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Die Teufel des Avesta und Ihre Beziehungen zur Ikonographie des Buddhismus Zentral-Asiens : vol.1 | |
The Devils of Avesta and their Relationship to Iconography of Buddhism in Central Asia : vol.1 |
II, 62
DUG LNAI MTS'AN MOR RMONS PAI MAL STAN LAS
SLON BAI T'UGS RJEI SKYA RENS RIGS DRUG GNAS
C'AR BYED NI MAI 00D ZER RNAL o BYOR MC'OG
BRTUL ZUGS GRUB BRNES YONS KYI , K'OR LOS BSGYUR
„Der in der Nacht der sechs Gifte (Hochmut, Wollust, Zorn, Neid, Verstocktheit) vom Lager der Betörung aus das Wesen der sechs Dämmerungen (Deva, Asura, Mensch, Tier, Preta und Höllengeschöpf) erbettelter Gnade hell macht, er, der Sonnenstrahl (ÿi MA 0 O ZER), der edelste der Zauberer dreht das Rad der Vollendung, da er die Zauberkraft (siddhi) seiner Bemühungen erreicht hat."
Diese vier Zeichen besagen also im wesentlichen dasselbe, was oben mit dem Durchstoßen der Pforte, wodurch die Wiedergeburtsreihen mit einem Schlage beseitigt werden sollen, ausgedrückt wurde.
Die Hauptfigur ist in den Ecken von vier kleineren Bildern begleitet, die aber Padmasambhava selbst darstellen, wie wir bald sehen werden, nicht ohne Beziehung zu der Hauptfigur. Rechts oben predigt Padmasambhava, auf einem Lichtaureol sitzend, das über einem großen, wie ein facettierter Edelstein geformter Felsensitz aussieht, vier nackten Männern; es ist offenbar Vajrâsana, also Buddhagayâ, gemeint. Dabei steht die ziemlich nichtssagendeInschriftMU STEGS DAN RTSOD PA MDSAD PA „er hält eine Disputation mit Ketzern". Viel bedeutender ist die untere Ecke rechts. Die Hauptszene zeigt Padmasambhava vor einer großen Höhle, in der zwei niedrige Tische stehen mit allem möglichen Zaubeigerät: einem gemalten Bannkreis (n andala) und davor ein Flammenbecken, daneben Schädelschalen, hier ist also die Sache im Gang, aber auf dem vorderen Tisch steht eine leere Schädelschale und daneben der auf die Spitze gestellte Zauberdolch (P'UR BU kîlaka). Es fehlt also noch ein Opfer. Vor Padmasambhava selbst liegen Opfergaben und steht noch, wie ein Kultobjekt aufgestellt, ein größererZauberdolch. Ein reicher gekleideter Mann und eine Frau knien vor dem Zauberer, und vor ihnen ein langhaariger Junge, der mit zurückgelehntem
Kopf die Hände erhebt. Er ist das noch fehlende Opfer. Eine kleine Nebenszene zeigt den Zauberer, mit dem Zauberdolch eine zusammengekrümmte, also wohl gebundene menschliche Gestalt zerfleischend, um eine Eingeweidepyramide herzustellen. Die beiden Szenen haben die Inschrift: YAN LE SOD DU P'UR PAI SGRUB PA MDSAD PA „in Yarn-le-Sod vollzieht er die Zauberbannung des Dolches". Weniger interessant ist das gegenüberliegende Bildchen unten links von der Hauptfigur. Padmasambhava sitzt auf einem Throne, einen geöffneten Brief in der Hand, vor ihm hocken zwei Abgesandte und ein Mönch, mit der Inschrift: BOD KYI RGYAL POS SPYAN ,DREN BTAN BA „der König von Tibet läßt ihn holen". Die größte Nebengruppe, oben links von der Hauptfigur, ist die merkwürdigste dadurch, daß sie die in den Legenden des Padmasambhava nur kurz gestreifte Bekehrungstätigkeit in Tâmradvîpa (Zaus-gliin) so ausführlich darstellt, wie wir es aus andern tantrischen Bildern und Texten kennen. Auf einem Tempeldache sitzt der Hindû-Gott Siva und die Durgâ und drei nackte Männer überreichen davor kniend Opfergaben und dabei eine Schädelschale. Da sie aber nicht die oben genannte Pose annehmen, so sammelt sich eine elektrische Ladung über der Schale, formiert sich zu einer zornig aussehenden Dâkinî, bezeichnet: MK'A • ,GRO BDUD oDUL MA „die Luftwandlerin (Dâkinî) Mârajit" und ein Wetterstrahl, dargestellt als Drache, schmettert die schlecht erprobten Frommen zu Boden. Die Inschrift dazu lautet: NAN SNAGS BDAG PO MU STEGS T'OG GIS BSGR-L BA „der ketzerische Herr schlechter Zaubermittel wird durch einen Blitzschlag erlöst".
Wer die Geduld hatte, bis hierher zu folgen, wird sich fragen: ist das überhaupt noch Buddhismus? Nein, es ist ein untergeschlüp'tes, mit allerlei Phrasen aufgeputztes System der infam: ten Habgier, Wollust, Grausamkeit und Heuche.ei. Es ist fast unerträglich, das widerliche Gewäsche über Erlösung, Heil der Lebewesen, Keuschheit (sic!) und unendliches Glück zu lesen, das solche Legenden und Bilder begleitet: eine durchaus moderne, neuschaffende, apart schaffende und vorurteilsfreie Atmosphäre. Ehe und Liebe, Besitz und harmloser Genuß sind Verbrechen, wider-
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