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0184 Chotscho : vol.1
Chotscho : vol.1
Chotscho : vol.1 / Page 184 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000194
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STATUE EINES BODHISATTVA AUS CHOTSCHO.

Nordöstlich"von der alten Stadt Chotscho liegt, jenseits des Stromes nördlich von dem nach Toyoq und Luk-Tschun führenden Weg, eine kleine Tempelruine, die GRONWEDEL [ebenso wie die südlich dieses Weges gelegene große Ruine (,Russisch Z°)] mit einem Buchstaben des russischen Alphabets, in diesem Falle ,Russisch B° bezeichnet hat. Ein Plan der Anlage wurde zur eigenen Orientierung aufgenommen und möge hier folgen.

Die im Plan schraffierten, von ganz ausgezogenen Linien eingefaBten Gebäudeteile im Inneren der Cella stellen den Sockel des Kultbildes (Mitte der Nordwand) und einen niederen bankartigen Sockel dar, der an der ganzen Ostwand, den östlichen und westlichen Enden der Nordwand und an der ganzen Westwand, aber nicht an der Südwand (rechts und links von der Tür)angebracht war.

Die schraffierten Flächen an der Außenseite der Ost- und der Westwand bedeuten dort angebrachte Nischen ; ihre Höhe kann man nicht angeben, da die Mauern nur noch eine Höhe von ca. 2 m hatten. Die schraffierten Mauern und der schraffierte Sockel an der äußeren

Nord- und Ostwand der Cella sind Darstellungen sehr stark zerstörter Baulichkeiten; der schraffierte Rand des großen Sockels im Norden der Anlage endlich soll eine diesen umgebende Stufe wiedergeben.

Von den Figurenresten, die GRONWE0EL bei seiner Beschreibung' dieses Tempels erwähnt, waren zur Zeit unseres Aufenthalts in Qara-Chödscha nur wenige Trümmer übrig; dagegen waren hier und da Reste von Blumenornamenten erhalten, die uns an die Malereien im Tempel .Russisch Z° (cf. Taf. 12) erinnerten. Manuskriptfragmente sind bei der Ausleerung der Cella überhaupt nicht gefunden worden. Nachdem die Räumung vollzogen war, ergab sich aber, bei genauerer Untersuchung des Mauerwerks, daß die beiden schmalen Wände rechts und links von der Tür auf der Innenseite des Baues durch jüngere, auf der Plan-Skizze durch punktierte Linien verzeichnete Mauern verkleidet waren. Durch Erfahrung belehrt, wurden diese jüngeren Mauern abgerissen. In einer flachen Nische des östlichen Teiles der Tür- oder Süd-Wand fand sich die hier wiedergegebene Bodhisattva oder Devatä-Statuette. Sie war offenbar bei einem früheren Umbau des Tempelchens vermauert worden, eine Art der Behandlung überflüssig gewordener Heiligtümer, die öfters festgestellt werden konnte. Ihren Grund hatte sie entweder in der frommen Scheu der alten Baumeister, die die heiligen Bildwerke nicht zerstören mochten, oder vielleicht in Gründen der Opportunität, die wir nicht zu ermessen im Stande sind.

Der obere Teil der Statue, die mit starken Holzdübeln an der Wand befestigt war, hatte durch die Zerstörung der Mauern erheblich gelitten. Nicht nur, daß Kopf und Schultern fehlten: der zuweilen in Mengen niedergehende Schnee oder auch einer der

t Idikutschari, S. 107.

im Turfan-Tal sehr seltenen, bei ihrem Auftreten aber außerordentlich heftigen Regenschauer hatte aufgelösten Lehm in kleinen Bächen über den Oberkörper der Statue geführt und dadurch die Farben der Gewänder teilweise abgewaschen oder unkenntlich gemacht.

Wie alle sogenannten Skulpturen dieser Kunst, ist auch diese Statue aus mit geschnittenem Rohr und Stroh vermischtem Lehm geformt. Die Körper- und Gewandteile wurden in einzelnen Stücken in aus einer gipsähnlichen Masse hergestellten Formen um einen aus zusammengebundenen Rohrbündeln und einzelnen Tamariskenzweigen hergestellten Kern gewissermaßen abgegossen und mit dreieckigen, längeren oder kürzeren Dübeln aus derselben Holzart miteinander verbunden. Die so zusammengesetzte Figur wurde dann mit einer dünnen Schicht sehr fein geschlemmten Tones überzogen und sehr sorgfältig geglättet; nach dieser Behandlung wurde eine noch dünnere Schicht weißer Grundierung (Stuckmasse?) aufgetragen und darauf die Bemalung und Vergoldung angebracht. Letztere wurde mit ziemlich dickem Blattgold ausgeführt; dieses Blattgold wurde vor der Benutzung in ungefähr passende Stücke zurechtgeschnitten und mittelst eines uns nicht bekannten Klebestoffes aufgeklebt. Die richtigen Konturen erhielt die aufgeklebte Goldfläche durch Abdeckung mit Farben. Endlich wurde sie, vielleicht mit einem Nephrit-Instrument, geglättet und wo es nötig erschien, durch eine in schwarzen feinen Linien aufgemalte Ornamentik verziert oder durch ebensolche Linien gegliedert. Dieselbe, oder eine durchaus verwandte Technik scheint bei den Miniaturen zur Verwendung gekommen zu sein.

Die Statue steht auf einem halbkreisförmigen Lotusthron, dessen Blätter vielleicht rot mit weißer Umrandung waren; der Fruchtboden war vielleicht grün bemalt, zeigt aber heute nur noch Spuren der erwähnten weißen Grundierung. (Der unterhalb der Blätter erscheinende Rand ist aus Gips; es ist eine Zutat, die zum Zwecke der Aufstellung sich als nötig erwies).

Die Füße sind nicht sehr gut modelliert und haben außerdem bei dem Einmauern der Statue gelitten: man hatte die ungebranntcn Ziegel einfach darauf aufgesetzt. Unschön wirkt auch das Überstehen der Zehen über den Rand des Fruchtbodens.

Die Figur selbst erinnert lebhaft an Vorbilder in der Gandhärakunst; der Faltenwurf ist edel und noch nicht durch ostasiatisches Mißverstehen der klassischen Formen entstellt. Charakteristisch sind die schweren seitlichen Gewandfalten, die von den Schultern oder von den, ohne Zweifel in lehrender Stellung erhobenen, zerstörten Unterarmen herabfallen. Sie zeigen reichliche Überreste einer grünen Bemalung und sind augenscheinlich Teile eines mantelartigen Überwurfes, der dem violetten, grün gefutterten Überwurf des Mönches links auf Abb. a der Tafel 16 entspricht.

Der Leibrock umschließt die Gestalt in edelem Faltenwurf; die Bemalung ist bis in die Kniegegend, dort wo in der Reproduktion die Färbung der Gewandung dunkler wird, zerstört, so daß hier die gelbbräunliche Farbe des Materials zu Tage tritt. Von der Kniegegend bis zum unteren, in schöne Falten fallenden Rande ist die nach unten hin im Ton reicher werdende rote Bemalung erhalten.

Zwei Untergewänder werden getragen ; von dem oberen erscheint nur ein dreieckiges Stück auf der linken Seite zwischen den Falten des Mantels, des Leibrockes und dem schmalen, darunter sichtbaren Streifen des zweiten, blau gemalten Unterkleides. Die Farbe dieses dreieckigen Zipfels ist rot.

Natürliche Größe: 1,50 hoch.

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