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0054 Alt-Altaische Kunstdenkmäler : vol.1
古代アルタイの芸術的文化遺産 : vol.1
Alt-Altaische Kunstdenkmäler : vol.1 / 54 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000226
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OCR読み取り結果

 

abgebildeten Inschriftsteine am Uibatflusse aufzusuchen, hatte ich vor meiner zweiten Reise nach der Mongolei Martianow nach einem geeigneten Mann gefragt, der sie statt meiner in Augenschein nehmen könnte. Ein hierher verbannter Peters: burger Student Bulanow, zu dem Martianow volles Vertrauen hegte, nahm den Auftrag an und kopierte zu diesem Zweck sowohl das Alphabet der fraglichen Schriftsprache wie auch die früheren Abbildungen der genannten Steine.

Bulanows Reise blieb nicht ohne Erfolg. Mit einem Emp: fehlungsschreiben an die dort wohnenden Tataren versehen, war er mit einem Kameraden an beiden Ufern des Uibat umhergeritten und hatte sowohl den von Castrén im Jahre 1847 entdeckten wie auch einen bis dahin unbekannten In: schriftstein gefunden, ausserdem einige Steinpfeiler und sehr bemerkenswerte Flächendarstellungen, die ebenfalls bisher unbemerkt geblieben waren. Ausserdem war Martianow wäh= rend meiner Abwesenheit vom Direktor Sawenkow in Kras, nojarsk benachrichtigt worden, dass bei dem Dorfe T e s i n s- k o j e am nördlichen Ufer des Tuba sich eine kurze Felsen: inschrift befände.

Die Wartezeit in der Mongolei hatte mich in eine miss: liche Lage gebracht. Beim Ansuchen um einen Urlaub auf 4 Monate hatte ich diesmal gebeten, abgesehen von der Dauer der Rückreise, noch im September meine Sammeltätigkeit fort: setzen zu dürfen, wenn es die Umstände erforderten. Und nun wurden wir bei der Ankunft in Minussinsk am letzten September vor die Aufgabe gestellt drei neue Inschriftsteine abzubilden; ein vierter, den Proskurjakow gefunden hatte, befand sich am Weissen Jus, über welchen der kürzeste Weg nach Marinsk führte. Ausserdem sollten die Vorkeh, rungen für die Rückreise getroffen werden.

Martianow hatte als Gehilfen einen alten Deutschen, der auch auf der vorigen Expedition beim Reinigen der Inschrift- steine behülflich gewesen war. Mit ihm begab sich mein Reisegefährte Wuori, mit einem Empfehlungsschreiben an ei: nen von Martianows Bekannten versehen, frühmorgens an den Tuba um die dort befindliche Schrift zu kopieren; ich blieb in Minussinsk um die Rückreise vorzubereiten. Leider sind die Sibirier Meister in der Zeitverschwendung. Erst am fol: genden Morgen führte man Wuori von dem Dorfe Tesin= skoje über den Tuba, von wo er mit seinen Kopien am Abend nach Minussinsk zurückkehrte.48) — — — Um die Inschrift steine am Uibat kopieren zu können hatte ich beschlossen, den Heimweg über diesen Fluss zum Jus zu nehmen. Die wenigen Tage Verzögerung, die dieser Weg für die Rück: reise bedeutete, hofften wir auf der Weiterreise im Wagen von Tomsk aus nachholen zu können. — — — Am 2. Okto: ber fuhren wir von Minussinsk zum Abakan, und waren am folgenden Tage bereits in voller Arbeit am U i b a t. Zum Führer erhielten wir den Starosten von dem Ulus Trajakowa

Nikifor Damoschakow, der auch mit Bulanow gereist war. Er führte uns zuerst zu einem schon von weitem sichtbaren Grabe, das den Tataren unter dem Namen Tschalgis=Oba bekannt ist. Es ist ein schönes mit einem Zugang versehe, nes und von Randsteinen und Steinpfeilern umgebenes Step, pengrab, das ungefähr 10 Werst WSW von der Mündung des Uibat und 6 Werst vom Ufer des Abakan liegt. Am nördlichen Ende steht ein hoher Pfeiler aus Granit (?), dessen eine Seite eine von jenen eigenartig stilisierten Menschen, masken aufweist, von denen wir schon auf der letzten Expe: dition eine grosse Anzahl abgebildet hatten; an der Ostecke liegt ein zweiter mit einem mächtigen Menschengesicht ver- zierter Steinpfeiler aus Granit (?) am Boden. Das Grab verdient deswegen Beachtung, weil wir im vorigen Jahr an Gräbern dieser Art keine Bildsteine angetroffen haben.4s

Von hier aus sichtbar und in einer Entfernung von 2 Werst nordwestlich sowie 12 Werst von der Mündung des Uibat und 4 Werst von dessen rechtem Ufer liegt der s. g. Kara=Kurgen (Schwarzer Kurgan), an welchem der von Castrén gefundene Inschriftstein steht. Diesen Stein, den Castrén fand, als er nach dem von Pallas abgebildeten suchte, hatte man, wie auch die obengenannten, bisher auf dem linken Ufer des Flusses gesucht. Der Kara:Kurgen ist ein grosses von zahlreichen Steinpfeilern umgebenes Hügelgrab. Auf der Schmalseite des mittelsten Steinpfeilers an der Ostseite des Grabes befand sich eine einzeilige Inschrift, die an bei= den Enden undeutlich war. Bei unserer Arbeit überraschte uns der Sonnenuntergang; an einem mit Steppengras unter. haltenen Feuer konnten wir aber die Abklatsche trocknen. Dort fiel mir noch ein anderer Grabstein auf, dessen Breit. seite mit Zeichen derselben Art bedeckt zu sein schien, die aber zum grössten Teil gleichsam abgeschält worden waren; die Dunkelheit verhinderte eine genauere Untersuchung der: selben.

Jetzt fuhren wir auf das linke Ufer des Flusses herüber zu einem Stein Usun,Oba («der hohe Stein»), wo Bulanow einen zweiten Inschriftstein gefunden hatte, ungefähr 15 Werst westlich von der Mündung des Uibat und 3 Werst von dessen linken Arm. An allen Ecken des Grabes stehen uns gewöhnlich hohe Steinpfeiler mit eingegrabenen Bildern, von welchen Appelgren auf der vorigen Expedition einige abge- zeichnet hatte. Damals fanden wir keine Inschriften am Grabe. Eine solche befindet sich aber an der nordwestlichen Seite des Grabes, am oberen Ende eines langen, ungefähr 1 m aus der Erde hervorragenden Wandsteines, und sie besteht aus 3 zum Teil undeutlichen Zeilen. Es war dunkel, als wir am Grabe anlangten, so dass man kaum die hohen Steinpfeiler gegen den Himmel unterscheiden konnte. Wir hatten des= halb Brennholz mitgebracht und machten vor der Inschrift ein Feuer an, in dessen Schein das Kopieren vorsichgehen

48) Zusatz N:o 48.

Von seiner Fahrt nach T es i n s k o j e brachte Wuori auch Zeichnungen von den in den Felsen nördlich vom Tuba Fuss eingehauenen Tierfiguren mit, nämlich von vier Elchen und einem Ochsen; auf demselben Felsen kommen auch vier Bilder vor, die als bemannte Einbäume gedeutet werden dürften, Abb. 293.

49) Zusatz N:o 49.

Abb. 294 zeigt ein Gesamtbild des Grabes T s c ha 1. gis-Oba. Die rechts von dem mit einem Reliefgesicht ver. sehenen Steinpfeiler sichtbare Nordwestseite des Grabes soll nach einer Aufzeichnung ungefähr 18 m lang sein. Abb. 295 zeigt den skulptierten liegenden Stein (auf dem Gesamt, bilde am weitesten oben in der linken Ecke des Grabes sichtbar).

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