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0046 Alt-Altaische Kunstdenkmäler : vol.1
古代アルタイの芸術的文化遺産 : vol.1
Alt-Altaische Kunstdenkmäler : vol.1 / 46 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000226
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Der letzte Teil der Reise ging langsam. — — Wir setzten die Fahrt auf dem s. g. Wege des Dschingis Khan fort, well cher der Sage nach durch sein Reiten entstanden sein soll. Er besteht aus einem ungefähr 30 Werst langen, einer Landstrasse ähnlichen Wall, der in grauer Vorzeit beim Graben eines Ka, nais zur Bewässerung der Steppe aufgeworfen worden ist; der Fluss, aus dem der Kanal sein Wasser erhielt, soll aller, dings jetzt ausgetrocknet sein. Der Kanal und der Weg führten zum Jenissei in der Nähe der Mündung des Tscha. k u lflusses. Wir wateten über den Tschakul und gelangten um 9 Uhr zu dem gleichnamigen Handelsplatz am linken Ufer des Jenissei oder U l u, K e m, wie er hier genannt wird.

Brief. III (Forts.) U. S. 26. IX. 1888, N:o 225.

— — Um 1 Uhr begaben wir uns von dort zu den In. schriftsteinen. Es gab deren nicht weniger als vier, in einer Gruppe auf der dürren Steppe neben einer Sojotenjurte, unge. fähr 3 Werst oberhalb des safianowschen Handelsplatzes, 5 Werst oberhalb der Mündung des Tschakul und eine knappe Werst von dem linken Ufer des Jenissei. Drei °) 1,25-2,00 m hohe Steine stehen aufrecht, ungefähr 20-40 Schritt von eint ander; der vierte, der 2,2o m lang ist, liegt neben dem mittel, sten; unter ihm gibt es offenbar nichts zu suchen, aber in einer Entfernung von 50 Schritt befinden sich drei ziemlich kleine Steinhügelgräber, deren Ausgrabung die Sojoten unter keinen Umständen zulassen wollten. Alle Inschriftsteine sind viereckige, rohe unbearbeitete Pfeiler. Nur der umgefallene Stein besteht aus weichem Sandstein; seine eine Seite dürfte durch Abspaltung geebnet worden sein. Zwei sind aus Gra. nit (?) und der dritte aus einer rauhen, verschiedenartig zusammengesetzten Bergart. Zwei enthalten auf drei Seiten Inschriften (der eine 55, der andere 44 Schriftzeichen), einer auf zwei (93 Schriftz.) und der vierte nur auf der einen Seite (30 Schriftz.). Verschwunden sind die Schriftzeichen nur auf der nach oben liegenden Seite des aus Sandstein bestehenden Denkmals, an welcher Schnee und Regen ihre Zerstörungs, arbeit getan hatten, denn der Stein war ziemlich tief in die Erde eingesunken.

Die Inschriften an jenen Steinen sind meistenteils recht ungeschickt ausgeführt. Dem Steinmetz dürfte eine solche Arbeit ziemlich ungewohnt gewesen sein, ausserdem waren drei von den Steinen ausserordentlich hart. Überall sieht man die Spuren des pickelartigen Werkzeugs, und die durch die Schläge entstandenen Linien hat man, wo die Arbeit am best ten ausgeführt ist, durch Reiben zu vertiefen und zu ebnen versucht. Auf der einen Seite des Steines sind die zahlreichen Inschriften zum Teil so eilig eingehauen worden, dass es oft schwer fällt zu erraten, welches Schriftzeichen der Steinmetz hat darstellen wollen ; hier ist, wie es auch anderwärts der Fall ist, der Anfang der Inschrift mit Sorgfalt, das Ende aber nachlässiger ausgeführt. Die eilig hergestellten Schriftzeichen lassen sich auch nicht auf Löschpapier kopieren, aber die be. hauenen Stellen heben sich durch hellere Farbe von der üb. rigen Steinfläche in dem Masse ab, dass wir sie auf Pauspa. pier abbilden konnten. Das Kopieren nahm ein paar Tage

°) Einer von diesen Steinen ist später nach dem Museum von Minus, sinsk geschafft worden (Granö, Arch. Beob. I, S. 13-14.)

in Anspruch (den 5.-7. August), welche zum Glück einiger. massen heiter und trocken waren.

Diese Steine sind identisch mit denen, welche Herr I. P. Kusnetzow im vorigen Sommer gesehen, Safianow aber schon lange gekannt hatte. Beinahe ihnen gegenüber (etwa '/2 Werst weiter stromaufwärts) befindet sich am rechten oder nördlichen Ufer des Jenissei der Inschriftstein, den der Ingenieur Bogo: ljubski vor 5 Jahren zwischen den Mündungen der Neben, Flüsse Kulikem und I l i k e m gefunden hatte. Er steht nicht weit (500 Met.) vom Ufer des Jenissei und ungefähr 2 Werst oberhalb der Mündung des Kulikem (.Höhlenfluss) mitten auf einem kleinen von Steinplatten eingerahmten Grabe, das ungefähr 2 m in jeder Richtung misst. Ein ähnliches Grab liegt etwa 2 m südlicher, und ungefähr 100 Schritt nach dem Ufer zu befinden sich drei Steinhügelgräber, von denen das grösste ungefähr 60 Schritt lang und 25 breit ist und an dessen Nordende die in die Erde eingelassenen Randsteine deutlich sichtbar sind; dass grosse Grab war unversehrt, die beiden anderen eingesunken. Auch dieser Inschriftstein ist von einem benachbarten harten und verwitternden Felsen gebrochen (der Bergrücken I m i e, der sich östlich von dem Steine dem Jenissei nähert, ist nur ung. 400 m entfernt). Der Stein bildet einen viereckigen Pfeiler, an welchem die Inschriften zum Teil sehr oberflächlich ausgeführt sind. Man kann hier deut, lich die Arbeit von zwei Meistern unterscheiden; der eine, geschicktere Künstler hat an der einen Seite die Arbeit des anderen fortgeführt. Die Inschriften finden sich an drei Sei, ten des Steines, im ganzen 49 Schriftzeichen, darunter eine fremde Form. Wir fuhren am B. August dorthin, zuerst mit einem Boote, das wir stromaufwärts stakten, dann von der Mündung des Kulikem an zu Fuss. Einigemal unterbrach am Nachmittag Wind und Regen unsere Arbeit, aber unter dem Regenmantel konnten wir die Kopien, obgleich noch feucht, in das Nachtquartier bringen.

Die Sojoten waren mit grosser Aufmerksamkeit unserem Vorhaben gefolgt und betrachteten argwöhnisch die Arbeit. — — — Als ein Sojotenweib Safianow sagte, dass sie diese Inschriftsteine anbeten, antwortete er, dass auch wir zu Gott beten wollten. Während ich eine Inschrift abzeichnete, kam ein Sojote herbei, beugte sein Haupt vor dem Stein und murmelte betend einige Worte, dann trat er der Reihe nach auch vor die anderen Steine und tat das gleiche. Eine grosse Scheu hatten sie davor uns irgendwie behilflich zu sein. Wir konnten z. B. keinen Sojoten dazu bewegen uns zu dem Stein am Kulikem zu begleiten; aber ein Tatar, der zu Safianows Gefolge gehörte, kannte den Weg. Schon am ersten Tage hatte ein Sojote meinem Begleiter gesagt, er könne, wenn er etwas dafür bekäme, uns einen Stein mit vielen Inschriften zeigen, der uns für 4 Tage Arbeit gäbe. Ich versprach ihm

2 Rubel, wenn der Stein eine ähnliche Schrift enthielte wie die übrigen. Er schlug ein und kam auch am folgenden Morgen zum Handelsplatze, doch war er inzwischen von den anderen eingeschüchtert worden und weigerte sich uns zum Stein zu führen. Als ich hörte, dass der Angstmacher eine Art Dorfhäuptling war, liess ich den Sojoten fragen, ob er nicht für

3 Rubel den Stein zeigen wollte. Endlich kamen wir überein, dass er ihn dem genannten Tataren zeigen sollte, welcher uns dann hinführen würde. Der Tatar begab sich am Morgen

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