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Die Teufel des Avesta und Ihre Beziehungen zur Ikonographie des Buddhismus Zentral-Asiens : vol.1 | |
The Devils of Avesta and their Relationship to Iconography of Buddhism in Central Asia : vol.1 |
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völlig Unbuddhistisches, aber das buddhistische Element wiegt über und verhüllt zunächst das Unerklärliche so geschickt, daß es eingehender Arbeit bedarf, um sich klar zu machen, daß nicht stilistische oder persönliche Spielereien hier vorliegen, sondern Dinge von Bedeutung für die Ritualien. Nur beim Nachzeichnen des Ganzen, so mühevoll es sein mag, wird man auf die raffinierten Kompositionsgesetze aufmerksam, die Hand zuckt unwillkürlich zurück, Dinge wiederzugeben, die so ganz aus dem, was buddhistische Archäologie sonst bietet oder zu bieten scheint, abweichen. Ich sage: scheint; denn das hier geübte Auge entdeckt bald sogar an indischen Produkten rätselhafte, aus der kanonischen Literatur wenigstens unerklärliche Dinge. Vieles, was ich hier nun durchführen kann, habe ich an Ort und Stelle zeichnend und messend bereits gesehen und bestaunt , aber nicht wagen können, diese Beobachtungen meinen Berichten einzureihen. Obwohl nun diese alte Schicht einfach ist und die Stilelemente bald durchschaut sind, so sind diese doch der Niederschlag einer geradezu unerhört großen, schwer rekonstruierbaren, teilweise völlig unbekannten und nur geahnten, sehr alten Entwicklung, die das Formgut des ganzen vorderen Orients mit sich nachschleift. Überall stößt der, welcher hier der Wahrheit nachgeht, auf die derbsten Mißgriffe, er steht mit einem Schlage vor Problemen, die ganz mißachtet, übersehen, ohne Absicht der Entstellung durch ausgleichende Theorien übertüncht oder, weil falsch benannt, völlig hoffnungslos sind. Wer kann es wagen, ohne mit dem schwersten Geschütz anzurücken, mit Beobachtungen hervorzutreten, die dem als allgemein korrekt Geltenden mit der schärfsten Skepsis begegnen? Und doch wissen wir ja alle, besonders wir Indianisten, daß die durch unsere Bemühungen künstlich aufgebaute alte Geschichte Indiens, geschweige denn die Mittelasiens, ein unter allgemeinem Kompromiß aufgebautes elegantes Gebäude im Strahlenkranz einer östlichen Kultur voll tiefer Weisheit ist, das archäologische Funde jeden Augenblick, wenn nicht zum Einsturz, aber doch zu einem Umbau zwingen können, der nichts weniger, wie herrlich ist, aber sicher der Wahrheit mehr entspricht. Wie stark die
Differenz der archäologischen Auffassung von der des Philologen ist, habe ich oft bitter empfunden und mich glücklich geschätzt, diesen unausbleiblichen Kampf nicht auf einem Lehrstuhl auskämpfen oder ausbüßen zu müssen.
Freude über ein Ergebnis verherrlicht den oft abstoßenden Stoff, jahrelange Beschäftigung mit Brahmanentum oder Buddhismus kann ihr Opfer völlig hinduisieren, ja gerade der Buddhismus, dieser lächerliche, abgegriffene Spielball unserer Tage, kann den, der sich damit beschäftigen mußte, in den beneidenswerten Ruf bringen, wissenschaftlicher Schutzheiliger einer übersättigten Gesellschaft zu sein, die ein Heil für Europa in einem philosophischen System sucht, das im Orient selbst nur der Deckmantel für alles mögliche Fremde war. Die Kenntnis dieser Systeme ist eine Forderung der Zeit, aber nur in dem Sinne, wie ich (oben zitiert) bezüglich der Rotmützen Akvan Dorjeév sagen mußte.
Was sich bis jetzt aus den behandelten Bildern ergab, genügt noch nicht, entscheidend ein Urteil zu fällen über das, was sich da eingeschlichen hat, aber Folgendes, was ich „Alt-Kutscha" entnehme, läßt sich jetzt auch hier einreihen. Zwischen dieser alten Schicht und der sehr umfangreichen zweiten ist, was Kutscha und Umgebung betrifft, ein tiefer Einschnitt. Die sehr zahlreichen, alle einer Person und seiner Familie zugeschriebenen Höhlen der zweiten Schicht zeigen uns, daß unterdessen ein System durchgedrungen ist, das diese fremden Elemente offen und ungescheut in voller Gräulichkeit darstellt und z. B. eine ganz komplizierte Dämonologie mit fremden Elementen durchgebildet hat. Auch äußerlich tritt diese Veränderung scharf zu Tage. Wir sehen nur selten mehr Mönche in roten oder gelben Kutten, sondern in blauen, zwischen denen sich oft, aber immer an dunklen Stellen z. B. in den hinteren Gängen noch ein Mönch in weißer Robe einstellt. Ich habe an der zitierten Stelle diese Dinge auf die Einführung des Kâlacakra - Systems, auf das „Zeitrad" geschoben und damit die unleugbaren Beziehungen zum System des Manichäismus erreicht. Ferner habe ich dort auf das fast verlorene seltsame Schriftsystem dieser Sekte hingewiesen, ohne die Lösung bringen zu
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