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0115 Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1
Buried Treasures of Chinese Turkestan : vol.1
Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1 / Page 115 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000198
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Die Tempel-Siedelungen von Sängim, Aghyz, Bäzäklik usw.   77

mäßig wie mit Karmin übergossen. Vor diesem Berg liegt eine scharfgeschnittene Anhäufung von schwarzem Bergsand; darunter breitet sich die Ebene aus, die, wie die Ruinen der Bauten selbst, die goldgelbe Farbe des Löß zeigen.

Wenn wir dann den Mond aufgehen sahen, der groß wie ein

Heuschober am Firmament erschien, so änderte sich die Färbung der Berge und des Löß in überraschender Weise. Der Berggipfel wurde violett-blau, die Anhäufung schwarzen Bergsandes grün mit

goldenen Reflexen, der Löß aber nahm, je nachdem er beschattet war, die wunderbarsten und gespenstischsten Färbungen an, hier karminrot, dort violett, dort blau, dort dunkelschwarz, kurz, nirgends habe ich eine derartige phantastisch-wundervolle Farbensymphonie gesehen, wie sie uns dort jede Mondnacht bescherte. Legte man sich dann auf sein Lager, so schlief man doch zunächst trotz aller Ermüdung nicht ein; die Eindrücke des Tages mit ihren Erlebnissen waren zu mächtig, um den Geist schnell zur Ruhe kommen zu lassen.

In der Totenstille, die stets dort herrscht, hörte man dann das Plätschern des Baches, der unten am Fuß des Ausschnittes in schnellem Gefälle einherbrauste, wie ein verspottendes Lachen. Wenn auch die Landschaft von fabelhafter, unbeschreiblicher Schönheit war, so entbehrte sie, zumal wenn dieses gespenstische Lachen an das Ohr drang, nicht eines gewissen Elements des dämonisch Unheimlichen.

Man begriff, warum überall in diesen Tempeln die Dämonenfratzen an den Wänden erschienen.

Mitten in die Totenstille einer solchen Nacht erschallten plötzlich schauerliche Laute, als ob hundert Teufel auf einmal losgelassen seien. Wir sprangen erschrocken auf, ergriffen unsere Büchsen und liefen auf die Terrasse. Da sahen wir zu unserem Schrecken den ganzen hufeisenförmigen Ausschnitt mit Wölfen besetzt, die, die Nase in die Luft gehoben, mit langgezogenem Geheul den Mond begrüßten.

Unsere Diener eilten herbei und beruhigten uns : „Herr, Herr, Ihr braucht Euch nicht zu fürchten, die tun Euch nichts !" Und so war es auch. Nach einigen Schüssen, von denen einer einen der Besucher traf, verließen uns die Tiere, nachdem sie ihren angeschossenen Kameraden verzehrt hatten. Dies Ereignis hat sich noch einmal wiederholt, uns aber das zweite Mal nicht mehr aus der Fassung gebracht.

Der Wolf, wie in den nördlichen und westlichen Siedlungen besonders bei Schicho und Manas, bei Maralbaschi aber auch am