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0039 Chotscho : vol.1
Chotscho : vol.1
Chotscho : vol.1 / Page 39 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000194
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RESTE VON MANICHÄISCHEN GEMÄLDEN

AUF SEIDE UND PAPIER.

NATÜRLICHE GRÖSSE.

a. Dieses Fragment einer großen Seidenmalerei fand sich, zusammen mit vielen anderen Stoffresten, in dem schmalen und langen Raum oder Gang neben der ,Bibliothek" in der Ruine K in Chotscho. Da kein ähnliches Gemälde in gutem Erhaltungszustande aufgefunden worden ist, kann Iman über die Art, in der es ausgestellt wurde, nichts berichten; wenn man aber andere, noch schlechter erhaltene Bilder zum Vergleich herbeiziehen darf, liegt die Annahme nahe, daß solche Bilder auf gröberem Stoff aufgeheftet und mit einer Randborte farbigen, gemusterten Seidenzeuges eingefaßt zu worden pflegten; man darf sie sich als in nahem Bezug zu den bckannnten japanischen Bildern ähnlicher Art stehend vorstellen.

Der obere Teil des Bildes besteht aus drei Teilen, von denen der mittlere, sehr stark zerstörte, mit Blumen und Blattornamenten bedeckt gewesen zu sein scheint. Die beiden äußeren Teile tragen auf orangefarbigem Grunde Reste von Texten in manichäischer Schrift und mittelpersischer Sprache. Die Schrift läuft von oben nach unten und beginnt auf der linken Seite,' wo die Reste von vier Zeilen mehr oder weniger gut erhalten sind. Der Text lautet vielleicht:

I. //h/Iß ähr   mdazis/'

2. //(k)ust ward/-   adlgam

3.//späma

4. // krß nirban

Rechts setzt sich der Text fort wie folgt:

  1. n/Hast

  2. /11 afv/'g kladi (?)

  3. //// r amurdiän//

  4. i'//puagan ba ?

Ein violetter Strich scheidet diesen oberen Teil von den bildlichen Darstellungen. Von rechts her rankt sich, am rechten Bildrand von einem grünen Streifen begrenzt, ein roter Blütenstengel parallel zu der violetten Trennungslinie einher; die Ranke steigt etwa in der Mitte der Bilder aufwärts, und trägt, hier in den Oberteil hineinragend, auf eirundem weißen Fruchtansatz eine seltsame Blüte.

Unterhalb der Ranke erscheinen hinter einer aus roten weißen Steinen schachbrettartig gesetzten Mauer zwei Bewaffnete, von denen aber nur Kopf und Brust sichtbar sind. Sie tragen einen aus blauen, senkrecht gestellten Platten zusammengesetzten Brust-Panzer ; der Hals ist durch einen breiten gelben Metallkragen geschützt. Den Kopf bedeckt eine blaue schalenrdrmige niedere Helmkappe mit sehr kurzem Nasenschutz und gelben Aufsatz. Die Kappe scheint aus Eisen oder Stahl hergestellt zu sein; augenscheinlich ist sie aus einer Anzahl sich nach oben verjüngender, auf dem Gipfel sich treffender Metallstreifen zusammengenietet. Die Seiten des Gesichts und der Nacken werden durch eine Art Helmbrünne aus horizontal liegenden Plättchen geschützt.

Jeder der beiden Gewappneten schwingt ein gerades Schwert mit blauer Klinge und gelbem, in einem leichten Winkel nach vorn gestelltem Griff. Dic breite Parierstange ist ebenfalls gelb und bildet mit Klinge und Griff ein einfaches Kreuz. Die Arme der beiden Krieger sind zerstört, man sieht aber, daß sie ihre Waffen gegen einen links zur Seite des Mauerwerks erscheinenden Dämon schwingen. Von dieser, sehr groß dargestellten Figur ist nur das grüne Haar, das gelbweiße Ohr und ein Teil der blaugrau-gefärbten Gesichtsfläche erhalten; sie scheint en face dargestellt gewesen zu sein. Die oberhalb ihrer linken Schulter undeutlich gezeichneten Gegenstände vermögen wir nicht zu erklären; sie gehören vielleicht zur Ausrüstung des Dämonen. Im Raume über dessen Kopf finden sich stark zerstörte Gebilde, die stilisierte Blumen oder auch Wolken sein können.

Die Gesichter der Krieger fallen auf durch die sehr großen, gerade gestellten Augen. Nase und Mund sind mit roten Linien eingezeichnet.

Zu einer Erklärung des Bildes können wir noch nicht schreiten: hoffentlich wird sie uns durch die Lesung unserer manichäischen Texte möglich gemacht.

b. Der größere Teil der Oberfläche dieses Bildfragmentes ist bis auf die Umrißzeichnungen zerstört. Der Hintergrund zeigt ein reiches Ultramarinblau, auf dem sich vier menschliche Gestalten erkennen lassen. Zur linken steht, vor einem große rote Früchte tragenden Granatbaum, in aufrechter Haltung eine rotgekleidete männliche

' Die beschriebenen Stricke waren noch durch einige lange, feine Fäden mit den darunter abgebildeten Bildstücken verbunden; der Raumersparnis halber mußten sie näher an das Bild gerückt werden, als es ihrer wirklichen relativen Stellung zueinander entspricht. Auch ist es fraglich, ob der untere Teil der linken beschriebenen Fläche an richtiger Stelle steht: beim Fund war er auf dem Rücken des in der Wiedergabe Ober ihm erscheinenden Teiles aufgeklebt.

Figur. Die Arme sind, mit verhüllten Händen, über dem Leib zusammengelegt, das Untergewand und die Füße sind nicht deutlich zu erkennen. Daneben steht, in anbetender Stellung, eine weibliche, etwas kleiner gezeichnete Gestalt, mit Kopftuch und großem Ohrschmuck; sie trägt ein weites wallendes Gewand. Noch weiter nach rechts steht eine noch kleinere, ähnliche rotgekleidete Figur; sie hält die Arme ehrerbietig verhüllt auf der Brust und scheint den Blick auf die große, zuerst erwähnte Gestalt zu richten. Den Abschluß nach rechts bildet, soweit ersichtlich, eine zweite Gruppe von Granatäpfeln, die zum Teil von anmutigen Ranken getragen werden ; vor ihr steht eine der männlichen Figur zur Linken entsprechende, eine wenig kleiner dargestellte weibliche Figur mit Kopftuch und Schmuck; sie hält den Kopf etwas nach rechts geneigt und scheint die Vorgänge, die sich in der linken Ecke abspielen, zu verfolgen. Neben einer senkrechten Trennungslinie sind auf dem kleinen oben rechts erhaltenen Eckstück des Stoffes noch undeutliche Darstellungen, vielleicht eine Landschaft, erhalten. In der oberen Mitte des Bildes endlich sieht man, auf blauem Grunde, die goldene Mondsichel: sie trägt drei Figuren, von den die sitzende, mittlere, von den beiden anderen angebetet wird. Dieses Auftreten des Mondes in diesem Bildfragment hat uns veranlaßt, das Stück als manichäische Malerei zu betrachten und an dieser Stelle wiederzugeben.

Fundort: Der Gang der Bibliothek, Ruine K, Chotscho.

  1. Diese anmutige Darstellung zeigt uns einen manichäischen Electus im vollen Ornat. Es ist eine schmale Borte, der Rest eines größeren Stückes Seidenstoff mit bildlichen Darstellungen, welches, entweder auf Papier aufgeklebt, die Titelseite eines Buches' gebildet haben, oder in der üblichen Einfassung als Hängebild verwendet worden sein mag.

Der Priester steht, Hände und Füße sorgfältig verhüllt, in seinen rituellen Gewändern, die hohe Mütze auf dem Haupt, auf einem einfach dekorierten Fußteppich. Hinter ihm erscheint eine Körper- und eine Kopf-Aureole, welch' letztere zwar an die Doppel-Aureole des Hohenpriesters auf Tafel I erinnert, aber durch die geschwungenen Enden des der Mondsichel entsprechenden Teiles des Nimbus, absichtlich von jener Darstellung unterschieden zu sein scheint. Allerhand Rankenwerk Milt den leeren Raum unter und über der Gestalt. An der Seite rechts erscheint ein schmaler grüner Rand, der Rest des Hintergrundes der von der Borte eingerahmten Darstellung.

Fundort: wie a und b.

  1. Rest einer kleinen manichäischen Miniatur-Malerei auf unbeschriebenem Papier. In einem scharlachroten, von einem schmalen dunkelroten Band eingefaBten Oval erscheint der Kopf einer manichäischen Gottheit (?) mit weißem Kopftuch und Juwelen-Aufsatz und großen Ohrgehängen. Ob die zwei weißen, den Hals umgebenden Bänder Halsringe sein sollen, steht dahin: vielleicht sind es nur ungeschickte Unterstreichungen der in diesen Gemälden oft übertrieben betonten Halsfalten. Brauen, Nase und Mund zeigen neben den schwarzen Konturen noch weiße — aber feinere — Striche. Rechts und links wird das Bild eingefaßt durch eint Reihe ovaler Perlen; die Zwischenräume zwischen diesen Perlen sind auf den Innenseiten blau, auf den Außenseiten rot ausgemalt.

Fundort: wie bei den vorhergehenden.

c. Fragment eines manichäischen Bildes. Die dargestellte Göttin trägt ein rotes, enganliegendes Gewand mit großem Ausschnitt über dem Busen. Ein schmaler, vorn in eine Schleife geschlungener Gurt umgibt den Körper, von dessen unterem Teil nur noch der Ansatz des wulstig um die Hüften geschlungenen Kleiderrockes sichtbar ist. Die Arme sind mit gestreckten Händen, wie im Schrecken erhoben; sie scheinen in langen Ärmeln zu stecken und an Handgelenk und Oberarm mit goldenen Armbändern geziert zu sein. Charakteristisch ist der schwer zu beschreibende Kopfputz, der sich unseres Wissens nur auf manichäischen Darstellungen findet.

Fundort: wie oben.

  1. Darstellung eines reich ornamentierten Sockels oder Teppichs. In der Mitte sieht man die gefältelten Enden eines weißen Kleides herabhängen. Dieses Stück kann auch buddhistisch sein.

Fundort: wie oben.

  1. Kleiner Kopf einer manichäischen Gottheit.

Fundort: Tempelchen auf der Terrasse des Tempels No. 10, Schlucht von Sängim.

  1. Bruchstück einer Miniatur auf Seide. Fundort: wie g.

In unseren Sammlungen befindet sich ein manichäisches Buchfragment, das uns zu dieser Annahme berechtigt.

4.