National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0030 Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1
Buried Treasures of Chinese Turkestan : vol.1
Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1 / Page 30 (Grayscale High Resolution Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000198
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

14   A. y. Le Coq, Turfanexpeditionen

kaum zwölf Jahre alt, seine Religion zum Teil bereits ausgebildet zu haben.

Als er das 24. Jahr erreicht hatte, erschien ihm wieder ein Engel oder himmlischer Bote und forderte ihn auf, mit seiner Lehre hervorzutreten. Und so predigte er seine Religion zum ersten Male zu Ktesiphon am Krönungstage des Sassanidenkönigs Schapur I. (24. März 242).

Sein Erfolg scheint nicht groß gewesen zu sein; wir sehen den Jüngling vielmehr gleich nach diesem Ereignis jene lange Periode der Missions- und Studienreisen antreten, in deren Verlauf er Turkistan (Cin), Indien und Ostiran aufgesucht und überall einen Schüler als seinen Vertreter zurückgelassen haben soll.

Nach 40 Jahren kehrte er zurück, und zwar mit so gesteigertem Ansehen, daß er es wagen durfte, den Bruder des Schapur, Peroz, zur Annahme seiner Lehre einzuladen. Der Prinz war ihm günstig gesinnt und vermittelte sogar eine zweite Audienz mit dem König, die dem Mani die Erlaubnis brachte, seine Lehre durch seine Schüler in Iran verbreiten zu lassen.

Aber die zoroastrische Priesterschaft, ergrimmt über diese Begünstigung eines Ketzers, stachelte den König gegen Mani auf. Er mußte sich verbergen, wurde aber unter der Regierung des Bahram, des Sohnes des Nachfolgers des Schapur, gefangen. Nach einem Disput mit der Priesterschaft, in dem er unterlag, wurde er gekreuzigt, und die Leiche, in zwei Teile zerschnitten, mit Stroh ausgestopft, an den Toren der Residenzstadt Dschundisabur aufgehängt. Das Datum seines Todes dürfte nach einer unserer Handschriften das Jahr 273 n. Chr. sein.

Mani war ein eifriger Förderer der Künste. Er selbst war berühmt als Maler, und das in so hohem Grade, daß seine Feinde, die muhammedanischen Araber und Perser, sich seiner weniger erinnern als Stifter einer gegnerischen Religion, sondern als Urtyp eines großen Malers. Auch seine Weisheit wird lobend erwähnt.

Für die religiösen Schriften, in denen er seine Lehren niederlegte, bediente er sich einer besonderen Abart der syrischen Schrift, deren klare und einfache Charaktere von großer Schönheit sind. Nach einigen war diese Schrift eine Geheimschrift, die er erfunden habe; nach anderen war es die in einem kleinen Distrikt Babyloniens übliche Variante der syrischen Schrift.

Seine Bücher wurden mit der besten Tinte kalligraphisch auf dem besten weißen Papier geschrieben und oft mit wunderbar schön ausgeführten Miniaturen illuminiert; ein Umstand, der den Zorn der Christen wie der Muhammedaner in hohem Grade erweckte.