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0079 Die Teufel des Avesta und Ihre Beziehungen zur Ikonographie des Buddhismus Zentral-Asiens : vol.1
The Devils of Avesta and their Relationship to Iconography of Buddhism in Central Asia : vol.1
Die Teufel des Avesta und Ihre Beziehungen zur Ikonographie des Buddhismus Zentral-Asiens : vol.1 / Page 79 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000193
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Ecken, Kanten, eiförmige Figuren, Kreise usw. zerlegt, uns die Lettern geben, und zwar die Lettern für die medische Methode der Lesung: der Kanon des aufrechtstehenden, normalen Menschen ist also die Grundlage der Schrift, im Gegensatze dazu steht der tierähnliche Dämon, der je nach seiner zerstörenden Funktion andere, oft geradezu groteske Tierformen annimmt, denn alle diese tierischen Formen sind Entstellungen, Formenentartungen menschlicher Bildung. Das Tier ist also eine Dämonisierung des Menschen, eine Karrikatur auf menschliche Laster, nicht der Mensch etwa ist aus tierischer Form emporgestiegen und hat sich veredelt. Ja, die verachteten, feigen, hinterlistigen Gegner der iranischen Herrscher erscheinen selbst mit solch tierischen Formen, wie wir sehen werden, gezeichnet, sie sind also selbst dämonisiert, Teufel, die in Menschengestalt auf die Erde hereinbrachen, wie der Homyast sagt, bis Zarathustra sie zwang, sich wieder unter die Erde zu ducken. Wenn wir von dieser wahrhaft menschenwürdigen Anschauung ausgehen, ist die Lösung der Hieroglyphen möglich. Wir erhalten also einen dritten Fall des Ringens nach dem Kanon der menschlichen Gestalt, das in der ägyptischen Kunst ebenso scharf hervortritt, wie es in der griechischen wundervolle Idealtypen schuf. Hier freilich ist die Form selbst uns nicht überliefert, sie ist zwar latent, aber faßbar. Wir werden später in einem andern Buche das Fortleben im Mittelalter verfolgen, nachweisen, worauf sie beruht, und werden dann in der Lage sein eben durch das noch herauszuholende Mittelglied den Buddha-Kanon ebenso richtig zu zergliedern, wie die jainistischen Entartungen mit ihren dämonischen Gegenstücken. Was wir freilich zu den unten folgenden Ausführungen über die dämonischen Bildungen des mittelasiatischen Buddhismus und seiner uferlosen Dependenzen brauchen, erhalten wir aus dem, was uns jetzt zugänglich ist, durchaus ausreichend. Die Normalform des dem Erfinder dieser genialen Schrift vorliegenden menschlichen Kanons kommt auf den mir zur Zeit erreichbaren Monumenten nicht vor, aber eine ganz wohlerhaltene Karrikatur (Fig. 20) auf der Schwertinschrift und Kopf und Hand einer andern auf der Inschrift von Bor (Fig. 32). Die Entstellungen liegen

uns also näher, als die zugrunde liegende Idealbildung. Kopf und Extremitäten sind an der Figur des „Hethiters" (Fig. 20) die Hauptsache, der Körper ist mit einem langen, kurzärmlichen, gegürteten Hemd bekleidet, ja auch die plumpen Füße haben Schuhe. Die aufgehobene linke Hand bildet fast einen Kopf eines sich aufrichtenden Drachen, die plumpe Rechte scheint keine besondere Bedeutung zu haben; der übergroße Kopf aber bietet uns Formen, die ja sofort zeigen, daß die Linien, die dies widerliche Gebilde zusammensetzen, einen ganz bestimmten Sinn haben müssen. Die Art, wie Kinn und Mundpartie mit einer Linie abgetan werden, der schematisierte Bart und vor allem das umrandete Auge, das ähnlich ja auch sonst auf Dämonenköpfen (Fig. 19, Z. 2, 3, 6) vorkommt, zeigen sofort, daß die Figur selbst eine Hieroglyphe ist, ja daß diese den Mann zeichnenden Eigenarten ihn deutlich zum Teufel in Menschengestalt, die aber selbst Schrift ist, erscheinen läßt. Es ist nun zu beachten, daß eine Hieroglyphe von dieser Form, wie sie die erhobene Linke bietet, auch im Kontext von Inschriften vorkommt (Fig. 26, Z. 3 Mitte, Fig. 24, Z. 2), woraus für diese Hand zunächst ein Anhalt in den übrigen Hieroglyphen gewonnen ist.

47.

Die krüppelhafte Gestalt also, welche Inschrift Fig. 20 einleitet, hat zu schweigen, sie hat keinen Mund, mit stierem Auge weist sie eine drachenartig aufzischende, verkrüppelte, übergroße Hand nach rückwärts: hier muß also das stehen, was sie zu sagen hätte. Und die ersten Figuren der hinter ihr beginnenden Zeilen sind der mazerierte Schädel, darunter eine zangenartige Figur und darauf folgt der Name in den uns bereits bekannten fünf Hieroglyphen, der Name des Hauptdämons. Dessen Kult also vertritt dieser mundtote Mann. Es ist beachtenswert, daß nur hier bis jetzt die Vollfigur erhalten ist, da auf Fig. 32, deren Mann einen wesentlich anderen Charakter hat, außer Kopf und Hand alles andere verloren ist. Der wohlerhaltene Kopf des fast porträthaften struppigen Mannes in Fig. 19, Z. 3, unterscheidet sich stark von dieser ganzen Figur. Der Umstand nun, daß die Hand sich so wiederholt unter den Einzeln-

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