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0170 Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1
Buried Treasures of Chinese Turkestan : vol.1
Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1 / Page 170 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000198
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118   A. v. Le Coq, Turfanexpeditionen

Die Arbeitsteilung war folgende. Ich war Reisemarschall und Verwalter der Finanzen, auch Späher nach neuen Siedlungen, und vermittelte den Verkehr mit den chinesischen Behörden und den Türken.

War eine Siedlung entdeckt, so säuberten wir, Bartus und ich, die Tempel und machten die Funde an Handschriften und Altertümern aller Art. Herr Pohrt half zuweilen bei diesen Arbeiten und widmete sich sonst besonders der Photographie und dem Aufnehmen der Tempelmaße usw.

Waren die Tempel gefunden, ausgeräumt und mit Tamariskenbesen sauber ausgekehrt, so wurde Grünwedel hineingeführt. Er kopierte dann die Bilder, maß und machte sich wissenschaftliche Notizen, denen wir das im ganzen vortreffliche Buch „Altbuddhistische Kultstätten" verdanken.

Für den Verkehr mit Türken und Chinesen hatte Grünwedel wenig Neigung, denn er scheute sich vor diesen Leuten und konnte nicht mit ihnen verkehren, da er kein Wort Türkisch oder Chinesisch sprach oder verstand.

Leider hatten wir hier einmal ein Unglück zu beklagen. Beim Säubern eines der Höhlentempel kam eine Schuttlawine aus der Höhe herab und verschüttete einen unserer Arbeiter, der schwer verletzt wurde. Eine für dies Land beträchtliche Summe, es waren 20 Taler, beschwichtigten aber sowohl den Mann wie seine Familie, wie auch den chinesischen Beamten, der auf die Nachricht von diesem Unfall sich um den Verunglückten bekümmerte. Von vier Talern kann eine vielköpfige Familie hier bequem einen Monat leben.

Wir hatten hier ein merkwürdiges Erlebnis. Als wir am 3. März jeder in seiner Höhle der Arbeit oblagen, ging plötzlich nach einem sonderbaren, donnerähnlichen Getöse ein erheblicher Steinschlag prasselnd vor der Tür meines Tempels aus der Höhe nieder.

Herr Bartus, der als alter Seemann vollkommen schwindelfrei ist und die höchstgelegenen Tempel zu ersteigen vermochte, hatte eine Höhle gewählt, die sich über der von mir bearbeiteten erhob und ich fürchtete, daß er mit dieser Höhle abgestürzt sei. Im nächsten Augenblick aber — alles ging mit fabelhafter Geschwindigkeit vor sich — sah ich Bartus mit seinen Arbeitern den Abhang herunter-eilen — meine Türken unter Geschrei hinterher ! Auch ich folgte ihnen und wie ein Blitz waren wir unten in der Ebene, gefolgt von großen Blöcken Gesteins, die mit fürchterlicher Wucht an uns vorbeirasten, ohne daß, ich kann es heute noch nicht verstehen, ein einziger von uns verletzt worden wäre.