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0115 Chotscho : vol.1
Chotscho : vol.1
Chotscho : vol.1 / Page 115 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000194
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STIFTERBILDER VON DEN SCHMALEN WÄNDEN RECHTS

UND LINKS VOM EINGANG DER CELLA,

TEMPEL NR. 9, BÄZÄKLIK.

D ie beiden schmalen Flächen der Ostwand, durch welche die Eingangstür gelegt ist, trugen die Bilder der Stifter auf jeder Seite der Tür.

Die obere Fläche der rechts (nördlich) vom Eingang gelegenen Wand war

durch Winderosion ihrer Bemalungberaubt ; in Höhe von etwa 2 m vom Fußboden hatte sich indessen eine Reihe von drei männlichen, stehenden Gestalten, das Gesicht der Tür zugewendet, in gutem Zustand unter den die Cella füllenden Sandschichten er-haken. Der obere Teil des Bildes war abgegrenzt durch die ziemlich scharfe Demarkationslinie, die der Höhe des aufgehäuften Sandes entspricht. Die Reste von drei Füßen auf der unter dem Namen ,taufender Hund" bekannten Ornamentborte, die unser Bild nach oben abschließt, beweisen, daß eine ähnliche Reihe männlicher Ge-staken oberhalb des noch vorgefundenen Gemäldes vorhanden war. Eine dritte Reihe solcher Gestalten war unterhalb dieses Gemäldes teilweise sichtbar : in der unteren Schicht aber hatte Feuchtigkeit die Wand so beschädigt, daß nur die Feststellung des Vorhandenseins dieser dritten Reihe gelang. Anscheinend waren auf dieser dritten Reihe nur zwei Figuren dargestellt. Auf der linken (südlichen) Seite der Tür war der Erhaltungszustand der Wandmalereien noch schlechter — auch hier waren, allem Anschein nach, wenigstens drei, den Darstellungen der rechten Wand entsprechende, Reihen von Stifter-Bildern (und zwar von Bildern der Frauen der Donatoren) vorhanden gewesen. Die zwei obersten Reihen waren aber so zerstört, daß man nur die trennenden Ornamentlinien und hier und da Teile menschlicher Figuren erkennen konnte. Nur die dritte Reihe war erhalten; sie trug zwei stehende weibliche Figuren, deren Gesichter der Tür zugewendet waren. Man darf daher vielleicht annehmen, daß auf diesen beiden Wänden die Stifter in sich entsprechenden Reihen in der Weise abgebildet waren, daß in den oberen Reihen eine größere, in den unteren eine geringere Anzahl von Personen dargestellt war. Unterhalb der dritten Reihe war die Wandflache durch Feuchtigkeit ihrer Bilder beraubt — hier mögen, vermutungsweise, die Bilder der wichtigsten Familienglieder ihren Platz gehabt haben.

a. Gut erhalten ist die Darstellung der drei Fürsten (Mittelreihe der linken Wand).

Esscheinen Porträtdarstellungen zu sein. Der Vorderste (zur Rechten) ist von dunkler Hautfarbe, die hohe, leichtgekrümmte Nase, der vollere, wenn auch noch immer spärlich zu nennende Bartwuchs und ein etwas trotziger Ausdruck unterscheiden ihn von seinen Begleitern, die eine weißere Hautfarbe, schwächeren Bart und einen müderen Ausdruck im Antlitz haben. Bei allen ist das schwarze Haar in der Mitte gescheitelt und nach den Schläfen herübergekämmt; dort ist es ausrasiert, so daß der Haaransatz an der Stirnseite eine Spitze bildet, von der aus das Haar in einem kleinen Bogen über das Ohr nach hinten fällt. Es wird sehr lang getragen und fällt augenscheinlich, in zahlreiche breite Strähnen geordnet, bis zum Gürtel herab. Nur die vorn rechts stehende Person hat einen Ohrschmuck, die beiden anderen zeigen deutlich die nicht ausgeweiteten Durchbohrungen des Ohrläppchens.

Alle drei tragen dasselbe Kostüm; es besteht aus einem langen, roten, verschieden

gemusterten Rock, mit grünem, oberhalb des unteren Saumes einen schwarzen Streifen tragenden Futter. Dic Verschlußart des Rockes ist nicht bestimmbar. Ein Schlitz auf der rechten Seite läßt den hohen dunklen Stiefel erkennen. Am Halse erscheint ein breiterer oder schmalerer weißer Rand : Kragen oder Hcmd. Die Stellung ist die des langsam feierlichen Gangs; die Hände sind in den weiten Ärmeln verborgen; auch hier finden wir den Blütenzweig. Der Gürtel, grün mit weißen Beschlägen, ist augenscheinlich aus (ledernem?) Flechtwerk hergestellt; von dem Gurt hängt eine Anzahl leider nicht sicher bestimmbarer Gegenstände herab, nämlich rechts und links, in hübsch ornamentierten Scheiden, je ein paar Dolche (?) und zwei sorgfältig geschürzte weiße Tücher, über denen zwei schwarze mit weißen Linien verzierte, etwa herzförmige Gegenstände unbekannter Bestimmung angebracht sind. Endlich hängt rechts noch ein weißer, am oberen Ende ornamentierter, am unteren Ende geschwärzter, leicht gekrümmter Gegenstand (Schleifstein?) herab, dessen Erklärung nicht sicher ist. Auf den Häuptern tragen alle drei Personen die merkwürdige, goldene Tiara, die des öfteren auf manichäischen Bildern vorkommt, und deren Befestigungsart mittels roter Bänder, deren Enden unter dem Kinn herunterhängen, mit der der manichäischen

Kopfbedeckungen (cf. Tafel I) übereinstimmt. Den Fußboden bedeckt ein mit einfachem Blütenmuster verzierter Teppich. Zu Häupten eines jeden befindet sich eine Namentafel : nur die des vordersten Fürsten ist voll beschrieben. Sie enthält den Namen einer bekannten uigurischen Familie; der Text ist undeutlich und lautet vielleicht: ,burra s(a)fi ttuq (??)" = .der Tutuq Burra (aus dem Geschlecht) Sali." Dies Geschlecht hat lange in Chotscho' geblüht.

Der Anfang des Namens des linksstehcnden Fürsten steht auf dem dazugehörigen Täfelchen; er beginnt mit ,tu."

Vielleicht sind die Namen auf derartigen Namentäfelchen eigenhändig von den Dargestellten eingetragen worden.

Natürliche Größe: 59 X 57 cm.

b. Von den beiden auf der linken Wand dargestellten Frauenbildern ist die gleich neben der Tür erscheinende Dame am besten erhalten. Sie steht in achtungsvoller Haltung da, die Hände in den langen Ärmeln verborgen, und trägt, mit den Armen gegen den Körper gedrückt, einen in anmutiger Linie sich über die rechte Schulter erhebenden, stilisierten Blütenzweig. Ihr Gesicht ist durch verwischte Farbe leicht entstellt; die schmalen, geschlitzten und schrägstehenden Augen tragen ostasiatischen Charakter; die Nase ist nicht unedel geformt und zeigt einen hohen und schmalen Rücken. Die Hautfarbe beider Frauen ist weiß.

Wie in der Haltung, so auch im Kostüm, ergibt sich bei beiden Figuren, mit alleiniger Ausnahme der etwas verschiedenen Ohrringe, eine vollkommene Gleichmäßigkeit. Das schwarze Haar scheint in eine überaus kunstvolle Frisur zusammengefaßt zu sein, die, durch weiße und rote Nadeln gehalten und mit grünen Blütensprossen verziert, um eine Art Krone gelegt ist. Sonderbare, vielleicht aus Gold verfertigte Ornamente zieren die Haartracht ; sie bestehen auf ihrem oberen Teil aus Wölkchen und einem Rechteck ; aus fliegenden Vögeln auf den unteren, wulstigen Haarmassen. Der bis auf die Schultern herabhängende Ohrschmuck ist bei der Dame zur Rechten eine weiße Kugel (Schelle?), von der eine Art Knospe herabhängt: aus der Knospe entspringt ein schwer bestimmbarer Schmuckteil, dessen Enden ähnliche, kleinere weiße Kugeln oder Schellen tragen. Das Ohrgehänge der zweiten Dame ist im oberen Teil mit dem beschriebenen identisch, nur hängen drei blattförmige Gegenstände aus der Blüte herab.

Die Kleidung besteht aus einem langen Gewand aus glattem goldfarbigen Stoff, das die Füße vollkommen bedeckt, ja selbst — nach den von der Körpermitte konvergierend zu den Fußspitzen herablaufenden Falten zu urteilen — so lang ist, daß die Füße auf den nach innen gekehrten unteren Saum gestellt werden müssen. Es ist anscheinend vorn geschlossen ; eint Reihe weißer Punkte (Perlen?) auf roter Borte faßt den breiten, mit Ranken-Ornament verzierten Kragen ein und läuft in der VerschluBlinic bis zu den Füßen herab. Unterhalb des Knies umfaßt eine ebensolche, horizontal aufgenähte Borte den unteren Teil des Kleides; jeder Oberarm endlich trägt, armbandartig angebracht, dieselbe Verzierung. Ein rotes Untergewand (?) aus dünnem, gitterartig durchsichtig gemalten Stoff ist am Halsausschnitt sichtbar; die Ärmel dieses Kleidungsstückes scheinen aus dem unteren Teil der Ärmel des Obergewandes hervorzutreten ; sie dienen zur Verhüllung der Hände. Vom Nackenteil des Kopfputzes fällt ein rotes, unterhalb der Hüften geknotetes Tuch bis etwa auf die Höhe der Fußknöchel herab. Der Fußboden ist mit einem schmalen Teppich bedeckt; er zeigt, zwischen einfachen Umrandungen, das bekannte Muster, das in China zur Darstellung von Wasser adaptiert worden ist. Links von der besser erhaltenen Frauengestalt ist der Rand der bei der Auffindung bereits zerstörten rechteckigen Namenstafel sichtbar; die Tafel der zweiten Dame ist in der Ecke erhalten; die Inschrift lautet: ,ögrünc tigin t(a)rtgrim körki" = (,dies ist) das Bild Ihrer Hoheit der Fürstin Freude (Laetitia)".

Natürliche Größe : 62,5 X 55 cm.

cf. BRETSCHNEIDER, Notices of The Mediaeval Geography and History of Western and Central Asia, S. 198.

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