国立情報学研究所 - ディジタル・シルクロード・プロジェクト
『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

> > > >
カラー New!IIIFカラー高解像度 白黒高解像度 PDF   日本語 English
0044 Alt-Altaische Kunstdenkmäler : vol.1
古代アルタイの芸術的文化遺産 : vol.1
Alt-Altaische Kunstdenkmäler : vol.1 / 44 ページ(カラー画像)

New!引用情報

doi: 10.20676/00000226
引用形式選択: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR読み取り結果

 

Die gewöhnliche einzige Bekleidung der Männer war eine Hose aus Schaffell, wenn man überhaupt von einer Hose sprechen kann; denn die Hosenbeine bedeckten nur die Oberschenkel und der obere Teil liess beinahe den gans zen Bauch nackt. Der Kopf war ebenfalls unbedeckt und bis zum Wirbel, von welchem ein dünner schwarzer Zopf herab: hing, geschoren. Die Haut war so schmutzigbraun, wie ich sie früher nur bei den Bewohnern Ost,Indiens vermutet hätte. Obgleich sie an Flüssen wohnen, konnte ich an Körper und Kleidung nichts entdecken, was an Waschen erinnert hätte. In dieser Beziehung kamen mir die Kalmücken, deren Ober: körper auch oft bis zur Taille nackt war, viel sauberer vor. Wenn der Sojote vollständig angekleidet ist, trägt er einen langen Rock oder Pelz aus Schaffell am blossen Körper, eine aus demselben Stoff verfertigte, mit Ohrlappen und hinten mit roten Bändern versehene Mütze, sowie an die finnische »Pieksut» 35) erinnernde Stiefel, deren Naht mitten im Überzuge ist. Selten sah ich einen Mann mit langem Tuchrock und Hut. Die Krempen dieses Hutes stiegen, sich verbreiternd, schräg in die Höhe, so dass von dem Hutkopf nichts zu sehen war.

Die Sojoten sind bei den Russen als freche Diebe be, rüchtigt, so dass ein Reisender zur Nachtzeit sein Pferd nie, mals ohne Aufsicht zu lassen wagt. An einer Stelle am Wege sah ich zwei aufgerichtete Stöcke, zwischen denen an einem gewebten Band ein aus Wurzeln geflochtener Korb hing. In diesem Korbe hatte man den Kopf eines sojotischen Räubers verwahrt, der mit einem Helfershelfer seiner Räubereien we gen geköpft worden war. — — —

Nachdem wir aus dem Gebirge herabgestiegen waren, kamen wir rechts von Kemtschik auf eine weite Steppe. Anfangs sahen wir einige noch nicht untersuchte Steinhügels gräber; dann war ein grosser Teil der Steppe durch Kanäle bewässert und urbar gemacht worden, denn die Sojoten ha, ben mit gutem Erfolg begonnen, die alte Kanalisationsme, thode der Tschuden anzuwenden und Gerste, Weizen und anderes Getreide zu bauen, das sie als Würze zu ihren Fleisch. speisen benutzen, da sie kein Brot essen. Neun Stunden daut erte die Fahrt bis zum anderen Ende der Steppe.

Wir hatten um 11 Uhr die Quellen des Tschuja durch: watet, dann unsere Pferde auf der wasserlosen Steppe ge. füttert. Erst am Abend, als wir den Fuss der jenseitigen Bergkette erreichten, fanden wir ein Rinnsal, in welchem uns sere kleine Karawane ihren Durst löschen konnte.

Eine gewöhnliche Erscheinung des sojotischen Schamas nismus sind die s. g. A b o o, an Scheiterhaufen erinnernde, aus dürren Zweigen auf den Gipfeln der Berge errichtete

Reisighütten. — — An dem Ende der Steppe fanden wir ein skulptiertes Bild aus Granit (?), um welches ein solches Aboo errichtet war; das Bild war eingefettet und bemalt, und seine Oberfläche von schwarzen Raupen bedeckt. Vor ihm standen ein schmaler, 1 Meter langer Kasten und von Schamanen errichtete mit aufgemalten Ornamenten verzierte kleine zerbrochene Holzgestelle, die einen religiösen Zweck gehabt haben mögen. Das Gesicht des Bildes war gegen Nordosten einem niedrigen Erdhügel zugekehrt, an dessen Fusse es bis zum Gürtel in den Boden vergraben stand.36) Nach dem wir zuletzt über noch einen Berg geritten waren, gelangten wir am 31. Juli gegen Abend an das Ufer des Kemtschik, zu einem Handelsplatz der Gebrüder Safianow, namens Dschirscharek, wo der älteste Bruder, der 40.jähs rige Gregor Pawlowitsch, unser Bekannter von Minussinsk her, Mitglied der Geographischen Gesellschaft in Petersburg und aufopfernder Helfer aller Gelehrten, die in der Mongo= lei reisen, einige Stunden vorher angekommen war und wo ein anderer Bruder Jewgeni Pawlowitsch seinen Wohnort hatte.

'Wir fühlten uns jetzt wie zu Hause. Guter Tee, ein war. mes Bad und reine Betten liessen uns die ausgestandenen Strapatzen bald vergessen.

Das Zusammentreffen mit Safianow war uns um so will: kommener, als unsere kalmückischen Begleiter sich für be rechtigt hielten zurückzukehren, obgleich m. E. die Überein, kunft mit Habarow und dem Dsaisan bis zum Jenissei gelten sollte. Safianow riet uns die Kalmücken fahren zu lassen und versprach uns selbst Pferde zu besorgen. Er hatte dieselbe Reise zu machen wie wir. und kannte viele Inschriftsteine in det Nähe seiner Handelsplätze T s c ha k u l und S o l d a n welche Orte beide am Jenissei, der erstere 25, der letztere 145 Werst von der Mündung des Kemtschik stromaufwärts gerechnet liegen.

Unser nächstes Ziel war der Felsen K a j a b a s c h i, uns weit (4 W) des Handelsplatzes Bjakow, der 65 Werst unter. halb Dschirscharek liegt, wo wir uns jetzt befanden, und ungefähr 90 Werst stromaufwärts von der Mündung des Kemt. schik. Am folgenden Tage sandten wir unser Gepäck mit einem Karren ab, einem in der Mongolei ungewöhnlichen Transportmittel. Wir selbst kamen, von einem Diener Sa, fianows begleitet, am 2. August in Bjakow an. Unterwegs sahen wir einige kleine, von Randsteinen eingefasste Gräber von derselben Form wie im minussinskischen Kreise. Die Gräber sind hier in der Regel niedrige Steinhügel, die ge. wöhnlich von einem äusseren Steinring umgeben sind. Ich

 
  1. Zusatz N:o 35.

Bei dieser Art finnischer Schuhe läuft der vordere Teil in eine aufwärtsgerichtete Spitze aus wie bei den chinesischen Schuhen.

  1. Zusatz N:o 36.

Über den Platz dieses »Aboo» hat Aspelin folgende Aufs zeichnung: »Kemtschik, Bitschich.Kajâ in einer Reisig, hütte an einem (Erd)shügel. Ungef. 10 W oberhalb Dschir. scharek.» Das Bild, das einen Bart und auf dem Scheitel

30

ein Käppchen trägt und ein Trinkgefäss zwischen den Hän, den hält, ist l,io m. hoch, Abb 318.

Hier dürfte der richtige Platz sein einer Zeichnung Wuo, ris, welche in dem Reisebrief selbst nicht angeführt wird, Er. wähnung zu tun, nämlich der Abb. 319, die zwei stattliche Grabhügel, beide von einem Ring von Randsteinen umgeben, darstellt. Der dem Betrachter zunächst liegende Hügel soll einen Durchmesser von 32 m haben. Auf der Originalzeichs nung hat Aspelin folgenden Vermerk; »U r a n c h a i, K e m ts s c h i k, A l e b e 1, oberhalb des Flusses Tschuja »Kereksur» benannte Grabhügel».