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Die Teufel des Avesta und Ihre Beziehungen zur Ikonographie des Buddhismus Zentral-Asiens : vol.1 | |
The Devils of Avesta and their Relationship to Iconography of Buddhism in Central Asia : vol.1 |
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Gazellenkopf (sie folgt gleich noch einmal) herumdreht und einen Ring darüberhängt, so ergibt sich daraus eine Umstülpung, Umstürzung des oben auch in der zweiten Zeile vor den Kreuzgruppen angedeuteten Systems, abgesehen davon, daß der Haken noch ein paarmal an schwerwiegender Stelle vorkommt. Aber auch die unmittelbar vorhergehende Stelle enthält zum Schluß ganz ungewöhnliche, auffallende Zeichen, dabei aber auch jenen Keil, der uns etwas verändert schon in der ersten und zweiten Zeile auffiel, und zwar beide Male nicht weit von dem eben erwähnten Haken entfernt. Dieser Keil ist in der ersten Zeile versehen mit einem dahinter durchlaufenden, fast senkrechten Strich, an dem unten zwei schräge Strichelchen angesetzt sind. Dieses seltsame Anhängsel findet sich aber auch nur mehr an der einzig wunderlichen Hieroglyphenfigur, die in Z. 3 erscheint und einer Gurkenblüte ähnelt. Diese beiden Hieroglyphen stehen also in Beziehung zueinander und diese Beziehung muß sich dadurch ausdrücken, daß sie vielleicht überhaupt nur Variationen derselben Grundfigur sind. In der Tat scheinen alle Zeichen eine ganz ungewöhnliche Fähigkeit zu besitzen, ihre Formen zu variieren und zwar offenbar zu dem Zweck, grammatische Unterschiede zum Ausdruck zu bringen. Vergleichen wir rein äußerlich die drei vorkommenden Keile mit der Figur, die wir eine Gurkenblüte nannten, so ist klar, daß der kleine Keil der Mitte das Grundmotiv ist, an das sich bald gerade, bald gebogene, bald zackenartige Umrandungen anschließen. Ja die ganze, wie wir sehen, grotesk umgestaltete Figur kann noch Anhängsel rein äußerlicher Art erhalten. Es ist in diesem Falle nur eine Möglichkeit, entscheidend einzugreifen, um die endgültige Lösung des geheimnisvollen Systems zu erzwingen, und dieser Möglichkeit wollen wir uns im folgenden, etwas Umschau haltenden Absatz bedienen, und zwar mit lösendem Erfolg.
26.
Es ist eine zweite Hieroglyphe in der Inschrift Fig. 19, die ähnliche und fast noch stärkere Veränderungen bietet. Unmittelbar unter dem Keil von Z. 1 erscheint eine Figur, die auf einem plumpen Untersatz eine Art
Dreizack darstellt, so daß das Ganze fast wie ein kleiner Stierschädel aussieht, zwischen dessen Hörnern ein durch einen Strich markierter Zacken steht. Stark verändert erscheint diese Hieroglyphe gegen Ende der Z. 1. Dort ist der Bogen wie ein Halbmond durchgeführt, der Untersatz postamentartig, der Mittelzacken breiter, ja in einem andern Falle, Z. 5, gleicht er einer Lanzenspitze und in wieder anderen Fällen, Z. 2, 5, ist eine kleine Scheibe in der Mitte. Die Hieroglyphe muß eine ganz hervorragende Bedeutung haben ; denn sie kommt oft in verschiedenen Formen vor, so in dieser Inschrift allein neunmal, am stärksten verändert durch die Vergrößerung des Unterteils in Z. 1 unter dem Keil. Sie ist die viertvorletzte der Zeile und zwar über einem Gazellenkopf und erscheint in Z. 2 wieder mit diesem Gazellenkopf hinter einer Kolonne, die einen Eselskopf zeigt und eine Art Köcher, aber hier mit der Scheibe zwischen den Hörnern. Es ist schon durch die Doppelkreuze, das enthauptete Tier, durch das harpunenartige Zeichen und durch die auflohende Flamme klar, daß hier von blutigen Todes-, wahrscheinlich Opferarten die Rede ist. Wir sehen also auch für Z. 2 den Inhalt durch die gewählten Hieroglyphen angedeutet und haben damit vielleicht schon so viel erreicht, was ein des so kunstvollem Schriftsystems Unkundiger verstehen konnte. Aber damit ist allerdings für das Schriftsystem nichts gewonnen, außer die Beobachtung, daß, wie in den chinesischen Hieroglyphen, eine Reihe Schlüssel, d. h. Stammbuchstaben, existieren müssen, die nicht nur durch Kombination mit anderen Schlüsseln, sondern auch mit Ergänzungsstrichen verändert werden können, um Zusammensetzungen und Veränderungen durch die Flexion zum Ausdruck zu bringen. Dadurch entstehen komplizierte Bildhieroglyphen, die durch das Bild andeuten, was die Lautzeichen ausdrückenden Einzelelemente zum Sprechen bringen. Und diese Schlüssel können selbst nur ganz einfache Zeichen sein: kürzere und längere Striche, schräge Linien, Bogen und Schlingen, Kreise, Halbkreise, Ecken, Dreiecke und Vierecke, vielleicht auch einzelne einfache Figuren, die bloße Umrisse bilden. Diese müssen eine Art Alphabet bilden, das durch Akzedentien recht bunter
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