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0024 Die Teufel des Avesta und Ihre Beziehungen zur Ikonographie des Buddhismus Zentral-Asiens : vol.1
The Devils of Avesta and their Relationship to Iconography of Buddhism in Central Asia : vol.1
Die Teufel des Avesta und Ihre Beziehungen zur Ikonographie des Buddhismus Zentral-Asiens : vol.1 / Page 24 (Grayscale High Resolution Image)

Captions

[Figure] Fig. 11 Brahmâ on the balcony, so called Peacock Cave, Kizil in kucha.Brahmâ vom Balkon der sog. Pfauenhöhle, Qyzyl bei Kutscha.
[Figure] Fig. 12 Indra, same as Fig. 11.Indra, wie Fig. 11.

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doi: 10.20676/00000193
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20

9.

Ich schließe hier die Reste einer Plafonddekoration an, die noch älter als die eben beschriebene in Komposition ist und in ihren Einzelheiten demselben Vorstellungskreise angehört. Wir werden auch hier Dingen begegnen, die wir sonst an buddhistischen Darstellungen noch nie beobachten konnten. Es sind die Reste der Bilder in den Gewölbekappen einer der größten Höhlen von Qyzyl, der sogenannten Statuenhöhle. Die beiden neben dem Mittelpfeiler in den großen, hinter diesem breiten Pfeiler führenden Gänge zeigen beide rechts und links, also gegenständig, Darstellungen von Götterbalkonen, also Himmelswohnungen, die, mit Bogengewölben auf eleganten Pfeilern überdeckt, vorne offen und mit einem Geländer in altindischem Stil abgeschlossen sind. In der Mittejeder dieser vierTerassen steht ein Buddha, im vierten ein Bodhisattva, also wohl der noch zu erwartende Bodhisattva Maitreya. Neben jeder dieser Mittelfiguren steht rechts ein weiß-gekleideter jugendlicher Mann, den wir in diesem Stil also Brahmâ, Suddhavâsa-Brahmâ, Brahmâ im weißen Gewande, nennen müssen und ein zweifelloser Indra, der Donnergott, stets mit einer Mütze, die ganz unindisch, uns aber aus persischen Darstellungen wohl vertraut ist. Hier fällt das archäologische Resultat, das darin besteht, daß fremder Einschub unweigerlich festgestellt werden muß, in erfreulicher Weise mit einer litterarischen Tradition zusammen, die durch die archäologische Tatsache Stütze und

Fig. 11. Brahmâ vom Balkon der sog. Pfauenhöhle,
Qyzyl bei Kutscha.

Erklärung erhält. Es ist lange bekannt, daß die buddhistische mongolische Bezeichnung der Götter Brahmâ und Indra (Sakra, Satakratu) persische Namen und nur diese verwendet und zwar deswegen, weil sie in all diesen religiösen Bezeichnungen der Nachtreter der Uighuren ist. Ein weißgekleideter Brahmâ (Fig. 11) als

Brâhmana-Jüngling steht also dem vierhäuptigen indischen Gotte ebenso schroff gegenüber, wie der persisch ausgestattete Sakra (Fig. 12) dem alten indischen Donner- und Himmelsgotte, der tausend Augen auf seinem Körper (die Sterne am Himmel, vgl. Fig. 2) zeigt. Über beide indische Formen ergo$ sich

Fig. 12. Indra, wie Fig. 11.

offenbar eine Flut von Spott, sie sind die burlesken Teufel, die der Buddha unter dem Bodhibaum siegreich überwindet, „überwinde du deine indischen Fratzen", reinere Formen, die richtigen, wirklichen Formen dieser Wesen kannten andere. Und in der Gesellschaft dieser fremden Wesen erscheinen nun neben den Buddhas und Bodhisattvas Dinge, die dem echten Buddhismus geradezu widerstreben. Die Personen nämlich, die neben diesen beiden patronisierenden Fremden auf den Balkonen dargestellt sind, sind nur jugendliche, lebhaft erregte, musizierende Devaputras und raffiniert elegant gekleidete Mädchen, deren durch prunkvolle, enganliegende Bekleidung halb erkennbare Körperformen alle jene unnatürlichen, ekelhaften Übertreibungen zeigen, die als gemeinorientalich bekannt und von Freunden solchen Haut-gouts heute so geschätzt sind. Ihre Haltung ist mehr als kokett, in einer versteckt liegenden Höhle von Qyzyl sogar schamlos lasziv. Unbegründete, zweckwidrige aber bewußte Entblößungen nannte sie einer meiner Freunde vom buddhistischen Standpunkt, und mit Recht. Das ist hier in den Gängen der Statuenhöhle der untere Abschluß der Dekoration. Darüber erhebt sich auf allen vier Gewölbekappen je eine Landschaft von genau denselben stilisierten Bergen, wie in der Hippokampenhöhle. Hier kommen nur buddhistische Mönche vor als Asketen vor blühenden Bäumen, nur im Hintergrunde erscheinen ungestört die Brâhmana-Asketen; die Mönche aber umgibt eine noch zahlreichere Tierwelt, als dort: