National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
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Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1 | |
Buried Treasures of Chinese Turkestan : vol.1 |
134 A. v. Le Coq, Turfanexpeditionen
bergen überrascht, und nur einer der drei Leute kam erschöpft und durch Kälte erstarrt zu den Höhlen, wo unsere Arbeiter hausten. Seine zwei Begleiter und der Esel waren unterwegs liegen geblieben und umgekommen. Die Leute, die wir mit Nahrungsmitteln und Kleidung ihnen entgegensandten, fanden nur die toten Körper.
Es ist erstaunlich, welche merkwürdige Abkühlung ein solcher Regen im Gebirge ganz plötzlich veranlaßt.
Die Hitze zwingt die Menschen, nur mit ganz leichten Kleidern zu gehen. Kommt man dann in einen solchen Sturm und die damit verbundene Abkühlung, so reichen die Kleider nicht aus und die Erstarrung tritt schnell ein.
Die große Höhle, die „Stadthöhle", so genannt nach einem eine ummauerte Stadt darstellenden Wandgemälde, deren Funde wir an diesem Regentage retteten, lag ganz im Norden und war durch abgestürzte Trümmer so verschüttet, daß nur der aller-oberste Teil der Tür sich als kleine Öffnung darbot. Im übrigen stand eine Pyramide von Schutt vor und in der Tür, die eine Böschung nach außen, die andere Böschung in den Raum des Höhlentempels hinein.
Ich ließ von einigen 40 Arbeitern diese Schuttpyramide entfernen, räumte die Höhle aus und stieß in der Höhe von etwa einem Meter vom Fußboden auf eine ungeheure Menge von Handschriften in indischer Schrift. Es waren besonders zahlreiche tocharische Manuskripte hier vertreten. Sie lagen zerstreut rings um den Rest einer stehenden Buddhastatue, die an der Mitte der Rückwand der Cella angebracht war.
Aus den Umständen des Fundes schloß ich, daß diese Manuskripte im Innern der Buddhastatue niedergelegt worden waren, und später Plünderer, denen es bekannt war, daß solche Statuen zuweilen Kostbarkeiten enthalten, sie aufgebrochen und beraubt hatten.
Die Tempelschänder hatten die kostbareren Gegenstände mit sich genommen, die für sie wertlosen Manuskripte aber durch den Raum des Tempels, der damals schon mit einer meterhohen Schicht Lößstaub bedeckt war, zerstreut. Der Fund an Manuskripten hörte ebenso plötzlich auf, wie er begonnen hatte, ich ging noch tiefer, fand aber dort das Erdreich durch Feuchtigkeit fest zusammengebacken. Ich verzichtete daher auf weitere Untersuchung. Professor Grünwedel besuchte Schortschuq noch einmal von Turfan aus; er ging bis auf den Boden und studierte die von mir bereits in ihren oberen Teilen freigelegten, freilich recht zerstörten Bilder genauer.
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