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0033 Chotscho : vol.1
Chotscho : vol.1
Chotscho : vol.1 / Page 33 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000194
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RESTE VON WANDBILDERN AUS DER

MANICHÄISCHEN RUINEN-GRUPPE „K" IN CHOTSCHO.

  1. Gruppe manichäischer Gottheiten.

Fragment eines Wandgemäldes. Gefunden im Schutte der südöstlichen ,Leichenkammer° im Norden der Ruine ,K'. Natürliche Größe 27X 195 cm.

  1. Teil des Gewandes eines manichäischen Hohenpriesters, gefunden im Schutt der Ruine ,K°, in unmittelbarer Nähe des auf Tafel Nr. I wiedergegebenen manichäisehen Wandgemäldes. Auf den Gewandfalten erscheint ein rundliches Medaillon mit dem Kopf und der linken Hand einer manichäischen Gottheit. Es ist unklar, ob dieses Medaillon als angesteckte Schmuckplatte, oder etwa als ungeschickt dargestellte Stickerei etc. aufzufassen ist. Natürliche Größe 21 X30 cm.

  2. Dieses Bild entstammt der mit dem Namen der ,Bibliothek` belegten Räumlichkeit der Ruinengruppe ,K" in Chotscho. Die auf der rechten Seite der Wiedergabe erscheinenden vier Verputzfragmente waren noch in situ; sie befanden sich an der Westwand des Bibliothekzimmers, 90 cm von der Südwestecke entfernt und ließen sich ohne Schwierigkeit abnehmen; die Feuchtigkeit, die von den in jüngster Zeit auf der Nordseite der Ruine gezogenen Bewässerungsgräben her durch den Lößboden in die Bauten eingedrungen war, hatte die Verbindung zwischen Mauer und Verputz gelockert. Das Verputzstück links oben in der Ecke unserer Wiedergabe lag dagegen auf dem aus einer 3,5 cm mächtigen, weißen (unbemalten) Stuckschicht bestehenden Fußboden in dem von der West- und der Süd-Wand gebildeten Winkel.

Das Bild, dessen Figuren eine Höhe von 65 cm haben, berührte mit der am größten Fragment der rechten Seite gut erkennbaren Schnittfläche den Fußboden, ohne auf einem gemalten Sockel zu stehen.

Dargestellt ist eine Reihe nach rechts schreitender Kriegerfiguren; auf der rechten Seite sehen wir die Reste von drei solchen Figuren, während links nur der Kopf und Teile der Fahnenlanze nebst der Kartusche (Namenstafel) einer vierten erscheint. Ob diese Figur zu derselben Gruppe gehörte oder aus Zufall in die Ecke, in der wir sie fanden, gelangt ist, lassen wir dahingestellt; der Konvenienz halber ist sie, mit einem absichtlich ziemlich bedeutenden Abstande, dieser Gruppe angeschlossen worden. Wichtig ist an dieser Figur die Art der Befestigung des roten Fahnentuches an dem Lanzenschaft durch einfache Knotung und die eigentümliche, mit drei aufrecht stehenden Vorsprüngen versehene, schwarze Kappe. Wahrscheinlich war diese Kappe mit unter dem Kinn zu befestigenden Bändern und hinten mit einem, den Nacken gegen die Sonnenstrahlen schützenden weißen Schleiertuche versehen. Die anderen Bewaffneten werden dieselbe Kofbcdeckung getragen haben, wenigstens scheint unterhalb der rot und weißen, nach links wehenden Fahne des vierten Kriegers, die in der äußersten, oberen, rechten Ecke, halb verdeckt vom Fahnenschafte der dritten Figur, ziemlich undeutlich sichtbar ist, noch der Rest des hinteren Vorsprungs einer solchen Mütze erhalten zu sein. Der Schnitt und die Art der Kleidung, die Bewaffnung und die Körperhaltung aller Figuren der Gruppe ist überall genau dieselbe, abgesehen von Verschiedenheiten im Muster der Kleiderstoffe und in den Farben der Fahnentücher. Die mittelste Figur der Gruppe rechts ist am besten erhalten und möge dem Versuch einer Beschreibung zu Grunde gelegt sein. Der Kopf ist leidlich erhalten und zeigt ein breites Gesicht mit langer Nase, deren Ansatz scharf markiert ist; die Augen stehen schräg und sind schematisch dargestellt; die Hautfarbe ist hell und eigentlich wohl weiß. Vom schwarzen Haupthaare fallen zwei breite, bandartige Strähnen auf die rechte Schulter, eine ähnliche Strähne ist über der linken Schulter zu erkennen. Das Haupt war gewiß mit der dreigezipfelten Kappe bedeckt; jedenfalls kann man Sturmband und Schleiertuch deutlich erkennen. Das Kostüm — so weit sichtbar — besteht aus einem grünen, mit großen schwarzen Blumen gemustertem, bis auf die Füße herabfallenden Gewand. Es scheint in der Mitte (?) geschlossen zu sein; am Halse hat es einen niedrigen steifen stehkragenähnlichen Abschluß; an den Seiten ist es geschlitzt und zeigt das aus andersfarbigem, hier rotem Stoffe bestehende Futter. Durch die seitliche Schlitzöffnung kann man hohe, schwarze Reitstiefel unschwer erkennen. Dcr Körper wird oberhalb der Hüften von einem doppelten, reich mit gelben (goldenen) Verzierungen beschlagenen Gurt umfaßt, an dem rechts ein ungeheurer Köcher, links ein gespannter Bogen in einem nicht sichtbaren Bogenköcher (?) hängt. Der große Pfeilköcher scheint an zwei Riemen zu hängen; seine Gestalt ist ungewöhnlich. Es ist ein

im Durchschnitt flachovaler, nach unten sich allmählich verbreiternder Behälter, dessen Fuß in einem gelben Metallbuckel zu bestehen scheint. Im oberen Fünftel erweitert sich der Behälter: hier befindet sich der Verschluß. Dieser besteht aus einem an den Seiten geradlinig, unten aber halbkreisförmig ausgeschnittenen Teil der vorderen Außen-

fläche und der dazu im rechten Winkel stehenden,   förmig ausgeschnittenen
Hälfte der Kopfseite des Behälters. Er bewegt sich in Haspen oder ist mit Riemen befestigt: auf dem Gemälde ist er, in ungeschickter Perspektive, zurückgeschlagen dargestellt. Im Innern des Köchers erblickt man die Spitzen der darin enthaltenen Pfeile, die demnach zur Schonung der Fiederung beim Hinausziehen, oder aus anderen Gründen, mit den Spitzen nach oben im Köcher staken. Vielleicht ist der Buckel am Fußende der Verschluß einer anderen Öffnung, mittelst der der Köcher gefüllt wurde.')

Der Bogen ist anscheinend an den Enden von gelblichem Holz, während der sichtbare Unterteil des Armes schwarz ist und wohl den bei manchen Bogen auf der Unterseite (Sehnenseite) aufgeklebten Hornstreifen darstellen soll ; ein Widerlager für die Sehne hat weder dieser Bogen noch die beiden, in der Form etwas abweichenden, mit Birkenrinde bezogenen Bogen auf Tafel 33. Eine Hiebwaffe scheint nicht getragen zu werden; jeder der Krieger hält aber eine lange, schwarz geschäftete Lanze mit Schuh und ungeschickt angebundener Fahne. Die Spitze fehlt leider überall.

Diedargestellten Helden sind keinegewöhnlichen Krieger;die Namenstafel zur linken trägt die uigurische Aufschrift ,ïnancu orongu targan" — Ynantschu, der Orongu, der Targan. Auf der zweiten fehlt der Name; hier sehen wir aber den Titel orongu2 in Verbindung mit dem Worte sangun, das wie seine chinesische Urform (tsiang-kiun), einen Feldherrn bezeichnet. Endlich liest man auf der letzten Tafel al//I/j/ orongu ///1///.

Nat. Größe: 157 m X 89 cm.

  1. 1. und 2. Bildfragmente aus der „Bibliothek".

I. Dies kleine Bildfragment stammt ebenfalls aus der ,Bibliothek`; es wurde noch in situ gefunden und zwar in einer Höhe von 70 cm vom Fußbodeu an der Westwand, unmittelbar nördlich von der kleinen Nische; südlich von der Nische erkannte man noch auf einem in derselben Höhe an der Wand haftenden Verputzstück, den schwachen Umriß der Giebelwand eines chinesischen Hauses (cf. Tafel No. 9). Das Fragment ist furchtbar zerstört: wir erkennen noch die Gestalten von drei weißgekleideten Manichäern, die sich vor einer aus Flechtwerk hergestellten Wand aufgestellt haben. Ins Auge fällt besonders der einem modernen Tropenhelm nicht unähnliche große weiße Hut der besterhaltenen Figur.

Nat. Größe: 355 X 345 cm.

2. Auch dieses kleine Fragment wurde in der Bibliothek gefunden. Es lag aber, ebenso wie die drei auf dem Bild No. 3 wiedergegebenen Bruchstücke, im Schutt. Nat. Größe: 16 X l45 cm.

  1. 1. 2. 3. Bildfragmente aus dem Schutt der ,Bibliothek".

I. Die Darstellung ist das fragmentare, höchst charakteristische Gesicht eines Manichäers. Sie gehört wahrscheinlich zu einem jener Bilder, auf denen lange Reihen der Weißgekleideten auftreten.

Nat. Größe: 8 X 6 cm.

  1. Fragment des Kopfes eines manichäischen Gottes oder Heiligen. Der Rest des blendend weiß gemalten Gesichts, dessen hängender Schnurrbart auffällt, ist von einem dunkelviolcttbraunen Nimbus umgeben, der, obwohl mit den Petalen der Lotusblume verziert, uns bisher nur auf manichäischen Bildern vorgekommen ist. Rechts von der Aureole erscheint auf orangegelbem Grunde der Rest einer nicht mehr leserlichen Inschrift in manichäischen Lettern.

Nat. Größe: 11 X 95 cm.

  1. Schön gemalter Kopf einer weiblichen Person. Nat. Größe: 235 X 165 cm.

Hierzu vergl. Tafel 31 und Text. Der dort abgebildete Köcher ist nur wenig verschieden. Vergl. auch Yule's Marco Polo (Cordier) London 1903, II, S. SOI.

2 Allerdings steht auf der Inschrift nur //1/1/ /,///////gu sangun. Man kann aber mit Sicherheit orongu ergänzen, was vielleicht orungu gelesen und mitorun der Platz in Zusammenhang gebracht werden kann (locum tenens?). Demnach könnte man übertragen der stellvertretende Fürst, der stellvertretende Feldherr.

2.

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