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Chotscho : vol.1 | |
Chotscho : vol.1 |
RESTE VON SEIDENBILDERN UND FRAGMENT
EINER SCHABLONE.
NATÜRLICHE GRÖSSE.
Bei der großen Menge der Fragmente von Seidenbildern, die uns bei unseren Grabungen in Chotscho, in Toyoq und in der Stadt auf dem Yär zufielen, ist es leider ganz unmöglich, Alles in dieser Publikation wiederzugeben; eine große Menge interessanter und wichtiger Stücke muß zurückstehen und wir schließen die Wiedergabe dieser Art von Altertümern mit dieser Tafel ab.
Dieses Fragment eines vielleicht großen Bildes zeigt Kopf und Schultern eines unter einem Baume stehenden oder sitzenden Bodhisattvas. Der Stamm des Baumes nimmt die rechte Seite des Fragmentes ein; er ist von weiBlicher Farbe und mit bräunlichen Flecken verschiedener Größe betupft. Von dem Laub und den Blüten ist nur wenig erhalten.
Der Kopf des Bodhisattva ist von einem Nimbus umgeben, dessen Farben stark erloschen sind; einige der konzentrischen Einfassungen scheinen mit roter Farbe ausgemalt gewesen zu sein. Über dem Nimbus schwebt, weiß und rot in der Art einer stilisierten Wolke gemalt, ein mit drei goldenen Anhängern verzierter Schirm. Der Kopf selbst ist nach Rechts gerichtet, das schöne Gesicht mit seinen mandelförmigen Augen, hohem Nasenrücken und wohlabgesetztem Kinn soll wohl einen Inder darstellen. Die schwarzen Haare treten in bogenförmig geordneten Löckchen unter dem Diadem hervor, die Hauptmasse liegt in schweren Strähnen auf den Schultern. Das Ohr ist ohne Schmuck, der indes vielleicht nur erloschen ist: die Art, in der rote Farbe über das Gesicht etc. verteilt ist, weist darauf hin, daß das Bild einige Zeit den Einflüssen der Witterung ausgesetzt gewesen ist.
Die Krone ist von Gold mit Verzierungen von roten Edelsteinen (oder Blumen) an den Seiten, an denen goldene Hängeornamente angebracht sind. Die Enden eines weißen Kopftuches hängen von der Krone herab und fallen unter dem Ohre auf die Brust herunter.
Wer die dargestellte Gottheit ist, können wir nicht angeben; auf der Stirn trägt sie ein ürnä-ähnliches Mal (oder ein Kastenzeichen?). Einige Blätter dienen als Raumfüller. Fundort: der .Handschriftenraum", Toyoq.
Dies Fragment ist, wie sich aus dem Randstück rechts ergibt, ein Überbleibsel eines größeren Seidenbildes. Erhalten sind nur zwei Begleitfiguren.
Der Hintergrund des Bildes ist, wahrscheinlich mit echter Ultramarinfarbe, blau ausgemalt; das angesetzte Randstück ist ein Stück groben, wohl aus Ramicfasern gewebten Stoffes.
In der rechten oberen Ecke erblickt man Teile des roten Gewandes einer dritten, zerstörten Figur; mehr nach rechts sehen wir die Darstellung einer interessanten Arhatfigur. Der Kopf ist teilweise zerstört, doch können wir erkennen, daß die Haare dunkelblau gemalt waren. Das volle Gesicht trägt den unbewegt ruhigen Ausdruck, den wir bei den indischen Mönchen der Tafel 16 kennen gelernt haben: das langausgezogene Ohr ist ohne Ohrpflock; auf der Stirn scheint das ürnä-Mal zu fehlen. Ein roter, mit Gold umrandeter Mantel oder Rock scheint beide Schultern leicht zu bedecken und unterhalb der unbedeckten Brust um den Körper geschlagen zu sein. Der nackte rechte Unterarm ist zur Brusthöhe erhoben; die Hand ist mit vorstellender oder empfehlender Gebärde gegen die zweite Figur, einen Brahmanen, gerichtet. Hinter den Schultern des Mönches erscheint eine aus lodernden Flammen bestehende Aureole; die Flammen sind entweder mit Gold, oder mit lichtblauer Farbe dargestellt: die goldenen Flammen sind durch scharlachrote, die lichtblauen Flammen aber durch weiße und schwarze Linien gegliedert.
Die zweite Figur stellt einen anbetenden Brahmanen dar. Er ist mit einem roten Gewande bekleidet, von dem ein schmaler, über die sonst nackte Schulter geschlagener Zipfel in der unteren rechten Ecke des Fragmentes sichtbar ist. Während bei der Mönchsfigur die Haare blau, die Augenbrauen rot und schwarz gemalt sind, sind bei der Gestalt des Brahmanen sämtliche UmriBlinien außer denen des Auges, die schwarz sind, in roter Farbe ausgeführt. Auch die entfleischte Brust mit dem hervortretenden Schlüsselbein und den zu hoch angesetzten Rippenknochen ist in roter Farbe gemalt.
Bemerkenswert sind das in einen Schopf aufgebundene Haar, die gebogene Nase, die nach außen herabgezogenen Augenbrauen und Augen, der fast schmerzlich verzogene Mund und der volle, spitz zulaufende Bart. Die anbetend zusammengelegten Hände verweisen durch ihre Magerkeit auf das Alter und die kasteiungsvolle Lebensweise des Brahmanen.
Die langausgezogenen Ohrläppchen tragen keinen Schmuck; das rechte Handgelenk ist mit einem goldenem Bande verziert.
Die Fragmente von Bildern dieser Stilart sind nicht häufig und auf den einen Fundort beschränkt.
Fundort: Der Gang neben der „Bibliothek", Ruine K, Chotscho.
Das Bildchen ist der Überrest einer Avalokiteävara-Darstellung.
Die Gottheit erscheint in indischer Göttertracht; um den sonst unbekleideten Oberkörper ist ein roter Schal gewunden; ein braunes Halsband umschließt den Halsansatz, während ein reiches Goldgeschmeide auf der Brust ruht.
Die Ohren sind mit schweren Goldpflöcken verziert; die niedere Krone sitzt auf dem in bogenförmigen Löckchen auf der Stirn gesammelten schwarzen Haaren; ein weißes Kopftuch läßt seine Enden an beiden Seiten der Krone flatternd hervortreten.
Die Aureole hat zum Teil wohl ihre ursprünglichen Farben eingebüßt; die innere Kreisfläche war augenscheinlich rot umrandet.
Das Gesicht trägt ostasiatisches Gepräge besonders durch den scharf gezogenen inneren Augenwinkel und durch die schräg gestellten, geschlitzten Augen. Auf der Stirn erscheint ein ürnä-ähnliches Mal.
Oberhalb des braunrot gemalten Mundes ist mit derselben Farbe ein kleiner Schnurrbart aufgemalt; am Kinnansatz wächst ein winziges, dreieckiges Bartlöckchen.
Die Zeichnung des Gesichts ist in grauen Umrissen angelegt (Schablonentechnik I); der Maler hat sie später mit roter und rotbrauner Farbe nachgezogen, aber hier und da der grauen Vorzeichnung nicht genau gefolgt, so daß sie noch zu sehen ist.
Die linke Hand der Gottheit ist lehrend erhoben; ob der nach rechts aus der Hand sich erhebende dreifach geästelte Zweig der Rest einer Blütenranke ist, lassen wir dahingestellt.
Zehn kleinere, und wie es scheint weibliche Köpfe mit kleinen Kronen umgeben das Haupt, und zwar ruhen fünf in einer Reihe auf dem Rande des Diadems, zwei sind nebeneinander über dieser Reihe angebracht — ein einzelner Kopf krönt diese Pyramide. Die zwei übrigen Köpfe erscheinen am Halse in der Ohrgegend.
Fundort: Die „Stadt auf dem Yàr".
Fragment der Darstellung eines Bodhisattva. Das Gesicht der Gottheit fällt durch die geschlossenen Augen und den seltsam zugespitzten Mund auf. Die Züge sind weich und voll, die Falte des inneren Augenwinkels ist stark betont. Die Farben sind augenscheinlich durch Feuchtigkeit ausgelaufen oder erloschen: die Mitte des Gesichts zeigt die olivengraue Färbung des Hintergrundes, während scharlachrote Töne am Oberrand der Stirn, den Ohren, Schläfen und Wangen erscheinen. Das Haupthaar ist auf dem Scheitel in einen hohen Schopf gebunden; auf der Stirn ist es in bogenförmige Löckchen geordnet. Das Nackenhaar ruht auf der Schulter.
Eine sehr schöne Krone ziert das Haupt. Sie besteht aus einem schmalen Reif, auf dem allerhand Blattwerk sich rankt; oberhalb der Stirnmitte erhebt sich ein ovaler unten abgeplatteter Schild, der von einer aus dem Rankenwerk herauswachsenden Perlenschnur umgeben und mit einem, einen Edelstein oder eine Goldperle tragenden Halbmond gekrönt ist. Ob auf dem Schilde eine Amitäbha-Figur dargestellt war, läßt sich nicht ermitteln.
Am rechten Ohr hängen schmale Blätter einer weißlichen Blume(?) herab.
Vom Schmuck und von der Kleidung ist nicht viel mehr als die Konturierung übrig geblieben; vielleicht ist dasselbe auch bei dem Gesicht der Fall, wodurch sich dessen fremdartiger Ausdruck erklären würde.
In der erhobenen rechten Hand trägt der Bodhisattva eine Lotusblume, deren Farben verschwunden sind; die Hand ist von unnatürlicher, scharlachroter Farbe.
Die Aureole scheint carminrot mit breiter scharlachroter Umrandung gewesen zu sein.
Fundort: Der .Handschriftenraum", Toyoq.
Um einen Begriff von den zu diesen, wie auch zu den Wandgemälden verwandten Schablonen zu geben, haben wir hier ein Fragment eines solchen Hülfsmittels der alten Kunst-Handwerker wiedergegeben.
Es ist ein Stück Papier, auf dem die Umrisse einer Gottheit (Avalokiteövara?) in Tusche aufgezeichnet sind. Um die Zeichnung als Schablone zu benutzen, hat man die Konturen mit einer großen Anzahl von Nadelstichen durchlöchert.
Bei der Benutzung preßte man die Schablone wohl fest gegen die geweißte Wand und schlug einige Male mit einem mit Kohlenstaub gefüllten Beutel auf das Papier: die durch dies Verfahren entstandenen Umrisse zog man dann entweder mit Tusche, oder gleich mit den gewünschten Farben nach.
Fundort: Der Gang neben der .Bibliothek", Ruine K, Chotscho.
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