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0199 Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1
Buried Treasures of Chinese Turkestan : vol.1
Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1 / Page 199 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000198
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Arbeiten in der Oase von Kurla-Karaschahr usw.   137

Auf diesem Weg passiert man einige kleinere Flußläufe, die vom Norden herunterkommen. Sie haben alle ein tiefes mittleres Bett, das auf beiden Seiten von breiten Steinhalden eingef aßt ist. Diese Strombetten muß man vormittags, jedenfalls meist vor 2 oder 1/23 Uhr nachmittags passieren. Um diese Zeit erreicht nämlich das Wasser der Gletscherschmelze im Hochgebirge diesen Teil der Ebene. Es kommt brüllend mit rasender Geschwindigkeit in braunroten Massen dahergetobt, und wer im Strombett, selbst auf den Steinhalden, von dieser Flut gepackt wird, hat wenig Aussicht, mit dem Leben davonzukommen.

In Kutscha angelangt, war ich sehr zufrieden, meinen Diener Egämbärdi, der wegen Krankheit dort zurückgeblieben war, anzutreffen. Ich brauchte jetzt Bedienung und besonders einen Koch, denn ich war sehr geschwächt durch das erwähnte Übel.

Egämbärdi kochte vortrefflich, und besonders das Reiswasser (conjee), das er ganz schmackhaft zuzubereiten wußte, tat mir gut.

Hier erwartete ich meinen Wagen und erneuerte in der Wartezeit meine Bekanntschaft mit einem Manne, der früher der unumschränkte Herrscher, Herr über Gut und Blut, seiner kriegerischen Untertanen gewesen war.

Es war Mir Säfdär Ali, der „tham" oder Fürst von Hunza, einem kleinen Raubstaat im Himalaja, dessen unter dem Namen der Kandschuti berüchtigten Bewohner den Yarkänder Karawanen auf ihrem Weg von oder nach Leh aufzulauern pflegten. Die Waren und die Kaufleute wurden entführt, letztere als Sklaven durch ganz Innerasien verkauft.

Mir Säfdär Ali forderte die Engländer heraus. Ein kleines Heer unter Col. Durand mußte gegen ihn gesandt werden und nach einem heftigen Widerstand der Hunzaleute wurden ihre unglaublich starken Positionen forciert und das feste Schloß von Hunza besetztl. Der „tham" floh nach Turkistan, wo die Russen ihm das fürstliche Salär von 25 Rubel p. m. auszahlten, in der Erwartung, sich dieses Kronprätendenten einmal gegen England bedienen zu können. Dies war eine falsche Rechnung, denn wie ich später erfuhr, hatte dieser Mann seine ganze Familie, und die seines Wäzirs — angeblich 56 Personen — mit eigener Hand getötet.

Er war bei seinen Untertanen gefürchtet und verhaßt.

Seine Erscheinung war die eines Europäers. Ein großer, herkulisch gebauter Mann mit hellen Augen und dunkelblondem Haupt-

1 Die Geschichte dieser an das Phantastische grenzenden Waffentat findet man in dem äußerst lesenswerten Büchlein von E. F. Knight, Where three Empires meet, London, Longmans 1897.