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0026 Alt-Altaische Kunstdenkmäler : vol.1
古代アルタイの芸術的文化遺産 : vol.1
Alt-Altaische Kunstdenkmäler : vol.1 / 26 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000226
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OCR読み取り結果

 

langten am Abend in Min Minussinsk an. Vom Jerba an hat• ten wir in den meisten russischen Dörfern Gelegenheit gehabt, »tschudische» Altertümer zu kaufen.

In dem hiesigen Museum befinden sich zurzeit mehrere

Inschriftsteine, die wir kopieren. — — —   J. R. A.

Brief V. U.S. 2. X. 1887, N. 228.

Minussinsk den 5 September 1887.

— — — Im J. 1876 gründete der Apotheker Martianow in Minussinsk die Bibliothek und das Provinzialmuseum, in welchem Sammlungen aus allen Gebieten der Naturwissen, schaften, der Ethnographie, der Wirtschaft sowie endlich der Altertumskunde zusammengebracht worden sind. Das Museum enthält jetzt 7 Zimmer. Es ist durch Schenkungen von Privat, personen zustande gebracht worden. Ein neues steinernes Haus für desselbe ist gegenwärtig im Bau, eine Unterneh, mung, die sich ebenfalls auf Privatmittel und Geschenke stützt. An der hierzu nötigen Summe, 20000 Rubel, fehlen noch 7000; aber die Mauern stehen schon bis zum Dach fer, tig da; als Arbeiter werden Gefangene verwendet.

Die archäologischen Sammlungen sind bereits sehr reich= haltig; so enthalten sie schon ungefähr 600 bronzene Messer und 2000 eiserne Pfeilspitzen. Wir mussten auf ein Studium dieser für die Kenntnis der hiesigen Bronzezeit überaus wich, tigen Sammlungen verzichten um uns dem Kopieren der hier, her gebrachten Inschriftsteine widmen zu können. Es gibt deren hier schon acht: drei, die Castrén und andere in das Dorf S c h u s c h a gebracht hatten, von wo sie Martianow nach Minussinsk holen liess, zwei aus dem Dorfe J u d i n a j a am Abakan und drei aus dem Uluss Tschirkowo am Uibat.

Beim Kopieren der Steine hatte man vor uns »die Cas, trénsche Methode» angewandt. Castrén hatte nämlich die Schriftzeichen schwarz, die Oberfläche der Steine weiss gefärbt, sodass es leicht war, jene auf durchsichtigem Papier zu kopie, ren. Allein die Methode war unrichtig angewandt worden. Schon in Helsingfors hatte ich beim Untersuchen der von hier erhaltenen Kopien einen Stein ausser acht gelassen, weil seine Schriftzeichen von den übrigen bedeutend abwichen. Hier bemerkten wir bald, dass die meisten Schriftzeichen an jenem Stein durch das Übermalen entstellt worden waren. Er enthielt eine ganz fremdartige Schrift, die Herr Klementz im letzten Herbst in dem Museumskataloge*) veröffentlicht hatte. Bei sorgfältiger Untersuchung, sagt er, habe man da nur 2 Schriftzeichen herausfinden können, an denen man »kaum eine halbe Ahnlichkeit» mit der »Runenschrift» habe feststellen können. An dem Stein, den man als eine eigen, tümliche Abweichung von den übrigen Steinen auf einem anderen Platze aufbewahrte, hatte man jene unbekannte und schwerverständliche Schrift mit grosser Sorgfalt schwarz ge. färbt. Nachdem wir die übrigen Steine abgebildet hatten, beschlossen wir auch von diesem Steine einen Abklatsch zu nehmen. Ein nasses Blatt Löschpapier wurde auf dem Stein ausgebreitet, und bald traten die Schritzeichen unter den Bürstenschlägen deutlich hervor. »Das ist ja die gewöhnliche Schrift», rief schliesslich mein Gefährte aus. — Es war der ab,

e) Jj, I{neNeNtr., Z(peanocTn Maxyci+ecKaro Myaen, aTnacb, Ta6a. XVII.

gebrochene obere Teil eines Inschriftsteines, dessen Schrift, zeichen englinig waren, die aber sonst in keiner Hinsicht von den früher gefundenen abwichen. Um uns von dem irreführenden Einfluss der Malerei zu befreien, machte mein Gefährte eine Zeichnung von dem Steine, während er das Lösch. papier auf demselben trocknen liess, so dass die Schriftvertie, fungen deutlich zu sehen waren. Zur Erklärung der unfrei, willigen Mystifikation gab Martianow an, dass ein Malerge, selle den Auftrag erhalten hatte alle Vertiefungen auf der Oberfläche des Steines schwarz anzustreichen, und diesen Auf, trag mit grosser Sorgfalt ausgeführt hatte, ohne zu ahnen, dass seine gewissenhafte Arbeit ein schlagendes Beispiel dafür geben sollte, wie »Castréns Methode» missbraucht werden kann.

Unsere Verfahrungsweise beim Kopieren ist folgende. Zuerst werden von jedem Stein zwei Bilder gezeichnet, von denen jedes je eine Breit, und Schmalseite des Steines nebst Inschriften wiedergibt. Die Lage und das gegenseitige Ver, hältnis der Inschriften werden dadurch verdeutlicht. Dann werden von allen sowohl deutlichen als undeutlichen Schriften wenigstens zwei Abklatsche auf Löschpapier genommen. Schliesslich wird ein solcher Abklatsch mit dem Original ver, glichen, wobei mit dem Bleistift angegeben wird, welche Linie deutlich und welche undeutlich ist. Die anderen Abklatsche werden ohne irgendwelche Vermerke der Kritik überlassen. Einen grossen Vorteil besitzen wir darin, dass wir die Formen der Schriftzeichen schon im voraus gesammelt haben, weshalb wir die von ihnen abweichenden Linien in der von der Wit, terung angegriffenen Fläche des Steines mit kritischeren Augen als frühere Forscher betrachten und die Formen der verwit, terten oder direkt abgeschliffenen Schriftzeichen interpretieren können. Bei der Veröffentlichung sind selbstverständlich solche im Verschwinden begriffenen Schriftzeichen von den deutlich erhaltenen durch Punktierung zu unterscheiden. Unter den von uns in Minussinsk abgebildeten Steinen befindet sich jener schöne Stein, der von allen bekannten »Runensteinen» der längste ist und den ich früher (Aspelin Antiquités 336) nach Strahlenberg veröffentlicht habe und an welchem die Tataren ihre Axte zu schleifen pflegten. Nicht einmal an diesem Stein gibt es viele vollständig abgenutzte Schriftzeichen.

Nachdem wir zum Kopieren dieser Steine 8'/2 Tage ver, wendet hatten — Castrén, dem die Hilfe eines Ingenieur, Offiziers zur Verfügung stand, brauchte, wie er selbst berichtet, zum Kopieren eines Steines eine ganze Woche — konnten wir unsere Reise fortsetzen. Wir hatten uns hier voneinander trennen und verschiedene Richtungen einschlagen wollen, allein Pastor Grand und sein Küster, von dem er grossen Nutzen für uns erhofft hatte und der meinem Gefährten wenigstens als Dolmetscher gute Dienste geleistet hätte, waren noch nicht angelangt; Klementz befand sich auf einer geologischen Expedi, tion nach den Quellen des Abakan und der frühere Kopist der Inschriftsteine, der Künstler Stankewitsch, war von seinem neuen Amt als Akzisenbeamter in Anspruch genommen.

Am 13. August machten wir uns von Minussinsk auf den Weg zum Abakan. Auf der ersten Strecke passiert man drei Fähren, nämlich über einen sich bis zur Stadt erstrecken. den Nebenarm des Jenissei, über den Jenissei selbst und über den Abakan, — — — weshalb wir erst um 6 Uhr morgens in dem Dorfe A b a k a n s k o j e anlangten.

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