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0046 Chotscho : vol.1
Chotscho : vol.1
Chotscho : vol.1 / Page 46 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000194
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WANDBILDER AUS EINEM CHRISTLICHEN TEMPEL,

CHOTSCHO.

enn man die Ruinenstadt Chotscho durch die Breschen im Nordosten

der Stadtmauer verläßt und die kleine Brücke über den Strom über-

schreitet, muß man sich nach Süden wenden, um die merkwürdige Ruine zu erreichen, der die beiden hier wiedergegebenen Bilder entstammen. Sie liegt westlich von der großen Stüpengruppe und ungefähr der Ruine T in Chotscho gegenüber'. Der vielfach umgebaute Tempel, dessen enorme Südwand sogleich auffällt, mag hier

im Plane erscheinen.

Soweit erhalten, bildet er ein System von drei Sälen, vor dem, auf der Südostseite, eine kleine,mit einerTür versehene Rampe in späterer Zeit (?) errichtet worden ist. Im östlichen und im westlichen Saal hatte man zum Zweck irgendeines Umbaues neue Mauern (im

Plan gestrichelt) errichtet und zwar im Ostsaal an den Innenseiten der Nord- und der Südmauer, im westlichen Saal auf der Innenseite der Südmauer.

Der ganze Bau war ausgeleert und die kahlen Wände, auf denen der feste glatte Bewurf noch haftete, versprachen keinerlei Ausbeute. Erst als einige der neueren Mauern entfernt worden waren, fanden wir Reste von Wandmalereien. Auf der Nordmauer des östlichen Saales bei X war noch, allerdings sehr undeutlich, die Figur eines Reiters zu erkennen (die photographische Aufnahme vermochte sie nicht wiederzugeben), der über der rechten Schulter eine in ein Kreuz auslaufende Fahnenstange trug. Die Annahme, daß dies eine christliche Darstellung sein müsse, ist zwar seither durch das Auftreten desselben Kreuzes auf einer sehr stark zerstörten manichäischen Malerei stark erschüttert worden, hat aber durch das Fehlen der weißen manichäischen Gewänder auf den Bildern wieder an Wahrscheinlichkeit gewonnen.

Auf der Innenseite der Ostmauer, bei XX fand sich in Höhe von etwa 1,50m über dem Fußboden das Bild a; von dem Reiter war nur der linke Fuß, der in einem gelben Steigbügel primitiver Form steckte, wenn auch undeutlich erhalten; er konnte aber nicht mehr geborgen werden.

Im westlichen Saale, bei y wurde hinter der starken neuen Wand das Bild b entdeckt; es bildete einen Teil einer Gruppe von Kolossalfiguren und stand zwischen den Resten der Darstellung von zwei stark zerstörten, nur etwa in Kniehöhe erhaltenen Personen in grünen Unterkleidern mit rotem Oberwurf. Auch neben dieser Gruppe erschienen die Beine eines Pferdes, so daß man auch für diese Wand die Darstellung einer Reiterfigur annehmen muß. Da der Stil der Gemälde allein diesem Tempel eigen ist, muß man bedauern, daß nicht mehr von diesen interessanten Bildern erhalten ist.

a. In der Mitte des Oberteils des Bildes erscheinen die beiden Vorderfuße eines braunen Pferdes; wie erwähnt, war vom Reiter nur der gelbe (goldene), den linken Fuß umschließende Steigbügel erhalten. Vor dem Pferde steht, auf der linken Seite des Bildes eine große, männliche Figur ungewöhnlichen Typs. Das von schwarzen Locken umgebene Haupt erinnert an spätantike Darstellungen. Seine Kleidung besteht in einem bis zu den Füßen reichenden grünen Gewand, über dem ein weites, faltiges, rotes Obergewand getragen wird. Augenscheinlich hat der Maler, (ähnliches kann man öfter beobachten), zuerst das grüne Kleid ausgemalt und dann erst das

t Vergl. Grünwedels Stadtplan in dessen Idikutschari.

Obergewand darüber aufgesetzt: so daß, als die Farbe des roten Kleides allmählich abbröckelte, das Grün darunter wieder hervortreten konnte. Die plump gezeichneten Füße sind mit derben schwarzen Schuhen bekleidet. In der linken Hand schwingt er ein goldenes (gelbes) Weihrauchfaß, dessen Form auf den Wandgemälden und Miniaturen nirgends wiederkehrt; der Rauch ist durch eine flott aufwärts strebende, wellige Linie dargestellt, die sich oben in Spiralen auflöst. In der Rechten trägt er einen schwarzen, schalenartigen Gegenstand, den wir vielleicht als Weihwassergefaß erklären dürfen.

Von den vor ihm stehenden drei Personen dürften die beiden ersten Männer, die dritte, rechts stehende, aber eine Frau sein. Alle tragen einen Blätterzweig; das Kostüm ist seltsam und kommt, wenn wir das der Frau ausnehmen, auf keinem unserer Wand- oder Seidengemälde aus Chotscho wieder vor. Es besteht aus einem langen, einfarbigen Rock, der bei dem vordersten Mann braun, bei dem zweiten graublau ist und scheinbar ohne Gurt getragen wird. Darüber aber — und dieser Teil des Kostüms ist merkwürdig — hängt ein kragenloser, anscheinend langärmeliger Mantel, leicht über die Schultern geworfen, bis auf die Knice herab. Er ist bei der ersten Figur blaugrau, bei der zweiten braun; beide sind mit einem roten Stoffe gefüttert, der auf beiden Mänteln an den großen, dreieckigen Aufschlägen sichtbar ist. Die vorderste der männlichen Figuren trägt eine braune, turbanähnliche Kopfbedeckung auf dem Haupte; die schwarzen Haare sind hinter dem linken Ohr sichtbar. Die zweite männliche Figur (die mittlere der Gruppe), scheint dagegen eine große, stumpfkegelige Kappe aus schwarzem Stoff aufgesetzt zu haben; an den Füßen tragen beide bräunlich gefärbte Schuhe.

Die rechts stehende, weibliche Figur endlich ist mit einer kurzen, langärmeligen, nur bis zur Mitte des Oberkörpers reichenden grünen Jacke und einem sehr langen, die Füße bedeckenden Kleiderrock angetan; ein brauner Überwurf oder Schal bedeckt, augenscheinlich leicht übergeworfen, die rechte Körperhälfte von der Schulter bis etwa zur Hälfte des Oberschenkels, sowie die linke Schulter bis zur Brust.

Das dichte, schwarze Haar ist auf dem Scheitel zu einem kugelförmigen Aufbau zusammengelegt und scheint im Nacken einen starken Wulst zu bilden. Die Haartracht und ein ähnliches Kostüm kommt noch einmal (auf Tafel 44) vor.

Da die manichäische Geistlichkeit sich bei rituellen Handlungen ganz sicherlich stets des weißen manichäischen Ornats bediente, ist es wahrscheinlich, daß wir hier die Darstellung einer christlichen Gemeinde vor uns haben. Leider entbehren wir in diesem Falle der unschätzbaren Hülfe, die die gefundenen Manuskripte uns an anderen Stellen gewähren: die Ruine ergab nicht eine einzige Aufschrift auf ihren Mauern und nicht ein einziges Manuskript aus ihren geringen Schuttmassen.

Nat. Größe 70 X 63 cm.

b. Ganz verschiedenen Charakter trägt das kleine Bildchen von der Südwand des westlichen Raumes. Es ist die Darstellung eines jungen Mädchens (?) in einem Kostüm, das uns der Landestracht nahezustehen scheint. Es besteht aus einem langen, roten Oberkleid mit weiten bauschigen Ärmeln, mit denen die der Sitte gemäß auf dem Vorderkörper zusammengelegten Hände verhüllt sind. Das weißliche Untergewand fällt auf die Füße herab und läßt nur die sehr großen, aufwärts gebogenen Enden der Schuhe erkennen, die unter dem Saum in die Höhe ragen.

Das lange, straffe, schwarze Haar fälltinschweren Massen aufden Rückenherab; eine breite und lange Locke hängt vor dem Ohre auf den Busen nieder.

Nat. Größe 43X21 cm.

7.