ihren Abschlug auf dem zweiten Bein zur Linken: „körki bu ärür .... " (das letzte Wort ist bis auf die Endsilbe -mo unleserlich).

Von dieser Darstellung durch schmale gelbe senkrechte Streifen getrennt, finden sich links das Bild des Stifters und rechts das der Stifterin der Statue. Die Namenstafel der Stifterin ist auf den trennenden Streifen aufgemalt und verdeckt dessen oberen Teil bis etwa zum unteren Drittel. Sie ist durch eine schwarze Linie in zwei senkrechte Hälften geteilt und mit fast unleserlicher uigurischer Schrift bekritzelt. Die obere Inschrift der linken Seite lautet: „il k(ä)!m!s t(ä)ngrim körki ol' = ,dies ist das Bild der Prinzessin II-Kälmisch"; was weiter unter nochmals wiederholt zu sein scheint. Die Inschrift der rechten Seite ist, scheint es, wie folgt zu lesen. Oben, in feiner Schrift: „ol il k(ä)lmis", dann in sehr grober Schrift: „bu o!? il klmis ning(?) körki(?) bu il", was vielleicht als der wiederholte Versuch eines ungewandten Schreibers, die Inschrift der linken Seite wiederzugeben, anzusehen ist. Der Name ,il k(ä)lmis' kehrt endlich zu Häupten des Damenbildnisses noch einmal wieder. Dieses selbst ist auf schwarzem Hintergrunde gemalt und zeigt eine Fürstin in dem uns bereits aus der Cella des Tempels Nr. 9 bekannten Kostüm (cf. Tafel Nr. 30); nur die große Krone zeigt eine abweichende Form; ihre große Schmuckscheibe ist wie ein Pipalblatt aus Gold geformt und trägt (in getriebener Arbeit?) die Gestalt eines Phönix mit geöffneten Flügeln.

Das Bildnis des Donators steht auf der linken Seite des Sockels. Auch seine Namenstafel ist nachträglich aufgemalt und bis zum Fuße des Sockels verlängert worden. Ihre Aufschrift bestätigt vielleicht die Annahme, daß alle Namen auf diesen Tafeln eigenhändig von den Dargestellten eingetragen worden sind, denn sie lautet: ,bu man tapqu(?) turmïs bilgä bäg(?) äriir(?) = dies bin ich, Tapqu Turmisch Bilgä Big(?) ....". Ganz erloschene Schriftzeichen erscheinen auf dem unteren Teil der Namenstafel. Die Einfassungsborte zur Linken trägt andere, schwer leserliche Aufschriften, deren oberer Teil ein Datum enthält und vielleicht wie folgt, zu lesen ist: tonguz yïl

säkizinc (darüber "säkiziné) tOrt .... kälmistä"    

Die Kleidung dieses Fürsten ist fast dieselbe, die schon auf Tafel 30 vorkommt und dort besprochen worden ist; das Haupthaar und der Bart sind von grauer Farbe und dürften den Abgebildeten als Greis erscheinen lassen.

38.